Herr Westrich, als ehemaliger Spieler und Funktionär haben Sie schon von jeher einen Bezug zum 1. FC Kaiserslautern. Erzählen Sie uns etwas über Ihre FCK-Vergangenheit.

Den Betzenberg besuchte ich das erste Mal mit sechs Jahren. Die Faszination, die dieser Tag bei mir auslöste, ist mir bis heute noch ganz genau in Erinnerung geblieben. Von den Jahren 1953 bis 1964 spielte ich für den 1. FC Kaiserslautern (siehe Bild Seite 57 oben). Ich durchlief alle Jugendmannschaften und durfte anschließend noch aktiv für den Verein spielen. Nach dieser aktiven Zeit kam ich im Jahr 1974 als Mitglied der Traditionsmannschaft zurück zum Verein. Neben meiner Tätigkeit als Schriftführer der Abteilung Traditionsfußball wurde ich bei der Jahreshauptversammlung am 17.10.1983 in den Aufsichtsrat (damals noch Verwaltungsrat) des Vereins gewählt. Anschließend wurde ich in der Jahreshauptversammlung am 20.11.2002 von der Mitgliederversammlung in den Ehrenrat des Vereins gewählt, wo ich einige Zeit später als Vorsitzender des Gremiums fungieren durfte. Diese Funktion hatte ich bis zum Jahr 2012 inne, nachdem ich aus gesundheitlichen Gründen bei der nächsten anstehenden Wahl nicht mehr kandidierte.

Sie sind bekanntlich ein großer Fan des FCK-Museums und unterstützen die Museumsarbeit, wann immer eine Unterstützung notwendig ist. Was hat Sie hierzu bewegt?

Als ich gegen Ende des Jahres 2007 von der damaligen Vereinsführung gebeten wurde, den Verein bei der Planung und dem Aufbau eines Museums  zu unterstützen, sagte ich dem Vorhaben sofort zu.

Wie sah diese Unterstützung konkret aus?

Für mich standen bei der Museumsplanung unter anderem drei Dinge im Vordergrund: Der Standort, der sportliche Nachlass von Fritz Walter und die Finanzierung des Museums. Ein Museum, welches die Entstehung und die Geschichte des Vereins darstellen soll, darf keinen anderen Standort als den Betzenberg haben. In mehreren Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgern der Stadt versuchte ich entsprechende Überzeugungsarbeit zu leisten. Ein Hauptargument war für mich, dass das Stadion selbst integrierter und wichtigster Bestandteil des Museums sei. Die große Vergangenheit des FCK ist in diesem Stadion begründet worden und somit bestünde eine Wechselwirkung und ein unmittelbarer Bezug zwischen Stadion und Museum.  Besucher könnten vor und nach dem Besuch des Museums die Geschichte des Vereins am Originalschauplatz noch einmal auf sich wirken lassen.
Ein Schwerpunkt des Museums sollte dem sportlichen Nachlass von Fritz Walter gewidmet und in "seinem" Stadion der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. In diesem Sinne wurden Gespräche mit dem Erben des Fritz-Walter-Nachlasses geführt. Man kann also sagen, dass ich in der Historie unseres Museums bei den ersten Schritten mithelfen durfte.

Gibt es weitere Aufgaben, die Sie heute im täglichen Museumsbetrieb wahrnehmen?

Da ich selbst ein relativ umfangreiches FCK-Archiv besitze und einen großen Zeitabschnitt des Vereins hautnah und intensiv erlebt habe, unterstütze ich gerne die Mitarbeiter bei der Identifizierung von Exponaten, die dem Museum überlassen wurden. Dies gilt insbesondere für Fotomaterial, das leider nur zu oft ohne Daten und nähere Angaben zur Verfügung steht. Auch bei der Identifizierung von Pokalen konnte ich die ein oder andere vereinsgeschichtliche Herkunft zuordnen. Besonders erfreulich ist es, wenn einem zufällig ein Stück in die Hände fällt, an dessen Gewinn man selbst beteiligt war. Dies war bei einem Pokal der Fall, den wir mit unserer damaligen A1-Jugend des FCK bei einem internationalen und hochklassig besetzten Turnier 1959 in Landau gewinnen konnten. Neben der Identifizierung von Exponaten bin ich redaktionell tätig und verfasse von Zeit zu Zeit Beiträge zu unterschiedlichen Themen. Auch das ein oder andere Exponat durfte ich dem Museum zur Verfügung stellen, wie zum Beispiel ein Plakat vom Endspiel um den DFB-Pokal, das der FCK sensationell erreichte und das ich aus Gelsenkirchen, wo ich das Spiel als Zuschauer erlebte, mitbrachte.

Hinter diesem Plakat steckt sicherlich eine interessante Geschichte?

Genau. Hierfür muss ich etwas ausholen. Nach dem Karriereende der alten Walter-Mannschaft musste der FCK seine bisherige Führungsrolle im Südwesten für geraume Zeit abgeben. Ein erster Achtungserfolg der jungen im Aufbau befindlichen neuen Mannschaft zeichnete sich erst wieder 1961 ab, als nach sechs "endspiellosen" Jahren völlig überraschend der Einzug in das deutsche Pokalendspiel gelang. In der ersten Runde wurde vor 1.500 Zuschauern – der Pokalwettbewerb war bei weitem noch nicht so attraktiv wie heute – der Heider SV auf dem Betzenberg mit 2:0 geschlagen. Auch in der zweiten Runde hatte der FCK Heimrecht und traf auf Tasmania Berlin, wo man nach Verlängerung 2:1 siegte. Im Halbfinale mussten die Roten Teufel bei dem damals sehr starken Westvertreter Hamborn 07 antreten, waren Außenseiter, siegten jedoch nach Toren von Karl-Heinz Horn und Heini Bauer mit 2:1 und erreichten völlig unerwartet das Endspiel gegen Werder Bremen, das für den 13. September in der altehrwürdigen Gelsenkirchener "Glückauf-Kampfbahn" angesetzt war.
Vor lediglich 18.000 Zuschauern fehlte es der jungen FCK-Mannschaft  an diesem regnerischen, tristen Septemberabend unter Flutlicht an Erfahrung und Glück, um dem haushohen Favoriten aus Bremen, der über die reifere Mannschaft verfügte, ein Bein stellen zu können. Nach dem frühen 0:1 durch Bremens überragenden Willy Schröder drängte der FCK jedoch mit großer Leidenschaft auf den Ausgleich. Schusspech und ein nicht gegebener Elfmeter verhinderten dies jedoch. Das Bremer 0:2 durch Jagielski kurz nach der Pause brachte dann die endgültige Entscheidung zu Gunsten der Norddeutschen. In den Worten des DFB-Präsidenten Dr. Peco Bauwens beim anschließenden Bankett sowie danach in allen Medien fand die Leistung der jungen FCK-Mannschaft um ihren Kapitän Werner Liebrich, der noch als einziger der ruhmreichen ehemaligen Walterelf mit von der Partie war, hohe Anerkennung. Im Vorfeld des Spiels war von einigen Medienvertreter das Gerücht gestreut worden, Fritz Walter, der seine Karriere zwei Jahre zuvor beendet hatte, würde noch einmal in diesem Spiel den FCK verstärken. Möglicherweise sollte damit das erkennbare geringe Zuschauerinteresse gesteigert werden. Selbstverständlich wollte ich unsere Mannschaft zum Pokalendspiel begleiten. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt in der Vertragsspielerreservemannschaft spielte, gab es seitens des Vereins für die in Gelsenkirchen nicht benötigten Reservespieler keinerlei besondere Angebote oder Sondervergünstigungen, um das Spiel live sehen zu können. Dies war allerdings zu der damaligen Zeit nichts Außergewöhnliches. Nach dem Spiel erhielt ich vom Wirt der Stadiongaststätte das Plakat. Den Rest der Nacht verbrachten wir auf einem Parkplatz in Essen. Natürlich war mit vier Mann im Auto an Schlaf nur begrenzt zu denken. Kaum erholt traten wir am frühen Morgen wieder die Heimreise mit unserem trotz der Niederlage in den FCK-Farben geschmückten Auto und einer wertvollen Erinnerung in Form des Plakats an, welches nun im FCK-Museum neben vielen anderen wertvollen Erinnerungsstücken zu sehen ist.

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