Wiedersehen alter Freunde und Weggefährten wurden gefeiert, es hagelte innige Umarmungen, denn auf Seiten der Gäste tummelt sich eine wahre pfälzische Enklave im hohen Norden. So war es denn auch kein Wunder, dass der Braunschweiger Cheftrainer Torsten Lieberknecht, seines Zeichens gebürtige „Derkemer“ (Für diejenigen, die der hiesigen Mundart nicht mächtig sind: Bad Dürkheimer), bei der Mannschaftsbesprechung unabsichtlich in seine Mundart abdriftete und so von einigen seiner Schützlinge nur verständnislose Blicke erntete. Dem Spiel seiner Mannschaft tat dies keinen Abbruch. Die Gäste präsentierten sich auch in ihrem achten Ligaauftritt als homogene Truppe, die zu Recht weit oben in der Tabelle steht.
Aus Sicht der Roten Teufel waren es aber ganz andere Geschichten, die erzählt werden müssen. Schon beim Aufwärmen traf es den Neu-Teufel Mimoun Azaouagh, der nach einem Schuss einen Schmerz im Adduktorenbereich verspürte und mit Verdacht auf einen Muskelfaserriss abbrach. Cheftrainer Franco Foda tröstete den unsagbar enttäuschten Spieler und begleitete ihn in Richtung Kabine. Ein Bild, welches nicht nur die riesige Enttäuschung des Leistungssportlers, sondern auch die Fürsorge des Fußballlehrers ausdrückt.
Gleichzeitig sorgte dieser Ausfall für eine weitere Geschichte des Abends, denn das Lautrer Eigengewächs Denis Linsmayer rückte in die Startformation und kam unverhofft zu seinem ersten Einsatz von Beginn an – und das auf dem "Betze" und gegen seinen besten Freund Marcel Correia, der ebenfalls sämtliche Jungendmannschaften des FCK durchlaufen hatte, vor 18 Monaten aber seine Heimat in Richtung Braunschweig verlassen hatte.
Den unglaublichen Zusammenhalt in der neuen FCK-Elf zeigt eine weitere zentrale Geschichte der Partie: Florian Dick, der die Roten Teufel erneut als Kapitän auf den Platz führte, traf in der ersten Halbzeit mit einem tollen Freistoßtreffer zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung seiner Farben. Den Jubel nutzen er und seine Kollegen, um ihrem unlängst schwer verletzten Mitspieler und Freund Enis Alushi zu Gedenken. Sie reckten ihre Hände ausgestreckt in die Luft und zeigten die FÜNF, die Rückennummer Alushis, der in Kürze eine Operation am gerissenen Kreuzband erwartet und dann mit aller Macht sein Comeback angehen wird. Eine tolle Geste des Teams, die aufzeigt, wie sehr diese an vielen Stellen neu zusammengesetzte Mannschaft schon zu einer verschworenen Truppe zusammengewachsen ist. Enis Alushi war gerührt, als er die Geste seine Kameraden sah: "Das war eine sehr schöne Sache und hat gut getan."
Doch auch weitere kleine und große Wermutstropfen hielt die Partie neben dem unglücklichen Ausgleichstreffer bereit. Neuzugang Florian Riedel kam in der 84. Minute zu seinem ersten Zweitligaeinsatz, für den 22-Jährigen sollte die Partie aber schon vor dem Schlusspfiff wieder beendet sein. Um einen gefährlichen Konter zu verhindern, wollte er auf Höhe der Mittellinie ein taktisches Foul begehen, nahm sogar eine Verwarnung in Kauf, doch etwas übermotiviert und sehr unglücklich holte er den Braunschweiger Marc Pfitzner von den Beinen und sah die Rote Karte. Natürlich hatte Riedel sich seinen Einstand völlig anders vorgestellt, doch sympathisch selbstkritisch ging er seine Herunterstellung an: "Ich muss daraus lernen und cleverer werden. Ich weiß, dass es übermotiviert aussieht, ich wollte ihn aber keinesfalls verletzten oder habe eine Verletzung in Kauf genommen."
So blieben nach Abpfiff nicht nur der Spielverlauf und das mittlerweile vierte Heimunentschieden die Gesprächsthemen, sondern es wurde medial etwas zu viel Wert auf das Foul und die anschließende Rote Karte gelegt. Das Unentschieden geht, so ärgerlich und unnötig es letztlich ist, sportlich in Ordnung. Franco Foda musste auf vier Kreativspieler verzichten und im letzten Moment auch noch taktisch umstellen. Vor diesem Hintergrund bekommt das Spiel auf guter Zweitliga-Qualität eine ganz neue Perspektive und die  Leistung der Mannen um den Torschützen Florian Dick muss positiver gesehen werden.
Dennoch war am Montagmorgen trotz spätsommerlicher Temperaturen eine zwiegespaltene Stimmung auf dem Betzenberg zu spüren. Die Mannschaft wollte den Dreier unbedingt, wollte daheim endlich ähnlich erfolgreich wie auswärts antreten. Nachdem die englische Woche nunmehr beendet ist, folgt am kommenden Sonntag die Partie beim FC Ingolstadt 04. Mimoun Azaouagh wird in Oberbayern ebenso wie Pierre De Wit oder Enis Alushi nicht zur Verfügung stehen. Ob Albert Bunjaku und Alexander Baumjohann wieder mitwirken können, wird sich erst im Laufe der Trainingswiche herausstellen. Beim ersten Training nach dem Spiel gegen Braunschweig wirkten beide jedenfalls mit und waren guter Dinge, auch wenn Baumjohann nach etwa einer Stunde als Vorsichtsmaßnahme die Einheit abbrach.
Nach einem freien Dienstag startet das Team am Mittwoch um 10 Uhr mit der ersten Einheit in die Vorbereitung auf die Partie im Audi Sportpark (Sonntag, 07. Oktober 2012 um 13.30 Uhr).

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