„Wenn sogar schon Uwe Hünemeier nach England wechselt …“ schreibt am 12. August die Online-Zeitung „Vice Sports“. Autor Toni Lukic beschäftigte sich mit dem spontanen Wechsel des „grundsoliden“ Abwehrspielers, Pardon, Ex-Abwehrspielers des SC Paderborn zum englischen Zweitligisten Brighton & Hove Albion, Paderborns Präsident Wilfried Finge freute sich derweil über die hohe Ablösesumme (etwa 2,7 Millionen Euro) und nahm den Wechsel locker: „Sein Wechsel ist keine Tragödie – wie werden uns in den nächsten 14 Tagen mit zwei Innenverteidigern verstärken.“
Zwei Tage nach dem Wechsel des Abwehrchefs erlebte der Bundesligaabsteiger doch eine Tragödie und wurde vom SV Sandhausen mit 0:6 aus dem eigenen Stadion geprügelt. Ex-Kapitän Uwe Hünemeier hatte offensichtlich einen Krater in der Abwehrlandschaft der Paderborner hinterlassen, den Trainer Markus Gellhaus so schnell nicht füllen konnte. Allerdings sind die Wunden nach gut einer Woche wieder verheilt. „Mit der Zeit erholt man sich irgendwie vom Sandhausen-Schock“, schreibt Stephan Simann auf seinem SC-Padernborn-Blog schwarzundblau.com. Auf die versprochene Verstärkung in der Defensive müssen die Fans jedoch weiterhin warten. Paderborn schlug stattdessen auf dem offensiven Transfermarkt zu und verpflichtete Christian Bickel vom FC Hansa Rostock, der das linke Mittelfeld verstärken soll. In der Defensive sieht es weiter mau aus: Niklas Hoheneder fehlt auf dem Betzenberg gelbrotgesperrt und Thomas Bertels fällt wegen einer Fersenverletzung bereits seit Januar aus. Ex-FCK-Profi und Stürmer Srdjan Lakic konnte in dieser Woche nach seiner Achillessehnenverletzung erst wieder ins Training einsteigen – ein Einsatz gegen den FCK kommt zu früh.
Deutet also alles auf einen einfachen Montagabend-Spaziergang für den 1. FC Kaiserslautern hin? Von wegen. Sicherlich ließ die 0:6-Pleite aufhorchen, aber Paderborn durfte nun auf dem harten Boden der Zweitligatsachen gelandet sein. Und nebenbei erwähnt: Was spielt eigentlich gerade der SV Sandhausen? Die sind sprichwörtlich on fire und wer weiß, wie die Roten Teufel gegen die starke Truppe von Coach Alois Schwartz ausgesehen hätten. Denken wir lieber nicht dran. Zurück zu Paderborn. Nach dem Abstieg wurde der SCP personell gerupft, verlor einige Leistungsträger (unter anderem Patrick Ziegler an den 1. FC Kaiserslautern). Allerdings, und das dürfte den Roten Teufeln Warnung genug sein: In seinem einzigen Auswärtsspiel überzeugte der SC Paderborn und bezwang Fortuna Düsseldorf 2:1. Zudem griff Paderborns Trainer Markus Gellhaus ähnlich wie in der letzten Woche Unions Trainer Norbert Düwel zu drastischen Maßnahmen und strich den freien Tag seiner Profis. „Ich hoffe wirklich, dass das ein einmaliger Ausrutscher war“, sagte Gellhaus nach dem Sandhausen-Spiel.
Dass Paderborn sich auf dem Betzenberg nicht abschlachten lassen wird, dessen ist sich FCK-Trainer Kosta Runjaic sicher: „Ich erwarte einen hochmotivierten Gegner, der etwas gut machen will. Das wird ein intensives Spiel. Jeder ist gefordert, wenn wir weiter so verteidigen, werden wir noch einige Tore kassieren, denn Paderborn bringt viel Qualität mit.“ Qualität, die sich vor allem im Angriff bemerkbar macht. Dort wirbelt seit dieser Saison wieder Nico Proschwitz, der bisher ein Tor erzielt hat. Unterstützt werden Paderborns Offensive vom agilen Mahir Saglik, der unter anderem durch eine starke Schusstechnik für Aufsehen sorgt.
Rein statistisch sind Spiele für den 1. FC Kaiserslautern meistens positiv: In zehn Spielen gewann der FCK fünfmal (drei Heimsiege), viermal gab es ein Remis und nur einmal haben die Roten Teufel gegen Paderborn verloren. Kein Wunder, dass die Westfalen die Roten Teufel als ihren „Angstgegner“ bezeichnen. Angst wird der Gegner jedoch keine haben und hoffentlich ließt man nach dem Duell nicht „Wenn sogar Paderborn auf dem Betzenberg gewinnt …“.