Hallo, Christian. Ist die Arbeit im Trainingslager eigentlich nochmal schwerer, als die Vorbereitungseinheiten auf dem heimischen Gelände?
Nein, das würde ich nicht sagen. Im Trainingslager geht es sicher sehr intensiv zu, aber ich glaube es geht hier auch darum, dass man näher zusammen ist und nicht immer wieder nach Hause fährt. Wir sind weiter eine junge Truppe und haben viele neue Spieler, da ist es dann schon wichtig. Ich kann zwar nur für mich sprechen, aber es läuft wirklich sehr gut.
Es ist auffällig, dass der Unterschied zwischen Christian Tiffert auf und neben dem Platz sehr groß ist. Wie kommt es, dass Du so ausgeglichen bist, wenn du keine Fußballschuhe anhast?
Das war eigentlich schon immer so, aber seit ich eine Familie habe, da wird man eben noch ruhiger. Man kann das glaube ich für jeden sagen, der Familie hat. Aber für mich gilt es neben dem Platz schon immer. Ich war immer schon entspannt, das ist eine meiner sehr guten Eigenschaften (lacht). Auf dem Platz ist das was anderes, da kann ich auch schon ein Heißspornsein, aber privat bin ich glaube ich sehr „gechilled“, wie man sagt. Das können manche nicht verstehen, dass ich zwei Gesichter habe.
Beim Training in Herxheim sind zeitweise mehrere hundert Zaungäste. Hast Du seit deinem Wechsel die Euphorie schon näher zu spüren bekommen?
Sowas habe ich bei meinen Stationen noch nicht erlebt und auch in Kaiserslautern ist die Begeisterung sehr präsent. Natürlich waren wir fast immer auf dem Trainingsplatz und haben unsere Arbeit gemacht, aber ein bisschen was bekommt man schon mit. Aber das war mir ja vorher klar. Deshalb musste ich auch nicht lange überlegen, als der Wechsel sich anbahnte. Ich konnte mir das gut vorstellen, egal in welcher Liga, denn ich glaube, dass ich hier zum Verein, wie man hier Fußball lebt und vom Spielertyp her und auch menschlich ganz gut hinpasse.
Also werden der FCK und Christian Tiffert länger etwas voneinander haben?
Davon sollte man immer ausgehen, wenn man zu einem Verein geht. Man entschließt sich ja nicht nur, die drei Jahre zu unterschreiben, um nur die drei Jahre zu bleiben. Sondern das Ziel ist ja so gut Fuß zu fassen und so wichtig für die Mannschaft zu sein, dass es eine längere Station oder mehr wird.
Hast Du mit deiner Familie schon ein Zuhause gefunden?
Ja, wir haben in der Nähe von Kaiserslautern etwas mit Garten gefunden, so dass auch Platz zum Spielen mit der Familie ist. Meine Frau erwartet ihr zweites Kind und da brauchen wir den Platz.
Du bist einer der erfahrenen Spieler im Kader. Merkst Du, dass die jungen Spieler deine Hilfestellung suchen oder brauchen?
Sowas muss sich erst ergeben. Ich bin keiner, der hier hinkommt und sagt: Ich habe so-und-soviel Spiele, ich werde jetzt hier ne Leitfigur. Das muss sich entwickeln, das ist nichts, was man aufs Papier schreibt und dann ist das so. Ich bin von meinem Charakter so, dass es erstmal langsam anrollen muss. Die Leute müssen sich beschnuppern und kennenlernen. Mit dem einen kann man so sprechen, mit dem anderen so. Letztlich hat zum Beispiel die Rolle des Führungsspielers nichts mit Erfahrung zu tun, sondern mit Leistung.
Was ist Deiner Meinung nach ausschlaggebend, den Klassenerhalt zu schaffen?
Neben der Fitness und Geschlossenheit sicherlich auch ein Publikum das hinter dir Steht oder ein Stadion, wo eine gewissen Enge herrscht und eine hitzige Atmosphäre. Unsere Abwehr, die letztes Jahr ein Prunkstück war, bleibt bestehen oder die Gefährlichkeit bei Standards, die ist natürlich noch da. Sicher sind wichtige Spieler gegangen, aber es sind gute neue dazugekommen und ich glaube, man hat bei den ersten Testspielen gesehen, dass wir eine spielstarke Mannschaft sind, denn wir hatten viele kreative Momente.
Du hast letzte Saison ein sehr kurioses Tor gemacht. Wirst Du da häufig drauf angesprochen?
Gerade wieder. Ich denke mal, das Tor von Lampard bei der WM war tragischer als mein 5:0 gegen Frankfurt, bei dem der Ball mehrere Meter vor dem Tor aufgekommen ist. Man kann sich schon fragen, wie man das nicht sehen kann. Ich konnte es nicht, aber ich kann nur sagen, dass es mir für den Schiedsrichter leid tut, dabei bleibe ich auch.
Zum Abschluss: Wo siehst Du die größten Unterschiede zwischen der Bundesliga und 2. Liga?
Es herrscht eine ganz andere Aufmerksamkeit. Wir haben zwar eine starke 2. Liga, aber die Bundesliga ist das Flaggschiff des deutschen Fußballs und es wird ganz anderes gesprochen über den Spieltag. Die Stadien kommen dazu und die ganzen Traditionsvereine. Auch wenn es davon einige in der 2. Liga gibt, aber wenn man die ganzen Stadien anschaut und immer kommt ein besonderer großer Gegner. In der Bundesliga kann wirklich jeder jeden schlagen. Das ist in der 2. Liga anders, denn da sind am Ende immer die unten, die den geringsten Etat haben. Es ist auch ein riesiger Unterschied, ob man in der ersten oder zweiten Liga auf Platz Zehn steht. Wenn man in der zweiten auf Platz Zehn ist, wenn man ehrlich ist, interessiert es keinen. Das ist nicht Fisch nicht Fleisch. Für viele Vereine ist zum Beispiel aber Platz Zehn in der Bundesliga ein Riesenerfolg über den auch gesprochen wird. Das ist in Liga Zwei ganz anders, da ist das dann kein Bringer.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg.