Kaum ist Nicolai aus dem Auto gestiegen, wartet auch schon das erste Kamerateam auf den dänischen Nationalspieler, der eher zurückhaltend den Eingang zum Besucherzentrum betritt. Dort warten neben zahlreichen Journalisten Katja Krauser, Pressesprecherin für Kunst und Kultur bei der BASF, sowie Christine Busch, die als freie Mitarbeiterin im Besucherzentrum tätig ist und die heutige Führung leiten wird. Während sich die Lebensmittelchemikerin auf gewohntem Terrain bewegt, ist der Däne doch trotz seiner Zeit bei Bayer Leverkusen erstmals in einem Chemiewerk unterwegs.

Für den Tross, der den Stürmer begleitet, geht es zu Fuß hinauf in den vierten Stock, wo Christine Busch zunächst einen Einblick in die Geschichte der BASF gibt. 1865 zur Produktion von Teerfarben gegründet, zählt der Konzern heute zu den führenden Chemieunternehmen der Welt. Wie groß allein der Standort Ludwigshafen ist, erfährt Nicolai, als die Mitarbeiterin des Besucherzentrums erklärt: „Das Gelände der BASF ist so groß, wie 1.400 Fußballfelder.“ „Unbelievable big“, antwortet der erstaunte Fußballprofi, der auf persönlichen Wunsch die komplette Führung auf deutsch erhält und sich nachdrücklich beeindruckt zeigt. Nach diesem erstaunlichen Größenvergleich, nimmt sich der 21-Jährige abseits etwas Zeit, um einige Fragen zu beantworten.

Nicolai, vor Deinem Besuch wusstest Du lediglich, dass Ludwigshafen viel Industrie besitzt. Wie sind Deine Eindrücke von der BASF?
Hier ist es wirklich sehr interessant und ich habe schon jetzt viel gelernt. Die Größe von 1.400 Fußballfeldern ist beeindruckend genauso wie die vielen Informationen, die ich hier bekomme. Kaugummi, Fußballschuhe, Kunstrasen, die BASF macht einfach alles. Außerdem habe ich gehört, dass viele der Mitarbeiter große FCK-Fans sind. Ein Grund mehr, das Unternehmen einmal genauer kennenzulernen.

Hauptthema der BASF ist die Chemie. Wie weit ist es denn mit Deinen naturwissenschaftlichen Fähigkeiten?
In der Schule waren Chemie genauso wie Physik und Biologie nicht so mein Ding. Sport und Englisch waren meine Lieblingsfächer. Generell muss ich sagen, dass die Schule für mich zwar wichtig, aber nie so wichtig, wie der Fußball war. Ich wollte von klein auf Fußballprofi werden und habe auch direkt nach meinem Schulabschluss einen Profivertrag bei AB Kopenhagen unterschrieben. Wenn überhaupt, dann wäre ich vielleicht noch Polizist geworden, aber einen wirklichen Plan B musste ich mir zum Glück nicht machen.

Beim AB Kopenhagen bist Du sportlich gesehen groß geworden. Welche Bedeutung hatte damals der Fußball für Dich? Wie ist Deine Entwicklung bei AB verlaufen?
Ich habe schon mit drei Jahren angefangen, Fußball zuspielen und wurde zunächst von meinem Vater trainiert. Mit zehn Jahren bin ich dann zu AB Kopenhagen gewechselt, damals eine richtig große Nummer in Dänemark. Fußball war mein Leben und am Anfang habe ich mich auch wirklich sehr gut entwickelt und viele Tore geschossen. Im Laufe der Pubertät bin ich dann aber leider nicht so gewachsen, wie meine Mitspieler, sodass ich Probleme bekam, mitzuhalten. Eine schwere Zeit für mich, in der mir Fußball nicht immer so viel Spaß gemacht hat. Zum Glück bin ich dann aber in einem Jahr 17 Zentimeter gewachsen, von da an ging es bergauf und 2009 konnte ich dann mein Debüt in der ersten Mannschaft feiern. Ein unvergessliches Erlebnis. Mein kleiner Bruder spielt übrigens auch bei AB Kopenhagen. Er ist 13 und der Topscorer seiner Mannschaft.

Das Talent scheint also in der Familie zu liegen. Neben Deiner Vereinskarriere hast Du ab der U18 bis zu U21 alle Jugendnationalmannschaften Deines Heimatlandes durchlaufen. Eine prägende Zeit?
Wie für jeden anderen Fußballer auch, war und ist es für mich ein tolles Gefühl im Nationaltrikot auflaufen zu dürfen. Bei meinem ersten Spiel für die U18 haben wir vor knapp 5.000 Zuschauern gegen Italien gespielt, daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich konnte mich dort auf sehr hohem Niveau mit den besten meines Jahrgangs messen und sehr viel lernen. Mein persönlicher Karrierehöhepunkt war die U21-Europameisterschaft 2011 im eigenen Land, auch wenn wir dort schon in der Vorrunde ausgeschieden sind. Mit meinem U18-Trainer Per Andersen habe ich sogar noch heute regelmäßig Kontakt. Er ist ein wichtiger Ratgeber für mich und hat mir in der Vergangenheit schon oft geholfen.

Von Dänemark ging es dann zu Bayer Leverkusen in die Bundesliga. Ein großer Schritt für einen 19-Jährigen…
Oh ja, das war es. Immerhin habe ich davor nur in der zweiten dänischen Liga gespielt. Bayer hat mich drei oder vier Monate gescoutet und nachdem ich im Sommer eine Woche am Trainingslager teilgenommen hatte, kam es zur Vertragsunterzeichnung. Ich weiß noch genau, wie beeindruckt ich von den vielen Zuschauern war, als ich bei meinem ersten Bundesligaeinsatz gegen Gladbach eingewechselt worden bin. In Dänemark hat der Fußball nicht so eine große Bedeutung wie hier und dementsprechend ist die Stimmung eine ganz andere.

Dennoch heißt es, dass sich Skandinavier schnell in Deutschland integrieren können. Wie schwer fiel Dir die Umstellung?
Da ich in der Schule nie Deutschunterricht hatte, fiel es mir zu Beginn sehr schwer, die Sprache zu lernen. Mittlerweile kann ich mich aber ganz gut auf deutsch verständigen, sodass vieles leichter geht. Zudem musste ich mich erst einmal daran gewöhnen, nicht mehr ständig meine Eltern und meine Geschwister um mich zu haben. Zum Glück besuchen sie und meine Freundin mich aber regelmäßig, sodass ich nie lange allein bin. Von Vorteil ist natürlich auch, wenn du, wie hier beim FCK, einen weiteren Landsmann in der Mannschaft hast. Leon ist ein super Typ und ich bin wirklich sehr froh, dass er hier ist.

Wir unterbrechen unser Gespräch, sodass Christine Busch ihre Führung im Besucherzentrum fortsetzen kann. Von der Geschichte geht es in die Gegenwart zum Bereich „Lifestyle und Sport“, wo unter anderem über das Haarlabor der BASF informiert wird. Dort entstehen ständig neue Haargele, Sprays und Shampoos. Als Highlight bietet der Frisurenautomat die Möglichkeit, die neusten Trends auszuprobieren, wobei sich Nicolai zur Freude von Frau Busch sofort als Probant zur Verfügung stellt und sich unter anderem für Dreadlocks und rote Haare entscheidet. Beim nächsten Exponat ist der Stürmer dann wieder mehr in seinem Element, erklärt die Besucherführerin der BASF doch anhand eines Fußballschuhs sehr anschaulich welche Materialien alles von dem Ludwigshafener Chemiekonzern stammen.

So stellt die BASF einen Spezialkunststoff für die Sohlen und Stollen her, damit diese leicht, strapazierfähig und gelenkschonend sind. Eine spezielle Lederchemikalie macht den Schuh zudem wasserdicht, indem sie jede Faser mit einem Schutzfilm überzieht. Gleichzeitig bleibt das Leder atmungsaktiv. „So bekommen Sie auch im Regen keine nassen Füße“, erklärt Christine Busch dem aufmerksam lauschenden Gast aus Kaiserslautern.

Vor Leon und Dir waren schon mehrere Skandinavier beim FCK. Unter anderem auch Dein Berater Bjarne Goldbaek. Hat er Dir einen Wechsel nach Kaiserslautern empfohlen?
Bjarne ist mit dem FCK Pokalsieger und Deutscher Meister geworden und hat in den drei Jahren richtig gut gespielt. Natürlich hat er mir von seiner Zeit in Kaiserslautern erzählt. Besonders von der Tradition und der Geschichte des FCK. Zugleich hat er aber auch betont, dass ich hier viel mehr arbeiten muss, als bei meinen früheren Vereinen. Die Fans wollen sehen, dass jeder Spieler in jedem Spiel alles gibt. Auch wenn ich zu Beginn mit kleineren Verletzungen zu kämpfen hatte, hoffe ich, diesen Anforderungen in Zukunft gerecht zu werden.

Du sprichst Deinen Start bei den Roten Teufeln an. Wie bewertest Du Deine bisherigen Einsätze? Welche sportlichen Ziele hast Du mit Deinem Wechsel verbunden?

Ich wollte durch den Wechsel Spielpraxis sammeln und wieder mehr Spaß am Fußball haben, da ich in Leverkusen keine wirkliche Perspektive hatte. Leider habe ich mich dann aber direkt im Trainingslager am Sprunggelenk verletzt, sodass ich nur teilweise an der Wintervorbereitung teilnehmen konnte. Das war und ist sehr ärgerlich, da ich immer spielen und dem FCK mit guten Leistungen helfen will. Ich konnte bei meinen bisherigen Einsätzen leider noch nicht das abrufen, was ich kann und werde im Training deshalb weiter Gas geben, um zusammen mit der gesamten Mannschaft auf dem Platz zu überzeugen.

Zudem hast Du noch immer die Chance, bei der EM 2012 dabei zu sein…
Das stimmt. Der dänischen Nationaltrainer Morton Olsen, hat mich im November letzten Jahres zum ersten Mal in die A-Nationalmannschaft berufen, worauf ich zwei Spiele für mein Heimatland machen durfte. Olsen hat mir klar gemacht, dass ich bei regelmäßigen Einsätzen große Chancen habe, bei der EM dabei zu sein. Für mich würde damit ein großer Traum in Erfüllung gehen. Deshalb ist es wichtig, dass ich spiele und Tore schieße. Das hilft mir und auch dem Verein: Der FCK kann die Klasse halten und ich kann mich für die dänische Nationalmannschaft empfehlen.

Nach der Derbyniederlage musste sich die Mannschaft der berechtigten Kritik von Fans und Verantwortlichen stellen. Wie gehst Du persönlich mit der aktuellen Situation um?
In meiner jungen Karriere habe ich natürlich noch keine Erfahrung gemacht, die der unseren auch nur annähernd gleich kommt. Nach 13 Spielen ohne Sieg steigt der Druck auf jeden einzelnen und du spürst in jeder Sekunde, sei es in der Kabine, beim Training und besonders im Stadion, dass wir uns im Kampf um den Klassenerhalt befinden. Einfach ist das nicht, aber auch solche Situationen gehören zum Fußball dazu und müssen von uns Spielern gemeistert werden. Der FCK ist ein großer Verein und wir alle wissen, wie wichtig es für die Fans und die ganze Umgebung ist, dass wir die Liga halten. Das ist unsere oberste Priorität und dafür wollen wir alles geben.  

Der Rundgang im Besucherzentrum der BASF neigt sich dem Ende entgegen, doch bevor es für den 21-Jährigen wieder zurück an den Betzenberg geht, gibt Christine Busch noch einen kurzen Einblick in die Forschung des Chemiekonzerns. Besonders angetan hat es dem Neuteufel dabei das Multitalent Oppanol, ein synthetischer Kohlenwasserstoff, dessen Konsistenz von zähflüssig bis gummiartig reicht. „Wow, das ist unglaublich“, fährt es aus dem sonst so ruhigen Dänen heraus, als er erfährt, dass Oppanol in Kaugummis, Heftpflastern und Isolierglasfenstern genauso wie in Kabelisolierung, Dachabdeckungen und Pipeline-Ummantellung steckt. Mit diesem Chemiewissen im Gepäck verabschiedet sich Nicolai von seinen Gastgebern, die wie viele ihrer Kollegen aus der BASF, als eingefleischte FCK-Fans auf den ersten Rückrundensieg gegen Wolfsburg hoffen.

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