Der Moment, als Ruben Jenssen den Gästeblock in Ekstase versetzte, war auch der Moment, in dem Tobi Sippel explodierte. Das ist natürlich auch nur allzu verständlich, denn schließlich war der Lautrer Schlussmann – ebenso wie die Fans auf den Rängen – zuvor stets nur hilfloser Beobachter gewesen, als seine Kollegen auf der anderen Seite des Spielfelds gute Chancen ausließen. Allerdings hatte Tobias Sippel auf dem Feld deutlich mehr Platz, um seine Freude auszulassen, als es die Anhänger im Block hatten. Also flitzte der FCK-Keeper relativ ziellos durch seinen Sechzehner, um sich schließlich auf die Knie zu werfen und mit beiden Fäusten auf den Rasen zu trommeln.

Deutlich zielgerichteter als der in diesem Moment entfesselte Sippel waren in den diesmal 97 Minuten zuvor die Feldspieler der Roten Teufel über den Rasen geflitzt. Ein ums andere Mal war die Mannschaft auf das zunächst von Philipp Tschauner und später von Robin Himmelmann gehütete Tor des FC St. Pauli angestürmt. Alleine in der Nachspielzeit hatte der FCK in Person von Karim Matmour und Srdjan Lakic noch einmal zwei Riesenmöglichkeiten, ehe Ruben Jenssen den späten Ausgleich von Florian Kringe mit einem noch späteren Siegtor konterte. „Heute haben beide Mannschaften auf Sieg gespielt, da keinem ein Unentschieden gereicht hätte“, sagte Startelf-Debütant und Dick-Vertreter Jean Zimmer hinterher, „das hat man vor allem am Ende sehr gut gesehen“.

Diese längste und verrückteste Nachspielzeit der gesamten Saison – mit hochkarätigen Tormöglichkeiten auf beiden Seiten, einem Platzverweis gegen Willi Orban und dem unglaublichen Schlusspunkt durch Ruben Jenssen – wird wohl allen, die es mit dem FCK halten, noch lange in Erinnerung bleiben. Zumal sie ja bloß die Kirsche auf dieser Sahnetorte von einem Fußballspiel war. Einer Partie nämlich, die schon in der regulären Spielzeit mehrere dramatische Wendungen geboten hatte. Die frühe Führung für die Hausherren, das starke Comeback des FCK, der Last-Minute-Ausgleich und jede Menge Torchancen auf beiden Seiten. Und das alles in einer äußerst stimmungsvollen Atmosphäre am Hamburger Millerntor. So macht Fußball Spaß.

Ganz besonders viel Spaß gemacht haben dürfte er am Freitag auch Ruben Jenssen. Drei Treffer hat der Norweger erzielt, seitdem er im Sommer zu den Roten Teufel wechselte. Und drei Mal waren es ganz besondere Tore, die dem zentralen Mittelfeldspieler da gelangen. Das Traumtor gegen den direkten Konkurrenten aus Fürth, der Siegtreffer beim Pokalspiel in Leverkusen und nun die Kombination von beidem in St. Pauli. Der Held des Tages mausert sich immer mehr zum Mann für die besonderen Momente.

Sollte es am Ende der Saison nichts werden mit dem Aufstieg, dann fallen wohl jedem Spieler und Fan des FCK gleich mehrere Partien ein, in denen man die nötigen Punkte hat liegen lassen. Sollte es aber doch noch reichen für Liga eins, dann könnte es vor allem dieses Spiel sein, an das man sich zurückerinnert. Denn dieser emotionale Sieg hat zumindest das Potential, als Startschuss für einen starken Endspurt zu dienen. In den nächsten Wochen wird sich entscheiden, ob aus diesem besonderen FCK-Moment ein historischer wird.

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