Es war die logische Konsequenz. Dass die Roten Teufel nach einem 0:0 zu Hause gegen den VfL Bochum mit einem lautstarken Pfeifkonzert in die Kabine verabschiedet wurde, hatten sie sich selbst zuzuschreiben. Zu wenig konnte das Team im Vorwärtsgang überzeugen, zu wenig Chancen herausspielen. Da nützt dann auch der Hinweis auf die abermals gute Defensivleistung nichts. Angesicht der mangelnden Möglichkeiten vor dem gegnerischen Tor fällt es schwer, sich darüber zu freuen, dass es in den bisherigen fünf Begegnungen im Jahr 2013 nur ein einziges Gegentor gab. Und das fiel wohlgemerkt in Unterzahl beim Tabellenführer. Aber da jeder weiß, dass man im Fußball nur gewinnen kann, wenn man selbst Tore erzielt, möchte auch niemand Ausflüchte suchen. Einig sind sich alle: Das war zu wenig. Zu wenig Betze.
„Wir haben im gegnerischen Drittel meist die falschen Entscheidungen getroffen. Da haben einfach Kreativität und Ideen gefehlt. Im Endeffekt war es gerade nach vorne einfach zu wenig“, resümierte ein unzufriedener Franco Foda nach dem Spiel, in dem Tobi Sippel mit seinen Paraden sogar noch dafür sorgen musste, dass der FCK am Ende nicht gänzlich ohne Punkte dasteht. Doch der Torhüter möchte nicht nur die Offensivkräfte der Mannschaft in die Pflicht nehmen. „Wir sind elf Leute auf dem Platz, davon darf jeder ein Tor schießen“, machte Tobias Sippel deutlich, dass es nicht darum geht, einem bestimmten Mannschaftsteil die Schuld in die Schuhe zu schieben. Auch von Druck angesichts der immer näher rückenden Teams im Kampf um den Relegationsplatz möchte man auf dem Betze nicht sprechen. „Es gibt keinen Grund für Nervosität im Kampf um Platz drei. Wem jetzt die Nerven versagen, der ist fehl am Platz.“, sagte Chris Löwe nach dem Spiel.
Nein, Ausreden sucht man nicht oben am Betze. Dennoch war die Reaktion von den Rängen, vor allem während der Partie, für den ein oder anderen FCK-Profi eine ganz neue Erfahrung. „Als ich einen Rückpass zu Tobi spielen musste, weil ich den Ballverlust vermeiden wollte, hat plötzlich das ganze Stadion gepfiffen. Das habe ich so noch nie erlebt. Ich verstehe die Unzufriedenheit der Fans, aber leider geben uns die Pfiffe nicht gerade die nötige Sicherheit“, sagte Innenverteidiger Dominique Heintz, der ebenso Verständnis hat für den Unmut der Zuschauer wie sein Mannschaftskollege Markus Karl: „Die Fans haben natürlich das Recht zu pfeifen. Sie haben sich das genau wie wir anders vorgestellt und sind genauso enttäuscht wie wir. Aber ich denke man hat gesehen, dass wir unbedingt wollten. Nur haben wie die guten Ansätze leider nicht gut zu Ende gespielt. Das reicht nicht, um zu gewinnen. Daran müssen wir arbeiten.“
Als FCK-Legende Ronnie Hellström vor dem Spiel im Stadion begrüßt wurde, dachte so mancher Fan zurück an die alten Zeiten. Als sich Mannschaft und Fans als kämpferische Einheit präsentierten. Damals. Oldschool praktisch. Auch davon war beim Spiel gegen Bochum nicht viel zu spüren. Kritik an den Fans ist sicherlich nicht angebracht, solange es die Mannschaft nicht schafft, den berühmten Funken vom Rasen auf die Ränge überspringen zu lassen. Dennoch, gerade in schwierigen Phasen spielt die Unterstützung der Kurve für das Team eine wichtige Rolle. Der Betze muss seinen Schrecken wiederbekommen. Verantwortlich hierfür ist ganz klar in erster Linie das Team auf dem Platz. Doch jeder im Umfeld des FCK ist jetzt gefragt. Das große Ziel Bundesliga ist nicht aus den Augen. Den Relegationsplatz zu halten ist das Ziel. Die Roten Teufel werden gejagt. Schnell wieder in die Spur finden und die Jäger weiterhin auf Abstand halten ist das Ziel. Mithelfen müssen dabei aber alle.
Die Aufarbeitung des Spiels begann bereits am nächsten Morgen. Beim sonntäglichen Auslaufen schickte Franco Foda das komplette Team auf Trainingsplatz vier. Markus Karl musste aufgrund einer schmerzhaften Hüftprellung kürzer treten und ein individuelles Programm absolvieren, ebenso wie die angeschlagenen Alexander Baumjohann und Enis Hajri. Ansonsten gab es für die Physiotherapeuten des FCK wieder viele Beine zu kneten und die üblichen kleinen Blessuren zu versorgen, von schweren Verletzungen blieben die Roten Teufel jedoch verschont.
Die nächste Trainingseinheit setzte das Trainerteam am Dienstag, 5. März 2013, an. Dann beginnen die Roten Teufel mit der Vorbereitung auf die anstehende Partie bei Eintracht Braunschweig.