Von Anfang an hat die Rock’n’Roll-Kapelle auf Akrobatik gesetzt, um sich mit einer verrückten Show von anderen Bands abzusetzen. Soli wurden auf dem Kontrabass und auf den Boxen stehend, als menschliche Pyramide oder auf dem Rücken über den Boden robbend gespielt. Wo Boppin‘ B ist, ist Spaß und gute Laune angesagt. Im Rahmen der Wochenblatt-Stadionmagazin-Kolumne und dem offiziellen Kick-Off der Kooperation mit dem FCK beim Heimspiel gegen Nürnberg kam es zum Interview von Jens Vollmer mit Saxophonist Frank Seefeldt.
Wie kam es zur Kooperation mit dem FCK?
Timo Elflein, der Grafiker des FCK, der die Rock’n’Roll-Kampagne initiierte und ja auch einen musikalischen Hintergrund hat, kontaktierte uns und wir waren von der Idee direkt begeistert.
Wie oft geht die Band zu einem Fußballspiel ins Stadion und wie empfandet ihr bei eurem Besuch des Heimspiels gegen Nürnberg die Stimmung auf dem Betzenberg? Rockt der Betze?
Wir hatten ja nie Zeit, um in ein Fußballstadion zu gehen, wir sind seit unserer Schulzeit immer nur on the Road und so gab es auch keine ausgesprochenen Fußballfans in der Band. Nachdem wir aber 1991 die Meisterschaftsfeier für den FCK gespielt hatten, achteten wir schon mehr darauf und freuten uns auch über die besondere Leistung des FCK, 1998 als Aufsteiger Meister zu werden.
Die Stimmung im Stadion ist geil, das reißt mit. Was ich selbst immer bemerkenswert finde, ist die große Verbundenheit der ganzen Region mit dem FCK, das kenne ich so aus meiner Heimat, nähe Frankfurt, nicht. Das Interesse aller Pfälzer am FCK und der Stellenwert des Vereins in der Pfalz ist immer wieder imponierend.
Eine Kooperation zwischen der Band und dem FCK wurde vereinbart. Was ist im Rahmen derer für die nächste Zeit geplant?
Neben musikalischem Support über Stadion- und FCK-TV planen wir eigene Songs mit FCK-Bezug, diverse gemeinsame Videoprojekte sowie Liveauftritte beim FCK. Mehr wird noch nicht verraten.
Beim letzten Auftritt im Irish House hattet ihr Besuch vom FCK. 15 Spieler, die Trainer, die Geschäftsführung, Vorstand Stefan Kuntz und weitere 40 Mitarbeiter der Geschäftsstelle waren gekommen, insgesamt waren es über 90 FCKler. Wie habt ihr diesen Auftritt erlebt und welche Resonanz kam von Spielern und Verantwortlichen?Das war wirklich beeindruckend, dass fast die komplette Mannschaft erschien, schließlich war die Teilnahme freiwillig. Die Stimmung war nach dem Sieg gegen Nürnberg super und Stefan Kuntz tanzte wie wild. Sie bedankten sich für den schönen Abend und Stefan Kuntz wertete das gemeinsame Konzert als Bereicherung für den Teamspirit im Saison-Endspurt.
Wer Fans in ganz Deutschland hat, bekommt sicherlich konträre Reaktionen zu einer Kooperation mit einem Fußballverein. Wie war diesbezüglich das Feedback?
Es meldeten sich im Facebook eigentlich ausschließlich Pfälzer, die sich über unseren Besuch auf dem Betzenberg gefreut hatten. Den Artikel über unseren Stadionbesuch riss jemand sogar aus dem Stadionheft und warf ihn in meinen Briefkasten.
Kaiserslautern war eine der ersten Städte, in der ihr außerhalb von Aschaffenburg gastiert habt, zahlreiche Auftritte in der ganzen Pfalz zog das nach sich. Ihr tourt durch ganz Deutschland und Europa, lernt die verschiedensten Regionen kennen, hattet aber auch schon so viele Auftritte in allen Ecken der Pfalz. Wie seht ihr die Pfalz und ihre Menschen?
Ich wohne ja seit 16 Jahren selbst in der Pfalz. Die Band hat insgesamt eine große Affinität zu dieser Gegend, weil es eben die ersten Auftritte in der Fremde waren und die waren immer sehr exklusiv und gut. Darunter waren legendäre Konzerte und tolle Partys, deshalb besteht schon immer eine ganz spezielle Beziehung hierher. Wir sind zusammen mit unseren Fans hier alt geworden, der Kontakt ist nie abgerissen, auch wenn es die Feste und Hallenkonzerte von damals, bei denen wir ja auch oft mit deiner Band zusammengespielt haben, heute leider nicht mehr gibt.
Die ersten Auftritte in Kaiserslautern waren 1988 im Thing, danach im Irish House und sie haben nach wie vor Kultstatus. Ihr hattet damals immer kostenlose Schlafunterkünfte, was hatte es damit auf sich?
Wir hatten damals die Wahl: im Bus zwischen unseren Instrumenten oder in der Kneipe pennen – oder aber sich etwas einfallen lassen, denn Geld für ein Hotel hatten wir damals noch nicht. Also machten wir während des Auftrittes einen Wettbewerb, wer im Publikum am lautesten schreien konnte. Wir suchten uns ein Mädel aus, das den ersten Preis gewann und sagten ihr, sie habe eine Nacht mit Boppin B. gewonnen. Sie nahm uns tatsächlich mit in ihre WG und wir konnten dort in unseren Schlafsäcken irgendwo übernachten. Das wurde später zur Tradition und selbst wenn die WG nicht zum Konzert kam, legten sie den Schlüssel irgendwo hin, damit wir eine Bleibe für die Nacht hatten. Erst als die WG sich in alle Richtungen auflöste – einer wohnt glaube ich sogar mittlerweile in Japan – brach die Verbindung leider ab.
Ich habe im Vorfeld dieses Interviews ein anderes von 1992 ausgegraben, das ihr damals in meinem Musikmagazin Feedback gegeben habt. Da wurde ein sehr erfolgreiches 1991 resümiert mit Auftritten bei Ingolf Lück in „Hut ab“ und dem Schülerfestival des saarländischen Rundfunks. War der Auftritt bei der Meisterfeier 1991 (siehe letzte Stadionkolumne) ein weiterer Meilenstein in der noch relativ jungen Bandgeschichte?
Absolut! Es war ein besonderer Höhepunkt für uns, die private Meisterfeier der Mannschaft auf dem Schiff spielen zu dürfen. Den frisch gebackenen Deutschen Meister in einem so privaten Rahmen zu erleben, war eine große Ehre. All die Fußballprofis direkt vor deiner Nase tanzen zu sehen – es war ein gelungener feuchtfröhlicher Abend. Morgens um fünf wankten alle vom Schiff.
Mittlerweile gab es noch viele weitere Highlights in eurer Bandgeschichte. Wie wichtig war die Zusammenarbeit mit Sascha, beziehungsweise Dick Brave?
Wir sind bodenständig genug, um einen kurzen Hype richtig einschätzen zu können. Die TV-Präsenz und mediale Aufmerksamkeit verhalfen uns langfristig dazu, in anderen Clubs spielen zu können, die uns vorher verwehrt geblieben waren.
Das heißt, ihr wärt auch der richtige Ansprechpartner für junge Fußballspieler, wenn sich der erste Erfolg einstellt und die Bodenhaftung verloren geht?Ja, das kann man schon sagen, denn auch im Fußball ist jeder auf den anderen angewiesen. Die Bodenhaftung zu verlieren, bedeutet ja, dass einer denkt, er sei etwas Besseres als der andere – ob nun bezogen auf Mitspieler oder andere Menschen. Egal welchen Beruf ein Mensch ausübt, den Wert einer Arbeit darf man nicht über das Geld festmachen – egal ob nun jemand Mechaniker oder Bankdirektor, Musiker oder eben Fußballprofi ist. Auf dieser Bodenständigkeit basiert sicherlich auch die große Verbundenheit mit unseren Fans.
In 30 Jahren Bandgeschichte habt ihr sicherlich einiges erlebt – was kann man da mitnehmen und an die jüngere Generation weitergeben?
Hartnäckig bleiben und immer die Ziele weiter verfolgen, aber trotzdem bescheiden bleiben, diese aber nicht zu hoch stecken. Unser Ziel war es, vom Musikmachen zu leben. Das klappt mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg. Wer die Ziele nicht zu hoch steckt, hat auch Freude, wenn jene sogar übertroffen werden.
Was bietet ihr bei euren Konzerten nach 30 Jahren weiterhin an Kunststückchen und was habt ihr als jugendlichen Leichtsinn mittlerweile abgeschrieben?
Im Prinzip machen wir all die Dinge immer noch, aber konzentrierter. Wir sind keine 20 mehr, also beschränken wir uns auf einige Highlights. Nach wie vor steht Golo beim Solo auf unseren Schultern oder ich auf den Knien der Bandkollegen.
Zumindest stellt sich aber niemand mehr auf das Dach einer Bushaltestelle…
Ja, da sprichst du was an. Das ist schon lange her. Wir spielten zu Hause in Aschaffenburg und hinter der Bühne stand eine gläserne Bushaltestelle. Golo sprang beim Gitarrensolo drauf und krachte durch das Glas. Sein Arm war aufgerissen und er blutete wie ein Schwein. Wir mussten das Konzert abbrechen nach gerade zwei gespielten Songs. Kurios war, dass am nächsten Tag in der Zeitung stand, wir hätten ein fulminantes Konzert abgeliefert. Da war der Schreiber wohl gar nicht vor Ort gewesen. Zudem stellte sich heraus, dass die Bushaltestelle gar nicht aus solch splitterndem Glas hätte gebaut werden dürfen.
Das sollte es für’s Erste gewesen sein. Im zweiten Teil des Interviews, das zum Heimspiel gegen Leipzig erscheint, geht es dann unter anderem um die Parallelen und Unterschiede zwischen Rock’n’Roll und Fußball. Wer Boppin’B live erleben möchte, hat demnächst bereits hier die Möglichkeit dazu:
Boppin’B Konzerte in der Region:
10.04.2015 in Bad Kreuznach
» Rockland Café
24.05.2015 in Darmstadt
» Schlossgrabenfest
04.06.2015 in Rüdesheim
» Magic Bike
Der Autor:
Jens Vollmer ist Begründer und Saxophonist der im Großraum bekannten Band Brass Machine. Er betrieb zwölf Jahre das bundesweit mit Regionalteilen erschienene Musikmagazin „Feedback“, im Anschluss das Kaiserslauterer Stadtmagazin „INSIDER“. Seit Anfang 2013 ist er verantwortlicher Redakteur des Wochenblatts Kaiserslautern.