Hallo, Leon. Du hattest in der vergangenen Woche unter muskulären Problemen zu leiden. Wie geht es Dir jetzt? Hast Du die Schwierigkeiten überwunden?
Nein, leider noch nicht so ganz. Zum Ende des heutigen Trainings (17.07.10) bekam ich wieder Probleme. Aber ich habe lange und gut mit dem Doc gesprochen und er wird mir weiter helfen.
Du sagtest, es könnten Umstellungsprobleme sein, weil Du in Dänemark anders und weniger trainiert hast.
Ja, zu Beginn dachten wir das, aber es scheint nicht nur daran zu liegen, denn auch in Dänemark haben wir über drei Stunden gearbeitet und hier sind es halt vier bis fünf. Die erste Woche war wesentlich intensiver, das war schon außergewöhnlich. Aber es geht mir trotzdem gut und ich bin sicher, wir bekommen das in den nächsten Tagen in den Griff. Solange beiße ich halt auf die Zähne, denn ich will möglichst jede Einheit mitmachen. Aber viel trainiert haben wir auch in Dänemark.
Wie hat sich der dänische Fußball in den letzten Jahren Deiner Ansicht nach entwickelt?
Wir haben mit Bröndby und FC Kopenhagen zwei große Vereine, die viel Einfluss haben. Es kommen auch viele gute Spieler nach Dänemark und sie werten die Liga auf. Aber natürlich ist das für viele nur eine Durchgangsstation, weil sie schnell in eine große europäische Liga wechseln wollen. Es ist schwierig, diese Spieler zu halten. Doch ich denke, dass sich die dänische Liga, die Vereine und auch der Fußball den wir spielen, in den letzten fünf Jahren weiterentwickelt hat, und dass diese Entwicklung noch weitergehen wird, weil viele Vereine immer professioneller arbeiten und die Nachwuchsarbeit noch besser klappt.
Die dänische Nationalmannschaft scheint im Umbruch. Wie siehst Du das? Welche Spieler wachsen nach?
Spieler wie Simon Kjaer, der gerade nach Wolfsburg gewechselt ist, oder Christian Eriksen von Ajax sind sehr gute Spieler, die noch viel erreichen können. Und natürlich Nicklas Bendtner.
Und Leon Jessen?
(lacht) Ich hoffe natürlich auch, eine Rolle spielen zu können. Wenn ich mich in der Bundesliga durchsetze, werde ich auch eine Rolle in der Nationalmannschaft spielen können. Das entscheidet aber allein Morten Olsen, den ich sehr schätze. Er ist ein sehr guter Trainer, der sehr taktisch geprägt ist und viel Wert auf das Team legt.
Hast Du dir Spiele bei der WM angeschaut?
Klar, aber nur vor dem Fernseher.
Denkst Du, Spanien ist ein würdiger Weltmeister?
Ja, sie spielen einen sehr attraktiven und technisch anspruchsvollen Fußball. Ich denke, sie haben es verdient. Aber auch die Deutschen haben sehr guten Fußball gespielt.
Deine Position ist die linke Seite, bevorzugt die Defensive. Welcher Spieler hat das bei der WM am besten gespielt?
Puh. Da waren einige, die das richtig gut gemacht haben. Wenn es darum geht, wessen Spielweise ich mag, dann ist es tatsächlich Philipp Lahm, auch wenn er mittlerweile auf der anderen Seite spielt. Er hat eine gute Balance zwischen offensiven und defensiven Aktion, ist schnell, laufstark und hat einen guten Schuss. Außerdem kann er richtig Druck über seine Seite aufbauen. Ich denke, er ist einer der Besten der Welt auf dieser Position, egal ob links oder rechts.
Was macht Leon Jessen in seiner Freizeit? Hast du Hobbys?
Keine besonderen. Ich verbringe die Zeit mit meiner Freundin, mit Freunden, gehe aus oder lese. Auf noch mehr Sport habe ich dann keine Lust mehr…
Wie groß ist die Umstellung für Dich von Dänemark nach Deutschland?
Zu allererst ist es natürlich die Sprache. Ich hatte zwar Deutsch-Unterricht in der Schule, aber das ist über fünf Jahre her und ich habe kaum ein Wort Deutsch seitdem gesprochen. Jetzt muss ich es halt wiedereinsetzen, dann kommt es von allein zurück. Alles andere wird sich mit der Zeit geben und ich bin gespannt, soviel wie möglich über die Region zu lernen, in der ich jetzt lebe.
Du stammst aus dem dänischen Zentrum. Was macht die Gegend dort aus?
Wir haben in Dänemark grob drei Regionen, Jütland, Fünen und Seeland. Ich stamme aus der Mitte von Jütland, von wo es in jede Richtung eine Stunde ans Meer ist. Bei uns gibt es keine Fischerboote, sondern die Menschen sind häufig Farmer. Allerdings nicht meine Familie. Mein Vater arbeitet bei einer Bank und meine Mutter bei einem Zahnarzt.
Kennst du die Bundesliga und was glaubst Du, braucht unsere Mannschaft, um im nächsten Jahr bestehen zu können?
Natürlich kenne ich die Bundesliga. Jeder, der sich für Fußball interessiert, schaut sie in Dänemark. Ich denke, wir müssen sehr konzentriert und fokussiert auftreten. Natürlich müssen wir ein gutes Konzept haben und als Gruppe funktionieren – eben ein Team sein. Das muss auf und neben dem Platz klappen, denn nur als Kollektiv haben wir eine Chance.
Vielen Dank für das Gespräch.