Gerne erinnert man sich vor allem in der Pfalz an spannende Begegnungen mit den Geißböcken, bei denen am Ende meist die Roten Teufel lachen konnten. So auch gestern, beim 3:3-Unentschieden im RheinEnergieStadion zu Köln. Man könnte gerade meinen, beide Teams haben sich im Kabinengang mit Robbie Williams „Let me entertain you“ auf die Partie eingestimmt.
Zugegeben, so nah am Rande einer Niederlage stand der FCK in dieser Saison selten. Und bei einem Blick auf das Lazarett wäre wohl auch keiner im Umfeld der Pfälzer allzu enttäuscht gewesen. Galt es doch beim Spiel in der Domstadt gleich jede Menge verletzte Akteure zu kompensieren. Nachdem kurzfristig auch noch Kapitän Albert Bunjaku aufgrund muskulärer Probleme und Innenverteidiger Marc Torrejon nach einem Schlag auf den Oberschenkel ausfielen, musste FCK-Chefcoach Franco Foda mit Sascha Wolfert und Mario Pokar noch zwei Spieler aus dem U23-Kader der Roten Teufel mit ins Rheinland nehmen. Für Sascha Wolfert stand am Ende sogar der erste Einsatz in der 2. Liga zu Buche und Franco Foda untermauerte einmal mehr seine Aussagen, auch jungen Spielern eine Chance zu geben. Und es scheint eine Stärke der Roten Teufel zu sein, dank einem qualitativ breiten Kader nahezu jeden Spieler ersetzen zu können. „Wir haben einen tollen Zusammenhalt in der Mannschaft, jeder ist für den anderen da, dadurch können wir auch die Ausfälle verkraften, auch wenn uns durch das Fehlen der erfahrenen Spieler natürlich viel Qualität verloren geht“, so Dominique Heintz. Und auch Doppeltorschütze Mo Idrissou findet nur lobende Worte für die „zweite Reihe“. „Wenn jemand ausfällt ist ein anderer da und nutzt seine Chance“, so der mit nun sieben Treffern aktuell Führende der Zweitligatorschützenliste.
Was bleibt sonst hängen von diesem spektakulären 3:3? Es war mehr als nur ein Hauch von Bundesliga zu spüren beim Duell der beiden Traditionsvereine im RheinEnergieStadion. Rund 45.000 Zuschauer, darunter rund 4.000 laustarke Schlachtenbummler, die den Gästeblock in Köln einmal mehr rockten. Der Jubelschrei zum 3:3 dürfte noch in Köln-Kalk zu hören gewesen sein. „Das war ein tolles Spiel vor einer tollen Kulisse“, zeigten sich beide Trainer nach dem Spiel einig. „So schön es auch war, meine Nerven wurden doch sehr strapaziert“, legte Franco Foda nach und machte deutlich, dass er sicherlich nicht mit allem zufrieden war. Dennoch, es war ein Unentschieden mit einem gefühlten Sieger. Und der kam aus der Pfalz. Und auch am Tag nach der Partie ordnete man das Remis in der Domstadt richtig ein. „Wir hätten lieber gewonnen, aber bei einem solchen Spiel und dem späten Ausgleich sind wir natürlich mit dem Unentschieden zufrieden“, resümierte Leon Jessen, der mit seinen Mannschaftskollegen beim samstäglichen Auslaufen den plötzlichen Wintereinbruch zu spüren bekam.
Auf einem schon leicht schneebedeckten Trainingsplatz am Fritz-Walter-Stadion rief Franco Foda seine Schützlinge zusammen. Für die Spieler, die in Köln zum Einsatz kamen, ging es jedoch relativ schnell zur Regeneration in die Katakomben des Stadions, und auch die restliche Truppe durfte nach einer intensiven Trainingsstunde wieder ins Warme. Dort hatte die medizinische Abteilung der Roten Teufel einiges zu tun. Auf der Behandlungsliege der Physiotherapeuten Erik Schön und Frank Sänger war einiges los. Florian Dick, der in Köln verletzungsbedingt zur Halbzeit ausgewechselt werden musste, hat mit einer Verletzung am Sprunggelenk zu kämpfen, bei Denis Linsmayer beendete eine Fußprellung die Partie vorzeitig. Hinzu kommen die zahlreichen zuvor schon angeschlagenen Spieler. Prognosen bezüglich möglicher Einsätze für das anstehende Pokalspiel in München wollte man noch nicht abgeben. Den Sonntag gab Franco Foda seinen Jungs zunächst mal frei, die nächste Trainingseinheit findet am Montag, 29. Oktober 2012, um 15 Uhr am Betzenberg statt. Aber Fakt ist, egal wer letzten Endes fit ist und auf dem Platz steht, die Mannschaft wird auch in München alles geben und die Chance, die es nicht gibt, versuchen zu nutzen. Und auch zum Deutschen Rekordmeister kann der FCK mit dem nötigen Selbstvertrauen fahren. Und wer weiß, vielleicht können die Fans ja auch nach diesem Spiel wieder ihren derzeit liebsten Schlachtruf singen: „Keiner wird es wagen, keiner wird es wagen, unsern FCK zu schlagen…“