Hallo, Chadli. Du hast in den letzten Jahren wegen Verletzungen selten die Vorbereitung mitmachen können. Wie wichtig ist es, dass Du jetzt dabei bist?
Ja, ich habe zum Beispiel letztes Jahr komplett gefehlt und war erst gegen Ende der Hinrunde richtig fit. Dann habe ich auch gespielt – die letzten acht Spiele der Hinrunde. Wichtig ist jetzt, eine richtig gute Vorbereitung mitzumachen, mit der Mannschaft zusammen zu sein und keine Verletzung zu bekommen. Bis jetzt klappt das sehr gut und ich kann mir die Kraft holen, die man für eine ganze Saison braucht. Ohne richtige Vorbereitung fehlt schnell die Substanz, um durch das ganze Jahr zu kommen.
Es sind bisher neun neue Spieler mit dabei. Wie wurden die Neuen und wie wurdest Du integriert?
Ich habe ein sehr gutes Gefühl. Die neuen Spieler sind sehr schnell integriert worden, denn man weiß kaum noch, wer neu ist und wer nicht. Wir haben schon viel Spaß gemeinsam und ich kann da nur „Danke“ an die alten Spieler sagen, dass sie es den neuen so einfach machen.
In Mainz wurdest Du offiziell als Stürmer geführt. Wo siehst Du dich selbst?
Ich spiele überall, wo der Trainer mich hinstellt. (lacht) Im Mittelfeld, rechts, links oder zentral oder auch als Stürmer habe ich oft gespielt und auch gute Spiele gemacht. In Mainz habe ich auch auf der Sechserposition gespielt. Ich fühle mich auf den Außenbahnen besonders wohl. In Mainz habe ich letzte Saison häufig die Jokerrolle gespielt, bin immer reingekommen und habe nach vorne nochmal Druck gemacht. Am Ende der Saison habe ich dann wieder von Anfang an im offensiven Mittelfeld hinter Bance gespielt und zum Beispiel gegen Schalke ein gutes Spiel gemacht. Ich hätte nur gern zum Abschied noch ein Tor gemacht…
Ist Dir die Rivalität zwischen Mainz und dem FCK bewusst?
Klar. Das sind spezielle Vereine. Der FCK hat eine große Tradition und ist der viel größere Verein, von daher denke ich, dass ich mich mit dem Wechsel weiter entwickelt habe, aber meine vier Jahre in Mainz waren sehr gute Jahre. Solange ich in Mainz gespielt habe, bekam ich von der Rivalität kaum etwas mit. Erst als mein Wechsel bekannt wurde, da hat man mich drauf angesprochen, geschimpft oder Scherze gemacht. Ich sehe das gelassen. Beide Vereine sind gute Clubs, aber ich bin jetzt bei Kaiserslautern, habe für drei Jahre unterschrieben und will für den Verein mein Bestes geben. Das will ich auch den Fans zeigen. Ich komme aus dieser Region, bin hier zu Hause und es war wichtig für mich einen weiteren Schritt zu machen. Weiter nach oben zu gehen und so sehe ich den Schritt zum FCK – auch wenn wir Aufsteiger sind, der FCK ist ein großer Verein.
Wie siehst es mit Deiner Zukunft in der algerischen Nationalmannschaft aus?
Ich war im erweiterten Kader für die Weltmeisterschaft. Gegen Serbien war ich dabei und der Trainer hat sieben neue Spieler getestet. In Südafrika war ich dann nicht dabei, aber die Nationalmannschaft bleibt für mich immer ein Thema. Ich muss mich aber zu allererst auf meinen Verein konzentrieren. Wenn ich hier gute Leistungen bringe, dann bin ich sicher wieder dabei.
Wie hat sich der algerische Fußball entwickelt?
Ab dieser Saison wollen sie in Algerien eine richtige Profiliga einrichten. Es gibt ein paar richtig gute Vereine in Algerien, die schon afrikanischer Meister geworden sind und eine gute Entwicklung genommen haben. Nicht nur in Algier. Auch ES Setif ist gut oder Jeunesse Sportive Kabylie.
Du bist in Frankreich geboren und aufgewachsen. Ist Frankreich Deine Heimat und möchtest du später wieder leben?
Ich habe natürlich auch eine enge Bindung zu Algerien. Dort leben große Teile meiner Familie und ich bin häufig dort. Aber etwa 100 Kilometer von Kaiserslautern entfernt, bin ich groß geworden und dort ist meine Heimat. Ja, Frankreich ist ok und wahrscheinlich werde ich, wenn ich nicht mehr Fußball spiele, auch wieder dort leben. Aber Frankreich ist nicht mehr so wie früher. Es macht keinen Spaß mehr. Der Rassismus nimmt sehr zu dort und für Schwarze oder Araber ist es immer schwerer, dort ein normales Leben zu führen. Wenn du nur etwas trinken gehen möchtest, kannst du sofort Probleme bekommen. Um in eine Disco zu gehen, musst du dem Türsteher immer sagen, dass du Fußballprofi bist oder jemanden wichtigen kennen, um überhaupt als Araber eine Chance zu haben, reinzukommen. Das ist nicht gut und bezieht sich auf alle Lebensbereiche. Ich fühle mich in Deutschland im Moment viel wohler als in Frankreich. Hier habe ich noch keine Probleme damit gehabt. Deutschland ist toleranter und weltoffener. So empfinde ich das. Ich bin zwar nur alle sechs, sieben Tage bei meiner Familie, und dann geht es, aber wenn du länger da bist, ist es wirklich schwer.
Du sprichst deine Familie an. Hast Du Geschwister?
Meine Eltern waren jeweils zwei Mal verheiratet und ich habe sechs Halbschwestern und sechs Halbbrüder. Aber niemand von ihnen spielt Fußball. Sie besuchen mich oft und jetzt wo ich noch näher an meiner Heimat wohne, werden sie sicher noch häufiger vorbeikommen und auf den „Betze“ kommen – sagt man das so?
Sehr gut, Chadli. Letzte Frage: Wo ist der Unterschied zwischen der Bundesliga und 2. Liga?
In der Rolle, die du als Verein spielst. In der 2. Liga müssen Mainz oder Kaiserslautern vorne mitspielen. Du musst aufsteigen, du bist ein Spitzenteam der Liga. In der Bundesliga ist das anders, du hast eine andere Rolle, du spielst gegen den Abstieg.  Der zweite Unterschied liegt darin, dass Fehler in der Bundesliga direkt mit einem Tor bestraft werden. Das ist in der 2. Liga häufig anders. Aber der größte Unterschied ist die Rolle, die ein Verein einnimmt. Für uns wird jedes Spiel in der Bundesliga wie ein Pokalspiel, wir müssen immer alles auf eine Karte setzen und viele Punkte holen. Alle Punkte zählen.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg auf dem "Betze"!

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