Hätte Fritz Walter dieses Tor in der heutigen Zeit geschossen, das Internet hätte gejohlt. Bei YouTube würde ein Video dieses Traumtores womöglich locker eine Million Klicks erreichen, der Hashtag #Jahrhunderttor hätte Twitter zum Beben gebracht und bei Facebook ginge sowieso alles drunter und drüber. Doch die Sache hat einen Haken: Von diesem Tor, welches unser Fritz Walter am 6. Oktober 1956 in Leipzig gegen Wismut Karl-Marx-Stadt erzielte, gibt es lediglich ein Foto. Dabei hätten die 120.000 Zuschauer mit modernen Smartphones einiges knipsen können. Doch der Treffer bleibt gerade deshalb nachhaltig in Erinnerung, weil es ihn einzigartig macht.

Aber wie hat es der Fritz eigentlich gemacht? Das Bild, das Fritz Walter bei einem Hechtsprung zeigt, könnte sonst wo aufgenommen worden sein. Glücklicherweise beschreibt es Walter in seinem Buch „So habe ich’s gemacht …“ sehr detailliert: „Der von rechts kommende Flankenball senkte sich hinter meinem Rücken. Da ließ ich mich nach vorne fallen, fast in den Handstand und schlug mit der Hacke zu. Aus zwölf, fünfzehn Metern Entfernung flog der Ball haarscharf ins obere Toreck. Dass es ein Tor wurde, war (…) Glück. Dass ich in dieser Situation aber überhaupt an den Ball kam und ihn traf, das war kein Glück.“ Zlatan Ibrahimovic kann sich hier nicht nur eine Scheibe von der geschliffenen Ausdrucksweise Walters abschneiden, sondern auch von dessen Tor. Denn ähnlich wie der große Zampano von Paris Saint-Germain übte auch Fritz Walter solche Trick-Shots – auch wenn er sie nur als „Notlösung“ ansah.

Apropos Notlösung! Dieses Jahrhunderttor hätte es fast nicht gegeben, weil Fritz Walter einen Zug verpasst hatte. Sein Anschlusszug von Koblenz nach Frankfurt fuhr ohne den Weltmeister von 1954, der es dann doch noch irgendwie nach Leipzig schaffte. Glück für den FCK und für die zahlreichen Zuschauer. Mehr als zehn Objekte, Dokumente, Fotos, Archivalien und Zeitzeugenberichte stehen dem FCK-Museum zur Verfügung, die den Besuchern dieses Stück FCK-Geschichte näherbringen.

In diesem Jahr feiert das Tor sein 60. Jubiläum, eventuell erlebt das Tor dann seinen großen Auftritt in den sozialen Netzwerken – verdient wäre es.

Ähnliche Meldungen

  • Castore
  • BFD Buchholz
  • Lacalut Dr. Theiss Naturwaren GmbH
  • G&G Preißer Verpackungen GmbH
  • Karlsberg
  • RPR1.
  • WASGAU
  • Lohnsteuerhilfeverein Vereinigte Lohnsteuerhilfe e.V.