Hallo, Stiven. Das Trainingslager ist gerade beendet, das Spiel gegen Liverpool abgepfiffen. Wie fühlst Du dich und wie lautet Dein erstes Fazit?
Ich fühle mich richtig gut, müde aber gut. Nach dem Trainingslager freue ich mich auf meine Freundin und etwas freie Zeit. Wir haben sehr hart gearbeitet, die Sonne hat gebrannt und ich musste mich, wie meine Kollegen auch, mehr als nur einmal überwinden. Auch in den Testspielen ist es dann manchmal ganz schön hart, wenn die Beine schwer sind und man die Einheit vom Vormittag noch in den Knochen hat. Aber das ist jedes Jahr so und in diesem Jahr war es eben etwas mehr als sonst. In der Mannschaft bin ich sehr gut aufgenommen worden. Man merkt, dass da im letzten Jahr etwas zusammengewachsen ist. Wir unternehmen viel miteinander und auch auf dem Platz oder im Training wird viel miteinander gesprochen oder Späße gemacht.
Du warst vier Jahre in Cottbus und hast dort auch Bundesliga gespielt. Warum bist Du nun gewechselt?
Ich hatte das Gefühl, dass jetzt der nächste Schritt kommen muss. Nach vier Jahren dort war die Zeit einfach richtig, um zu gehen. Das erste Jahr in Cottbus war schwer, denn alles war neu und ich musste mich eingewöhnen. Aber das zweite und dritte Jahr waren gut und wir haben gute Ergebnisse gezeigt. Im vierten Jahr lief es nicht so wie gewünscht und jetzt bin ich froh, hier zu sein. Ich habe mit Marco Kurz und mit Stefan Kuntz sehr offene Gespräche geführt und gespürt, dass beim FCK etwas im Aufbau ist. Selbst beim Testspiel gegen Liverpool waren 22.000 Fans und wer hier schon mal vor vollem Haus gespielt hat, der weiß, warum der „Betzenberg“ überall, auch in meiner Heimat bekannt ist.
Du sprichst Deine Heimat an. Schaust Du noch regelmäßig nach Kroatien auf die dortige Liga?
Ich muss ehrlich sagen, dass ich seit meinem Wechsel zu Energie Cottbus nicht mehr wirklich informiert bin. Ich weiß nicht wirklich was passiert, nur die Headlines auf Internetseiten bekomme ich mit. Bei meinem alten Club zum Beispiel weiß ich, dass die Situation viel besser geworden ist. Viele Stadien in Kroatien müssen unbedingt renoviert oder neu gebaut werden. Hätten wir die Europameisterschaft 2010 zusammen mit Ungarn bekommen, wären sicher sechs neue Stadien gebaut worden und das bringt was mit. Aber was soll ich sagen, soweit ich es einschätzen kann, hat sich bis jetzt nicht so viel verändert. Was den Nachwuchs angeht, so ist die Entwicklung etwas besser geworden. Früher hat man ein paar gute Spiele gemacht und ist dann als junger Spieler sofort weggekauft worden. Das hat zwar ein wenig Geld gebracht, aber am Ende hat immer der Verein verloren und die Spieler waren meisten zu jung, um zu wechseln und haben dann zu wenig gespielt.
Aber bei Dir hat es doch geklappt, oder?
Ja, aber ich habe Glück gehabt und auch gespielt. Aber als ich mit 17 Jahren nach Schalke gegangen bin, war das schon schwer. Ich konnte noch nicht gut deutsch sprechen und habe meine Familie und Freunde vermisst. Nach drei Monaten wurde es besser. Wir wohnten in einer Wohnung neben der Geschäftsstelle in Gelsenkirchen und waren alle noch sehr jung. Kai Hesse wohnte mit mir dort, Bilal Aziz, der später beim VfL Osnabrück gespielt hat, und Ralf Fährmann, der jetzt bei Frankfurt ist. Wir waren dort völlig unkontrolliert, nur einmal am Tag kam eine Frau und hat uns Mittagessen gebracht.
Wie bist Du von da nach Cottbus gekommen?
Marc Wilmots hat mich zusammen mit Tamas Hajnal nach Belgien zu Sint-Truidense mitgenommen. Doch als er weg war, wollte man uns auch nicht mehr. Ich war ausgeliehen und hatte noch ein Jahr Vertrag auf Schalke. Igor Pamic (Ehemaliger Stürmer von Hansa Rostock/ heute Trainer; die Red.) hat mich dann überredet, zu ihm nach Pula zu gehen und dort zu helfen. Ich habe das dann ohne Vertrag gemacht, weil ich mich nicht wieder fest binden wollte. Wir haben dann gegen Inter Zaprešić gespielt und mich hat jemand angerufen und gesagt, dass Deutsche Scouts da wären, um einen Abwehrspieler anzuschauen, aber wenn ich gut spielen würde, dann könnte was passieren. Ich habe drei Tore gemacht und vielleicht das beste Spiel meines Lebens gemacht. Vasile Miriuţă (Ehemaliger Profi bei u.a. Cottbus & Duisburg; die Red.) war da als Scout für Cottbus. Er sagte mir, dass sie mich haben wollen, aber sie müssten noch das letzte Spiel gegen 1860 München gewinnen, damit sie als Dritter aufsteigen. Der Transfer würde nur klappen, wenn sie aufsteigen. Ich weiß noch, wie ich vor dem Computer saß und im Internet das Ergebnis angeschaut habe. 1-1 zur Halbzeit. Das hätte nicht gereicht. Ich wäre fast wahnsinnig geworden, doch dann ist es 3-1 Ausgegangen und sie haben Wort gehalten.
Kroatien hat sich nicht qualifiziert für die Weltmeisterschaft. Gibt es einen Umbruch im kroatischen Team?
Ich denke, wir hatten eine sehr gute Chance, aber in der Qualifikation hätte England einfach nicht gegen die Ukraine verlieren dürfen. Das hatte schon einen komischen Geschmack, aber das ist Vergangenheit. Slaven Bilic ist ein sehr guter Trainer und ich denke, es wird einen Umbruch geben. Er hat mich in der U21 trainiert und ich bin sicher, wenn ich mich in Kaiserslautern durchsetze, dann habe ich eine gute Chance, auch für meine Heimat zu spielen. Aber das geht nur, wenn ich in Kaiserslautern gut spiele und wir Erfolg haben.
Vielen Dank und alles Gute für die Saison!