Puh, einmal durchatmen bitte! Für solche Spiele gibt es sicherlich viele Ausdrücke. Zum Beispiel Kraftakt, Pokalfight, glücklicher Sieg und viele mehr. Irgendwie treffen sie alle zu. „Man sieht bei jedem Spiel, wie schwer es ist, die erste Runde zu überstehen. Also Mund abputzen und weiter geht’s“, schrieb FCK-Kapitän Chris Löwe nach dem 5:4-Erfolg auf seiner Facebook-Seite und brachte es auf den Punkt. Ebenso wie FCK-Trainer Kosta Runjaic: „Nicht die bessere Mannschaft ist weitergekommen, sondern die glücklichere.“
Hansa Rostock warf sich mit aller Macht gegen den Favoriten aus der Pfalz, hatte vor allem in der ersten Pause reihenweise Chancen, aber Lautern hatte Müller und Müller hatte Bock. Der Torhüter erwischte keinen Sahnetag – er war on fire. Dieser Begriff stammt aus dem Computer-Basketballspiel „NBA Jam“ und beschreibt salopp formuliert einen Zustand, in dem alles klappt. Vielleicht war es auch der Stern aus dem Spiel „Super Mario“, der unbesiegbar macht. Oder beides? Vermutlich träumen die Rostocker Spieler heute noch von den Paraden, die dafür sorgten, dass es auch nach 120 Minuten 0:0 stand. Müller selbst gab sich übrigens recht bescheiden: „In den Eins-gegen-eins-Situationen habe ich die Augen nur auf den Ball gerichtet, bin lange stehen geblieben und habe reagiert. Und mit ein bisschen Glück wird man dann eben angeschossen.“ Angeschossen. Von wegen!
Wie immer gab der Underdog gegen den Favoriten gefühlte 150 Prozent Einsatz, warf sich in jeden Ball und erspielte sich Chancen. Die Roten Teufel nahmen den Kampf an und kamen so auch mit ein paar Blessuren aus den mehr als 120 Pokalminuten nach Hause. Zum Glück war aber nichts schwerwiegenderes dabei, so dass bis zum Spiel bei Union Berlin alles wieder ausgestanden sein wird. Im Pokalkrimi kamen die Pfälzer erst spät zu einigen Gelegenheiten. Und je länger das Spiel dauerte, desto höher schlug der Puls – bei den Spielern und den Fans. Dieser pochte im Elfmeterschießen an der obersten Drehzahl, denn bekanntermaßen ist solch eine Ausscheidung manchmal wie das Dosenwerfen auf der Kirmes – es gehört viel Glück dazu. Der FCK hatte nicht nur Glück, sondern auch die stärkeren Nerven. Routinier Markus Karl verwandelte den fünften Elfmeter zum 5:4-Sieg gegen Rostock und ließ die Pulse der Spieler und Fans wieder auf Normalniveau sinken. Den Kopf ließ der Ex-FCK-Profi Marcel Ziemer nach seinem verschossenen Elfer logischerweise ebenfalls sinken – welch bitterer Moment für den gebürtigen Wormser. Aber Kopf hoch, Cello – mit deinen Toren und Pässen werden die Rostocker in dieser Saison sicherlich noch viel Freude haben.