Um 30 Jahre erfolgreich auf der Bühne zu verbringen, muss man sich sicherlich fit halten. Ich habe gesehen, dass Bassist Didi Beck sich dem Laufen verschrieben hat…

Ja, Didi läuft Marathon, aber wir haben alle schon als Jugendliche Sport getrieben und sind dabei geblieben. Golo spielt Squash und ich Fußball, mittlerweile in der AH. Wir machen das aber nicht, um fit für die Auftritte zu sein, sondern weil wir schon früher Spaß daran hatten.

Es gab mal das legendäre Fußballspiel „Peppermint Patty“ gegen „Boppin B.“ auf einem Kaiserslauterer Sportplatz. Beim nächsten gemeinsamen Auftritt mussten wir euer T-Shirt ertragen „4:3 – Ich war dabei“.

(lacht) Ja, wir gewannen aus Gründen der konditionellen Überlegenheit – unserer Verstärkungen vom SC Siegelbach.

In einer Band, aber auch beim Fußball steht der Teamgeist im Vordergrund. Vielleicht könnt ihr der Mannschaft noch einen Tipp für den Teamspirit geben. Bei 200 Auftritten im Jahr und großen Entfernungen zwischen den einzelnen Auftrittsorten sitzt man unendlich viel Zeit zusammen im Bus. Wie schafft man es, über drei Jahrzehnte hinweg sich nicht auf den Keks zu gehen?

Das schafft man grundsätzlich nicht. Aber man kennt sich in- und auswendig und weiß, wenn einer mal spinnt und nicht ernst genommen werden muss. Dann drückt man die „Ignore“-Taste und wartet, bis es vorüber ist. Es ist also eine Frage des guten Kennens.

Hat sich das Zusammenleben im Bus gewandelt? Anfänglich gab es noch nicht mal Mobiltelefone, geschweige denn Smartphones.

Wir hatten eigentlich relativ früh einen Fernseher und eine Playstation im Bus. Wir spielten daran immer nur Fußball, aber mittlerweile wird die alte PS II nicht mehr genutzt. Wir schauen DVDs, so fern wir nicht schon alle vorhandenen Filme gesehen haben.

Eure ersten Veröffentlichungen gab es ja noch als Schallplatte, die CD war gerade im Begriff sich zu etablieren. Damals gab es auch keine Navigationsgeräte, aber die Auftritte zu jener Zeit fanden oft in kleinen, schwer zu findenden Orten statt. Da musste man schon gute Landkarten haben.

Allerdings. Wenn wir einen neuen Autoatlas oder eine Karte kauften, gab es ein bestimmtes Qualitätsmerkmal, auf das wir achteten: Wir spielten damals oft auf der „Live-Bühne“ in Godelhausen, einem sehr kleinen Ort im Kuseler Landkreis, den wir beim ersten Mal nicht gefunden hatten. War dieser Ort auf einer Karte verzeichnet, konnten wir davon ausgehen, dass auch der Rest der Karte genug Details beinhaltete, um all unsere Auftrittsorte zu finden.

Ihr habt mit zahlreichen Altmeistern des Rock’n’Roll-Genres gespielt, wie zum Beispiel Jerry Lewis, Fats Domino, Little Richard oder Chuck Berry. Wer blieb durch eine Anekdote oder seine Ausstrahlung besonders in Erinnerung?

Die sind uns allesamt in guter Erinnerung, aber der Gig mit Fats Domino war eine besondere Geschichte. Wir sollten eine halbe Stunde im Vorprogramm spielen. Viel länger sollte man so etwas auch nicht machen, um die Fans nicht zu sehr auf die Folter zu spannen, die ja auf den Topact warten. In dem Fall war dieser aber nicht da und der Veranstalter kam immer wieder und bat uns noch weiter zu spielen. Und so verdoppelte sich das Vorprogramm. Der Veranstalter sowie Fats Domino persönlich bedankten sich bei uns, weil wir in die Presche gesprungen waren.

Ihr habt am Anfang alle Gigs selbst organisiert, später diese Arbeit an eine bandeigene Managerin übergeben, mittlerweile auch eine Agentur, die Auftritte vermittelt. Auch die Plattenver-öffentlichungen liefen meist nicht über eine Plattenfirma sondern über den Eigenvertrieb und Vor-Ort-Verkauf bei den Auftritten. Wie ist Boppin‘B heute aufgestellt?

Wir waren mal bei einem kleinen Plattenlabel, haben da aber nie eine Abrechnung gesehen. Nur die Platte mit Sasha haben wir beim Majorlabel Universal veröffentlicht, ansonsten machen wir das selbst – auch die Konzert-Buchungen. Es gibt zwar eine Agentur, mit der wir enger zusammenarbeiten und weitere, die uns einzelne Gigs vermitteln, aber wir geben das grundsätzlich nicht aus der Hand. Heutzutage macht auch ein Plattenlabel keinen Sinn mehr. Die Verkäufe über Plattenläden sind viel geringer als zu früheren Zeiten, so dass für die Band einfach zu wenig übrig bleiben würde. Als Eigenproduktion machen wir selbst bei viel kleinerer Auflage einen besseren Schnitt.

Generell: Rock’n’Roll und Fußball – wo gibt es da Ähnlichkeiten und wo liegen die größten Unterschiede?

Die Loyalität zu den Team- oder Bandkollegen ist ähnlich und eine längerfristige Zusammenarbeit ist von Vorteil. Jedes Jahr woanders zu spielen, macht weder im Fußball noch in der Musik Sinn. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, durch das Spielen die Massen begeistern zu wollen, auch wenn das beim Fußball zusätzlich ergebnisorientiert ist. Aber grundsätzlich sind natürlich Sport und Musik sehr konträr.

Eine Band muss mindestens genauso eingespielt sein wie eine Fußballmannschaft. Wer schon einen eurer Auftritte miterlebt hat, hat gemerkt, dass da auch die humorigen, verbalen Laufwege stimmen, ihr spielt euch blind die Bälle zu.

Wer spontanes Entertainment bietet, ist darauf angewiesen, dass der andere in die Presche springt, wenn einer gerade einen Hänger hat. Aber auch beim Fußball springt ja ein Mannschaftskollege in die Lücke, bleibt hinten, wenn der andere nach vorne stürmt.

Eine Parallele zwischen dem Fußballgeschäft und dem Musikbiz ist die große Entwicklung im medialen Bereich. Während früher nur eine Stadionzeitung veröffentlicht wurde, bietet der FCK nun eine umfangreiche Homepage, einen Facebook-Account, Twitter und einen eigenen Youtube-Kanal sowie ein TV-Angebot an. Wie hat sich die mediale Entwicklung im Musikbereich vollzogen, wo seid ihr überall dabei und was ist euch dabei am wichtigsten?

Auch wir müssen überall präsent sein. An Facebook, Homepage und Youtube kommt keiner vorbei, allerdings dürfen die traditionellen Informationsquellen nicht vernachlässigt werden. Diese bombastischen Zahlen in Facebook, wer dies alles gesehen habe und wer zu einer Veranstaltung komme, haben wenig mit der Realität zu tun. Das alles wird oft überschätzt. Eine breit aufgestellte Werbung ist wichtig, das Internet ist als starke Ergänzung zu sehen und bietet neue Möglichkeiten, sich den Leuten mittels Video genauer vorzustellen.

Ich sehe noch eine weitere Parallele zwischen euch und dem FCK. Damals hatte die Walter-Mannschaft und insbesondere Fritz Walter eine große Vorbildfunktion für Fußballer aus ganz Deutschland. Zu eurer Anfangszeit beschränkte sich der Rock’n‘Roll auf eine kleine eingeschworene Fangemeinde, mittlerweile gibt es unzählige Bands, die euch nacheifern, die viele der akrobatischen Elemente kopiert haben.

Damals in den Neunzigern, auf unserer Platte „The Look“, waren wir die erste deutsche Band, die moderne Titel im Rock’n’Roll-Stil spielte. Dafür bekamen wir viel Schelte von der Rockabilly-Szene, deren Bands ausschließlich alte Originaltitel spielten, während das Konzept bei „normalen“ Leuten sehr gut ankam. Etliche haben uns seitdem kopiert und auch Showelemente von uns übernommen, das ist immer wieder zu beobachten.

Schließlich ist da auch noch die gleichbleibende Besetzung, bis auf den Sänger seid ihr schon sehr viele Jahre ein Team. Beim FCK hielt Fritz Walter die Mannschaft zusammen, er sagte: „Wir bleiben alle da“. Wer hält bei euch den Laden zusammen?

Man kennt uns überall als eingeschworenen Haufen, da kommt selten eine Anfrage von außen an einen einzelnen Musiker. Wir sehen uns als eine Art Schicksalsgemeinschaft, die voneinander abhängt. Jeder versucht zuverlässig zu sein, so geben wir uns gegenseitig ein Sicherheitsgefühl. Für den Erfolg ziehen wir alle an einem Strang.

Mit der Unterstützung der „Army Of Rock’n’Roll“ – wo landet der FCK am Ende der Saison?

Natürlich auf einem Aufstiegsplatz, ist doch logisch! Allerdings auf Platz zwei, denn man soll ja die Ziele nicht zu hoch stecken.

Boppin’B Konzerte in der Region:

24.05.2015 in Darmstadt
» Schlossgrabenfest

04.06.2015 in Rüdesheim
» Magic Bike

Der Autor:
Jens Vollmer ist Begründer und Saxophonist der im Großraum bekannten Band Brass Machine. Er betrieb zwölf Jahre das bundesweit mit Regionalteilen erschienene Musikmagazin „Feedback“, im Anschluss das Kaiserslauterer Stadtmagazin „INSIDER“. Seit Anfang 2013 ist er verantwortlicher Redakteur des Wochenblatts Kaiserslautern.

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