Mit der typischen Handbewegung signalisiert er seinen Kollegen: Es geht los! Alexander Bugera, gesetzte Stammkraft der Roten Teufel auf der linken Abwehrseite, ist unter anderem für eine wichtige Sache im Spiel zuständig: Standardsituationen. Ob Eckbälle von links, rechts oder auch Freistöße: Flanken nach ruhenden Bällen des Linksfußes sind brandgefährlich – das weiß inzwischen die ganze Liga. Zehn Torvorlagen gehen bislang auf sein Konto und einen Treffer hat er selbst erzielt. Natürlich per Freistoß. Zum Saisonauftaktsieg gegen die SpVgg Greuther Fürth. „Ich habe schon ganz früh damit angefangen, Ziele anzuvisieren, die ich mit dem Ball treffen wollte und immer wieder geübt. Vielleicht bin ich deswegen ein Spezialist für den ruhenden Ball geworden“, blickt er zurück.

Unmittelbar nach dem wichtigen 3:0-Erfolg gegen den FC St. Pauli ging es für den gebürtigen Amberger auf vermeintlich vertrautes Terrain: Für ihn stand ein Besuch der Homburger Karlsberg Brauerei an. „In meiner bayrischen Heimatstadt gibt es insgesamt sieben Brauereien, meist noch von Familienhand geführt. Eine so große Brauerei zu besuchen und dem Braumeister dabei einmal über die Schulter zu schauen, das hat mich schon immer interessiert“, gibt der 31-Jährige zu. Im Foyer der Brauerei erwarteten Bugi, der seine Frau Saskia und seine 5-jährige Tochter Marie-Louise mitgebracht hatte, bereits Dr. Hans Georg Eils, Geschäftsleiter Technik und Logistik, Monika Loew, zuständig für Sportsponsoring beim FCK-Exklusivpartner und Claus Roth, Braumeister und Leiter Qualitätssicherung der Karlsberg Brauerei.

„Drei Jahre. Da hab ich einfach mitgekickt im Training, an Spielen war dabei noch nicht zu denken“, schmunzelt Bugi auf die Frage nach seinem Alter beim Start in seine Fußballerkarriere. Der SV Interbergsteig Amberg war seine erste Station auf dem langen Weg in die aktuell bombensichere Viererkette des 1. FC Kaiserslautern. Dieser führte über den damaligen Bayernligisten 1. FC Amberg, über die Oberpfalz- und die Bayernauswahl direkt zum Jugend-Länderpokal nach Duisburg. „Dort werden die Talente für die Jugendnationalmannschaften gesichtet“, erzählt er, „ab der U15 war ich dann Nationalspieler.“

Dr. Eils gratulierte zunächst einmal zum Sieg und hieß Alexander Bugera herzlich in Homburg willkommen. „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir Ihnen einmal unsere Brauerei zeigen dürfen, ich wünsche Ihnen ganz viel Spaß und für Sie und den FCK weiter viel Erfolg für den Rest der Saison“, so Eils. Er übergab direkt an Claus Roth, der Bugi in die Braukünste des saarländischen Familienbetriebes einführte. „Wir gehen direkt ins Sudhaus, dort wird der Brauprozess kontrolliert“, eröffnete Roth die Tour durch die Fabrik. Der linke Verteidiger nickte wissend und folgte dem Braumeister in ein großes Gebäude, in dem man schon leicht den Duft von Malz wahrnehmen konnte.

„Ein Erlebnis, das mich immer an die Zeit als Jugendnationalspieler erinnern wird, war die U16-Europameisterschaft in Belgien im Jahr 1995. Damals spielten wir um Platz drei gegen Frankreich und mussten das Spiel gewinnen, um uns für die Weltmeisterschaft in Ecuador zu qualifizieren. Ich habe dann per Golden Goal den entscheidenden Treffer zum 2:1 erzielt, das war schon was Besonderes“, erzählt Alexander Bugera, „damals war ich auch noch Stürmer!“ Die sehr guten Leistungen in den Nachwuchsnationalmannschaften des DFB, in denen er zwischen den U15 und den U18-Auswahlen 28 Tore erzielte, führten ihn dann zu einem Engagement in der A-Jugend des FC Bayern München.

Claus Roth führte Bugera, der inzwischen vorschriftsmäßig mit einem weißen, lebensmitteltechnisch einwandfreien Karlsberg-Kittel ausgestattet worden war, vor einige hochmoderne Computerbildschirme. „Hier kontrollieren wir den Brauprozess“, wies er den Bayer ein, „an dieser Stelle wird entschieden, ob das Bier ein Pils, ein Zwickel oder ein Export wird.“ Sein Gegenüber zog die Augenbrauen hoch. „Hier am Computer?“ „Ja. Das ist der erste Schritt. Wir regeln digital, wie viel Brauwasser, Hopfen und Malz hinzugefügt wird, was entscheidend dafür ist, welche Biersorte wir herstellen“, erklärte der Braumeister. „Das ist erstaunlich, ich habe mir das lange nicht so hochmodern und technisiert vorgestellt“, gab Bugi zu.

Bei den Bayern genoss Alexander Bugera dann eine Ausbildung zum kompletten Fußballer: „Unter meinem damaligen Trainer Björn Andersson habe ich mich dann weiterentwickelt und mit 17 bei den Bayern einen Profivertrag unterschrieben.“ A propos Ausbildung: Während seiner Zeit beim FC Bayern München absolvierte er nebenher noch eine Lehre zum Bürokaufmann. „Ich bin dann mit dem Zug von Amberg nach München und zurück gependelt. Das war schon anstrengend, aber es hat sich gelohnt, denn ich habe die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen“, erzählte der Abwehrmann. Letztlich hat es bei den Bayern aber dann doch nicht zum Durchbruch gereicht. Für die U19 und die U23 des FCB absolvierte Bugi viele Begegnungen, trainierte regelmäßig mit dem Profikader unter dem damaligen Trainer Giovanni Trapattoni, aber kam nur zu wenigen Einsätzen. Folglich war eine Ausleihe zum damaligen Ligakonkurrenten MSV Duisburg die logische Konsequenz.

Bei der nächsten Station bot sich „Brauhelfer“ Alex ein beeindruckender Anblick – von der Decke einer mit unzähligen Rohren und Leitungen durchzogenen Halle hing ein riesiges, kegelförmiges, edelstahlglänzendes Gebilde herab. „Herzlich willkommen im Gärkeller – das ist einer unserer zylindrisch-konischen Gärtanks. Fassungsvermögen: 400.000 Liter!“ Claus Roth beobachtete aufmerksam die Blicke des Lautrer Kickers, die nach oben schweiften. „Hier werden pro Tag vier Sude eingelagert, Hefe wird hinzugefügt und in sieben Tagen ist das Bier fertig“, ließ Roth die Unwissenden nicht im Dunkeln tappen, „aber jetzt gehen wir mal ins Labor und schauen uns an, was die Karlsberg Brauerei alles so produziert.“ Vorbei an kupfernen Behältern ging es die Treppe hoch Richtung Laboratorium. „In den bayrischen Kleinbrauereien sieht es genau SO aus, so hatte ich mir das eher vorgestellt“, merkte die Nummer 17 des FCK an. „Ja, das ist das alte Sudhaus, hier wurde früher unser Bier hergestellt, aber seit unser Hektoliterausstoß Ende der 70er Jahre nach oben schnellte, mussten wir reagieren und die Produktion verlagern. Seitdem ist das alte Sudhaus stillgelegt“, erklärte der Braumeister.

Alexander Bugeras Wechsel zu den Zebras war von einem für ihn bemerkenswerten Ereignis geprägt. „Ich bin in der Winterpause der Saison 1998/99 von München zu Duisburg gegangen und hatte zuvor am 17. Spieltag meinen ersten Einsatz für den FC Bayern in der Bundesliga“, erinnert er sich, „und ausgerechnet zum Rückrundenstart hatten wir die Bayern zu Gast in Duisburg. Das war schon ein seltsames Gefühl, erst bei dem einen Verein zu spielen und sozusagen in der Partie darauf für den Gegner aufzulaufen, das vergesse ich nie.“ Seine erste Etappe von zweien beim MSV beinhaltete zwei komplett unterschiedliche Erlebnisse für den Linksfuß: „Wir haben es in meiner ersten Saison für Duisburg nach einer miserablen Vorrunde vom 16. Noch auf den 7. Platz in der Bundesliga geschafft. Dass ich dann als junger Spieler am UI-Cup teilnehmen durfte war schon ein beindruckender Erfolg.“ In der Saison darauf stiegen die Zebras allerdings aus der Bundesliga ab, Bugeras Leihvertrag war ausgelaufen und so ging es zurück an die Säbener Straße.

„Die Gläser dürfen ruhig ein bisschen überlaufen, schließlich wollen wir sehen wie der Schaum sich entwickelt und ob er am Glas haftet – das ist ein Qualitätsmerkmal“, wies Claus Roth, der in erster Linie für die Qualitätssicherung der Homburger Brauerei zuständig ist, den Fußballer in die Verkostung ein. Nachdem alle Gläser gefüllt waren, ob mit Biermischgetränken, einem trüben Zwickel oder einem klassischen Pils, wurde natürlich auch der Geschmack getestet. „Also ehrlich gesagt – mir wäre das Bier so zu warm, obwohl es schon sehr gut schmeckt“, urteilte Alexander Bugera grinsend. „Zum Trinken ja, aber um den Geschmack auf Fehler zu prüfen, muss das so sein“, so Roth. Nichtsdestotrotz war das Probieren des Gerstensaftes natürlich eines der Highlights auf Bugis Tour durch die Hallen des FCK-Exklusivpartners Karlsberg. Wie lässt sich eigentlich der Beruf Profifußballer mit dem Genuss von Bier vereinbaren? „Selbstverständlich trinke ich Alkohol nur in Maßen“, so der Familienvater, „aber gegen ein Glas Bier mal zu Hause oder auf einer Grillparty ist überhaupt nichts einzuwenden, ich bin als Bayer logischerweise auch ein Bierfan.“

Eine weitere Station ab der Saison 2000/01 war der damalige Erstligist SpVgg Unterhaching, bevor es für Bugera über einen erneuten, einjährigen Stop bei den Bayern zum zweiten Mal nach Duisburg ging. „Der damalige Coach Norbert Meier kannte mich noch aus Jugendzeiten und so war es ein unkomplizierter Weg für mich zurück den Zebras.“ Es folgte für den heute 31-Jährigen die bis dato erfolgreichste Zeit als Profifußballer mit zwei Aufstiegen und insgesamt 123 Einsätzen und 13 Toren in der ersten und zweiten Liga. „Norbert Meier hat aus mir dann auch einen Defensivspieler gemacht“, erzählt Bugi von der Wandlung vom Stürmer zum Verteidiger, „zuerst habe ich im linken Mittelfeld gespielt. Als dann hinten links einmal Not am Mann war, hat mich der Trainer da aufgestellt und seitdem bin ich linker Verteidiger.“ Als solchen holte ihn auch der damalige FCK-Coach Wolfgang Wolf an den Betzenberg. Gespielt hat er bei den Roten Teufeln jedoch als erstes unter seinem Nachfolger Kjetil Rekdal. „Ich hatte beim FCK schon unterschrieben und kurz darauf mit dem MSV im Fritz-Walter-Stadion noch gespielt – das Spiel endete 3:0 für den MSV mit der späteren Folge, dass ich mit  Duisburg aufgestiegen bin und der FCK in der zweiten Liga bleiben musste. Das war mir aber gleich, ich wollte mich noch einmal verändern und bin so durch die Vertragsunterzeichnung sozusagen ‚abgestiegen‘“, erinnert Bugi sich an die Endphase der Saison 2006/07.

Dann folgte für ihn eine schwere Zeit – in der folgenden „Horrorsaison“ des 1. FC Kaiserslautern verletzte er sich schwer an der Achillessehne und kam nur zu elf Einsätzen: „Das war schlimm für mich, weil keiner wusste, wie lange sich die Verletzung hinziehen würde. Zudem haben wir erst am letzten Spieltag die Klasse gehalten – keine schöne Zeit für mich als Spieler, wenn es auch ein positives Ende nahm mit dem furiosen Finale.“ Der Rest ist schnell erzählt: Bugi kämpfte sich zurück, wurde wieder Stammspieler beim FCK und ist nicht mehr wegzudenken in der Pfalz. Nicht nur aufgrund seiner gefährlichen Standards, die mit dafür sorgten, dass die Roten Teufel heute die Tabelle der zweiten Liga anführen. Denn Alexander Bugera ist auch ein absoluter Führungsspieler in Marco Kurz‘ junger Mannschaft geworden.

Die Tour durch die Karlsberg Brauerei nahm in der Abfüllanlage mit vielen ratternden Flaschen auf unzähligen Förderbändern und roboterartigen Greifwerkzeugen, die die fertigen Flaschen in die Kisten beförderten, ihr Ende. „Ich hoffe es hat Spaß gemacht und ich konnte einem Bayer einmal zeigen, wie man im Saarland Bier braut“, lachte Claus Roth, als er Alexander Bugera mit Frau Saskia und Töchterchen Marie verabschiedete. „Auf jeden Fall, vielen Dank dafür – das war für mich eine hochinteressante Erfahrung, zumal ich Brauereien aus der Heimat ganz anders kenne“,  schüttelte der sympathische Kicker dem Braumeister die Hand.

Das Kapitel FCK ist indes für Bugi noch lange nicht beendet. Jüngst hat er seinen auslaufenden Vertrag bei den Roten Teufeln um zwei weitere Jahre verlängert: „Meine Familie und ich fühlen uns hier sehr wohl, die Kleine kommt bald in die Schule und ich habe mit dem FCK noch etwas vor.“ Was das ist, bleibt kein Geheimnis. Alexander Bugera will mit dem 1. FC Kaiserslautern zurück in die Bundesliga. „Dieses Ziel habe ich mir gesetzt, als ich hier unterschrieben habe und bisher hat es leider noch nicht geklappt – ich habe es aber nach wie vor fest vor Augen!“ Die FCK–Fans haben das selbstverständlich auch und freuen sich schon auf das nächste Spiel, wenn der Ball ruht und die rechte Hand des Spielers mit der Nummer 17 nach oben zeigt.

 

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