„Zucki“, wie ihn seine Mitspieler liebevoll rufen, hat die einmalige Möglichkeit, sich gemeinsam mit Teamsprint-Olympiasiegerin Miriam Welte aus Kaiserslautern auf der Radrennbahn in Dudenhofen „zu messen“. Die sympathische Kommissaranwärterin empfängt den Fußball-Profi der Roten Teufel bei besten Temperaturen vor der „Badewanne“, wie die Radrennbahn in Dudenhofen auch genannt wird, mit offenen Armen. „Ich freue mich auf das Duell“, begrüßt sie die Nummer 39 des 1. FC Kaiserslautern. Die Bedingungen können für alle Beteiligten nicht besser sein. Die beiden Protagonisten verschwinden zum Umziehen in die Kabine, während sich die mitgereisten Medienvertreter die besten Plätze unmittelbar bei Start/Ziel sichern. Wie zwei Gladiatoren marschieren Mariam Welte und Hendrick Zuck durch den Tunnel unter der Bahn in den Innenraum der „Badewanne“. Ein Unterschied ist sofort erkennbar, die Oberschenkel. „Sprinterbeine gegen Ausdauerbeine“, analysiert Weltes Trainer Frank Ziegler sofort, der sich derweil noch um seine Trainingsgruppe kümmert. „Meine Oberschenkel werden nicht dicker, egal wie viel ich trainiere“, entgegnet Zuck schmunzelnd. Die Trainingsgruppe hat noch einige Runden vor sich, sodass Miriam die Zeit nutzt, ihren Gast in sein heutiges „Trainingsgerät“, das Bahnrad, einzuweihen. Bevor es aber tatsächlich auf die Bahn geht, haben wir die erste Möglichkeit, mit Hendrick Zuck über seine Erwartungen und seine bisherige Karriere zu sprechen:

Hendrick, wir sitzen jetzt im Innenraum der „Badewanne“ in Dudenhofen. Du hast gerade eine kleine Einweisung in Dein heutiges Trainingsgerät bekommen, gleich geht’s auf die Bahn. Bist Du aufgeregt?

Ich bin angespannter, als vor einem Bundesligaspiel, das steht fest (lacht). Als ich vorhin die Bahn zum ersten Mal gesehen habe, bin ich sogar ein bisschen erschrocken, wie steil das wirklich ist. Ich kann mir noch nicht so richtig vorstellen, was mich gleich auf der Bahn erwartet, aber ich freue mich drauf und will endlich losfahren.

Ein bisschen musst Du Dich noch gedulden. Wir haben gerade gehört, dass Mut die Grundvoraussetzung auf der Bahn ist. Bist Du ein mutiger Typ?
Es kommt auf die Situation an, aber grundsätzlich bin ich schon für jeden Spaß zu haben. Ich bin mal gespannt, wie „mutig“ ich mich gleich auf der Bahn zeige.

Inwieweit ist Dir der Bahnradsport überhaupt bekannt?
Miriam kommt aus Kaiserslautern, ich habe einige Freunde, die mit ihr zur Schule gegangen sind. Von daher habe ich natürlich ihr Rennen bei den olympischen Spielen verfolgt und habe mich sehr für sie gefreut. Dass ich sie jetzt auch noch kennenlernen und mit ihr trainieren darf, ist eine coole Sache. Ansonsten ist mir der Sport nicht so bekannt, da im Fernsehen ja relativ wenig davon gezeigt wird. Außer bei Olympia.

Die mediale Aufmerksamkeit ist im Fußball dagegen sehr stark ausgeprägt. Du bist noch nicht so lange im Geschäft. Wie gehst Du mit der neuen Popularität um Deine Person um?
Popularität ist übertrieben. Mein Leben hat sich nicht großartig verändert, seitdem ich den Profivertrag unterschrieben habe. Natürlich wird man in der Stadt jetzt öfters erkannt, schreibt Autogramme oder erfüllt Fotowünsche. Die Leute sind aber meistens sehr nett und höflich, dann mache ich das auch gerne. In meinem Privatleben hat sich nichts verändert, ich habe die gleichen Freunde und bin immer noch gerne bei meiner Familie.  

Apropos Familie: Stimmt es, dass die gesamte Familie Zuck fußballverrückt ist?
Ja, das ist richtig. Mein Opa und mein Vater haben beide selbst auf höherem Niveau Fußball gespielt. Beide sind heute meine größten Kritiker, wobei mein Opa schlimmer ist, als mein Vater (lacht). Außerdem haben mich meine Großeltern jahrelang zu den Trainingseinheiten gefahren und mein Vater war in der Jugend in Großrosseln mein Trainer. Meiner Familie habe ich daher sehr viel zu verdanken.

Wie kann man sich die Analyse nach den Spielen im Hause Zuck dann vorstellen?
In der Regel fahre ich nach dem Auslaufen zu meiner Familie ins Saarland. Dann wird die vergangene Partie nochmal aufgearbeitet, wobei die Kritik in früheren Jahren negativer ausgefallen ist, als es heute der Fall ist. Früher stand mein Opa bei jedem Spiel auf der Seite, wo ich auch gespielt habe, in der Halbzeit hat er, quasi wie meine Mannschaft auch, die Seiten gewechselt. Das ist jetzt natürlich nicht mehr so einfach möglich (lacht). Dennoch guckt er sich alle Spieler vor dem Fernseher an und fiebert mit. Mein Vater ist dagegen oft im Stadion und guckt sich die Spiele lieber live an.

SC 1910 Großrosseln, Borussia Neunkirchen und jetzt der 1. FC Kaiserslautern. Wann ist Dir klar geworden, dass Du Fußball-Profi werden willst und kannst?
Als kleiner Junge, als ich mit drei Jahren angefangen habe, Fußball zu spielen, habe ich mir die Gedanken noch nicht gemacht. Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, auch mit der Hilfe meines Vaters als Trainer, dass ich immer einer der Besseren in meinem Jahrgang war. Dann wurde ich für die Saarland-Auswahl nominiert und anschließend kam das Angebot aus Neunkirchen in der B-Jugend. Damals habe ich langsam realisiert, dass der Traum vielleicht doch Wirklichkeit werden kann.

Und dann kam 2010 das Angebot vom FCK…
Ich habe mich reif genug gefühlt, um den Schritt zum FCK zu gehen. Mein Ziel hatte ich dabei fest im Blick und wollte mich über die U23 für die Profis empfehlen. Das hat im Nachhinein schneller geklappt, als ich dachte. Das ist aber umso schöner.

Und das auch noch bei Deinem Lieblingsverein. Welche Bedeutung hatte der FCK in Deiner Jugend?
Eine sehr große. Schon als kleines Kind war ich FCK-Fan, hatte jedes Trikot und an einer Wand in meinem Kinderzimmer leuchtete sogar ein großes, rotes FCK-Logo. Als ich als kleiner Junge auf dem Betze war, habe ich mir immer vorgestellt, wie es wäre, wenn ich selbst auf dem Rasen einlaufen würde. Jetzt ist der Traum war geworden, darauf bin ich sehr stolz.

Die Trainingsgruppe ist fertig, Trainer Frank Ziegler überlässt Miriam und Hendrick die Bahn. Die Nachwuchsfahrer nehmen auf der Tribüne Platz, die Kameras laufen und die beiden Protagonisten schwingen sich elegant auf die Sättel. Weder eine Bremse, noch eine Gangschaltung besitzen Bahnräder. „Mit viel Tempo klappt das“, gibt Frank Ziegler „Zucki“ noch mit auf den Weg. Aber der 22-Jährige folgt bereits der Olympiasiegerin auf die Bahn. Miriam erweist sich als überaus kommunikative Trainerin und redet sehr viel mit ihrem besonderen Trainingsgast. „Halt das Tempo!“ oder „Immer weiter treten!“ hört man „Miri“ über die Bahn rufen. Zuck stellt sich überaus talentiert an und dreht Runde um Runde am unteren Rand der Bahn. Nach einigen Runden haben die beiden genügend Tempo auf genommen, sodass das „Experiment“ in Angriff genommen werden kann. Mindestens 30 km ⁄ h benötigt man, um auch oben auf der Bahn seine Runden zu drehen. Mit viel Mut und Überzeugung wagt sich „Zucki“ die Bahn hinauf. Es funktioniert. Mehrere Runden geht es immer wieder rauf und runter. Auch Miriams Trainer Frank Ziegler ist begeistert: „Er macht das richtig gut. Es sieht viel einfacher aus, als es in Wirklichkeit ist. Bei den Profis werden Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 70 km ⁄ h gefahren. Die beiden fahren jetzt um die 35 km ⁄ h.“ Die Olympiasiegerin dosiert die Trainingseinheit genau nach dem Geschmack des FCK-Profis. Denn: Nach mehreren Runden oben auf der Bahn lässt die Kraft auch ein bisschen nach, Miriam verordnet eine kleine Pause und lobt ihren Schützling: „Das hat er richtig gut gemacht. Er war sehr mutig und hat sich nach wenigen Runden bereits nach oben getraut. Das hat mich auch ein bisschen gewundert.“ Die kleine Pause bietet uns die nächste Gelegenheit, mit Hendrick Zuck über seine Eindrücke und sein Profidebüt zu sprechen:

Du atmest gerade erstmal tief durch. War es anstrengender als Du dachtest?

Ja! Klar, habe ich es mir nicht einfach vorgestellt, aber man muss schon richtig in die Pedale treten, um vorwärts zu kommen. Außerdem hatte ich schon Respekt vor der Höhe der Bahn. Aber es hat richtig viel Spaß gemacht. Es war einfach ein geiles Gefühl, eine Runde nach der anderen zu drehen. Miri hat sehr viel mit mir gesprochen, ich habe mich an ihrer Seite sicher gefühlt, auch wenn ich alleine auf dem Rad saß.

Rund um die Bahn gab es viele Komplimente während Ihr beiden die Runden gedreht habt. Wie war es für Dich auf dem Rad selbst?
Ich habe mir das einfache Geradeausfahren auf dem sehr speziellen Rad schwieriger vorgestellt. Das hat gut funktioniert, aber man muss auch erstmal in Schwung kommen. Im Fernsehen sieht die Bahn auch nicht so steil aus, aber als ich auf dem Rad meine Runden gedreht habe und Miri dann sagte, ich soll mal hoch fahren, hat es mich schon ein bisschen Überwindung gekostet.

In Schwung gekommen bist Du beim FCK in dieser Saison auch, aber der Reihe nach: Du hast die letzten beiden Jahren in der U23 des FCK mit guten Leistungen auf dich aufmerksam gemacht. Hast Du zum Ende der letzten Saison mit einem Profivertrag gerechnet?
Nein, absolut nicht. Es war mein Ziel, aber dass es dann so schnell ging, hätte ich auch nicht gedacht. Gefreut habe ich mich aber trotzdem (lacht).

Wie hast Du dann davon erfahren?

Mein Berater hat die Info bis kurz vor Schluss vor mir geheim gehalten und wollte mich damit nicht belasten. Ich sollte mich nur auf die letzten Spiele mit der U23 konzentrieren. Als ich in den Urlaub fliegen wollte, klingelte mein Handy und Franco Foda meldete sich. Mein Berater hat mir zwar gesagt, der Trainer würde sich melden, aber in dem Moment war ich trotzdem überrascht. Er hat mir erklärt, dass er junge Spieler fördern will und dass ich einen Profivertrag erhalten werde. Als ich aus dem Urlaub zurückkam, habe ich dann den Vertrag unterschrieben.

Und dann kam das erste Training vor rund 3.000 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion…
Ich habe mich tierisch darauf gefreut, auch wenn ich ein bisschen aufgeregt war, was mich in der Kabine erwarten würde. Aber das habe ich mir immer gewünscht, von daher war die Freude größer als die Aufregung. Ein paar Spieler kannte ich ja auch schon aus der U23 und auch die anderen haben mir die Eingewöhnung sehr leicht gemacht.  

Dem ersten Training folgte eine lange Vorbereitung, in der Du Franco Foda offensichtlich überzeugt hast, denn beim ersten Spiel gegen Union Berlin standest Du in der Startelf. Wann hast Du erfahren, dass Du von Beginn aufläufst?
Der Trainer gibt die Aufstellungen erst immer kurz vor dem Warmmachen bekannt. Klar, in den Trainingseinheiten vor dem Spiel gab es Andeutungen, dass ich vielleicht spielen würde, aber gerechnet habe ich damit wirklich nicht. Als der Trainer dann meinen Namen an die Tafel geschrieben hat, konnte ich es erst gar nicht glauben, habe mich aber riesig gefreut. Der Traum wurde wahr, ich durfte auf dem Betzenberg als Fußballprofi einlaufen.

Und nicht nur das: In einer turbulenten Partie gegen Union Berlin hast Du den zwischenzeitlichen 3:2-Führungstreffer vor der Karlsberg-Westtribüne erzielt. Einen besseren Einstand gibt es nicht oder?
Das stimmt. Ich bin oft danach gefragt worden und ich habe immer die gleiche Antwort gegeben: Es war unbeschreiblich! Ich habe die Lücke in der Viererkette gesehen und der Pass von Bugi kam genau darein. Ich habe mich nur auf die Annahme konzentriert und dann einfach draufgehalten. Was danach passiert ist, wie die Fans ausgerastet sind, war einfach nur überragend.

Es ging für Dich genauso gut weiter. Sieben Pflichtspiele hast Du gemacht, fünf davon von Anfang an und drei Tore. Fühlst Du dich schon als Stammspieler beim FCK?
Nein. Ich persönlich unterscheide nicht zwischen Stammspieler und nicht Stammspieler. Wir haben einen guten Kader. Den brauchen wir auch, um unsere Ziele zu erreichen. Ich fühle mich als Teil der Mannschaft und bin froh, wenn ich mit meinen Leistungen einen Teil dazu beitragen kann.

Welche Ziele hast Du Dir vor der Saison gesetzt und haben diese sich vielleicht schon geändert?
(lacht). Das muss ich wirklich. Ich wollte mich in der Vorbereitung so gut wie möglich präsentieren und habe gehofft, dass ich das ein oder andere Mal eine Chance bekomme. Jetzt habe ich jedes Spiel bestritten, das macht mich einerseits stolz, andererseits muss ich mir jetzt neue Ziele stecken.

Wie sehen die aus?
Ich bin Teil einer guten Mannschaft und habe jetzt den Anspruch an mich selbst, dass ich von Anfang an spielen will. Am Ende der Saison stehen unterm Strich im besten Fall 34 Spiele und der Aufstieg in die Bundesliga.

Die Pause wurde optimal ausgenutzt. Die Bahn ist wieder frei und Miriam Welte würde noch gerne eine Sache mit dem Fußballprofi ausprobieren. Ein Kaltstart direkt auf der Bahn. Miriam und Hendrick drehen eine Aufwärmrunde auf der Bahn und werden dann von zwei Helfern „aufgefangen“. Aus dem Stand geht es dann direkt in die Vollen. „Das sieht gut aus“, hört man die Trainingsgruppe von der Tribüne rufen. Die Beiden drehen noch einige Runden, um erneut die nötige Geschwindigkeit zu erreichen. „Zucki“ hat Blut geleckt und will wieder hinauf. Man merkt ihm die gewonnene Erfahrung und Sicherheit im zweiten Trainingsteil deutlich an. Und auch Miriam Welte ist nach der Trainingseinheit stolz, dass sie den Fußballer heile um die Bahn gebracht hat. „Es hat richtig viel Spaß gemacht und Hendrick hat sich sehr stark aus der Affäre gezogen. Respekt.“, analysiert die Olympiasiegerin die besondere Trainingseinheit. Mit einmalig gewonnenen Eindrücken verabschiedet sich Hendrick Zuck von Miriam Welte und ihrem Team und bedankt sich für die außergewöhnliche und spannende Erfahrung. Ob wir „Zucki“ jetzt öfter auf dem Fahrrad den Betze hochfahren sehen, lässt der FCK-Profi mit einem Schmunzeln offen…

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