Als Schiedsrichter Tobias Welz die Partie in der BayArena abpfiff, kannte der Jubel keine Grenzen mehr und war sicherlich bis Köln zu hören. Spieler, Trainer, Betreuer, Fans und Mitarbeiter des FCK – alle flippten komplett aus. Hüpfen, Umarmen, Bierdusche, Kuntz-Säge, Becker-Faust, Freudentränen, Freudenschreie – kollektives Durchdrehen bei den Roten Teufeln. Und das zu Recht! Denn noch beeindruckender als die Tatsache, dass der FCK die Partie im Viertelfinale des DFB-Pokals bei der mit Superstars bestückten Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen gewinnen konnte und damit im Halbfinale des DFB-Pokals steht, war die Art und Weise, wie dieser Sieg zu Stande kam.
Von Beginn an lieferte das Team von Chefcoach Kosta Runjaic eine taktische und kämpferische Meisterleistung ab, spielte diszipliniert von der erste bis zur letzten Sekunde und ließ so gut wie keine Chancen der hochgelobten Bayer-Offensive zu. Entsprechend zufrieden zeigte sich Coach Kosta auch nach der Partie: „Wir haben von Beginn an sehr konzentriert gearbeitet und sind sehr viel gelaufen. Wir haben wenig zugelassen und sehr viel investiert. Für 120 Minuten haben wir enorm viel Willen gezeigt. Jetzt sind wir natürlich super glücklich. Ich möchte mich bei unseren Fans, die uns wieder so zahlreich begleitet haben, ganz herzlich bedanken. Es war ein ganz großer Fußballabend für Kaiserslautern, uns ist eine Sensation geglückt.“
Eine Sensation, die dafür sorgte, dass tausende Menschen das Stadion mit einem ins Gesicht gemeißelten breiten Grinsen verließen. Ein Grinsen, das viele Lautrer auch am nächsten Tag auf der Arbeit noch im Gesicht hatten. Müde aber gut gelaunt – so meldeten sich am Tag nach dem Spiel sicherlich nicht wenige Menschen in den pfälzischen Büros. Der FCK hatte gerade nicht nur ein Fußballspiel gewonnen. Er hat sich einmal mehr zurückgemeldet auf der großen deutschen Fußballbühne, er hat einmal mehr gezeigt, dass David mit Herzblut und Leidenschaft gegen Goliath gewinnen kann. In einer Zeit, in der die großen Teams einsam ihre Runden an der Tabellenspitze ziehen und die vielzitierte Kluft zwischen unten und oben immer größer wird, vielleicht ein umso wichtigeres Zeichen.
Das goldene Tor glückte Ruben Jenssen, der bereits beim vergangenen Heimspiel gegen Fürth mit einem sehenswerten Treffer glänzen konnte. „Als der Ball zu mir kam, dachte ich nur: „Bleib jetzt ruhig“. Das hat dann zum Glück auch geklappt. Es ist einfach unglaublich, dass wir das Spiel gewinnen konnten, einfach unglaublich“, freute sich der Norweger über die Pokalsensation. Doch nicht nur Trainer und Torschütze, wirklich alle aus dem Team der Roten Teufel boten eine herausragende Leistung über 120 Minuten. Das ein oder andere Kaltgetränk, das in der Kabine gereicht wurde, hatte sich jeder redlich verdient. Und auch die über 4.000 mitgereisten Fans trugen ihr Scherflein zum Erfolg bei und verwandelten die Partie in der BayArena von Beginn an in ein Heimspiel für den Betze. Und vom Torjubel, als der Ball in der 116. Minute endlich im Netz zappelte, werden die Beteiligten noch ihren Enkeln erzählen.
Aber keine Sorge, abzuheben droht bei den Verantwortlichen der Roten Teufel keiner. Den Sieg weiß man einzuschätzen. Der Ligaalltag und die anstehende Partie in Aue stehen wieder im Vordergrund und die Auslosung der Halbfinalspiele lädt nun auch nicht gerade zum Träumen von Europa ein. Aber Momente wie der in Leverkusen müssen ausgekostet werden. Dafür spielen die Jungs auf dem Rasen, dafür singen die Fans in der Kurve. Da darf man auch mal durchdrehen.