Wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag verstarb Karl Wanger am 5. Januar 2000. An seinem heutigen 95. Geburtstag gedenken wir eines Spielers, der in beiden Meisterschafts-Endspielen der 50er-Jahre besondere Rollen spielte.
Der 1. FC Kaiserslautern hatte sich nach der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft 1951 für das Endspiel am 30. Juni als Gegner von Preußen Münster im Olympiastadion Berlin qualifiziert. Nach dem Finalspiel mit der 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Nürnberg im Jahr 1948, wollte der FCK im zweiten Anlauf die Meisterschale unbedingt nach Kaiserslautern holen.
Vor der Begegnung brüteten FCK-Trainer Richard Schneider und Kapitän Fritz Walter lange über die Mannschaftsaufstellung der Lautrer nach. Beide hatten großen Respekt vor der Angriffsreihe der Münsteraner, die mit Gerritzen, Preißler, Schulz, Rachuba und Lammers den so genannten „100.000-Mark-Sturm“ aufbieten konnten. Die Überlegungen der FCK-Verantwortlichen mündeten in den Vorschlag, die Defensive der Roten Teufel durch den Verzicht auf einen Stürmer zu stärken, um den gefährlichen Sturm von Preußen Münster besser kontrollieren zu können. Für den Linksaußen Karl Wanger sollte der Defensivmann Bernhard Fuchs in die Mannschaft rücken.
Der junge Stürmer Wanger, 1930 in Roxheim geboren, wechselte 1948 von seinem Heimatverein zum VfL Neustadt. Dort machte er mit seinem schnellen Antritt, seiner Torgefährlichkeit und seinem Spielverständnis bald auf sich aufmerksam, was die Begehrlichkeit des 1. FC Kaiserslautern weckte. Schon für die Spielzeit 1950/51 wurde der damals Zwanzigjährige von den Lautrern verpflichtet und bald hatte er seinen Stammplatz als Linksaußen sicher. In seiner ersten Saison auf dem Betzenberg bestritt Wanger 25 Oberligaspiele, in denen ihm elf Tore gelangen. Auch in den sechs erfolgreichen Endrundenspielen war Karl Wanger mit von der Partie und er freute sich auf das Endspiel in Berlin als Krönung seiner ersten Spielzeit beim FCK.
Doch nun teilten ihm sein Trainer und sein Mannschaftskapitän mit, dass er für den Defensivspieler Fuchs auf die Teilnahme an dem Finalspiel verzichten solle. Natürlich war der junge, ehrgeizige Spieler Wanger von dieser Entscheidung sehr enttäuscht, aber er verstand und akzeptierte die Beweggründe seines Trainers und stellte sich ohne zu schmollen vorbildlich in den Dienst der Mannschaft.
Tatsächlich führte der Plan von Trainer Richard Schneider zum Erfolg. Der gefürchtete Sturm der Münsteraner konnte weitgehend kontrolliert werden und dank zweier Tore von Ottmar Walter trat der FCK seine triumphale Rückreise in die Pfalz mit der Meisterschale an. Auf den Fotos der Meistermannschaft findet sich neben den elf Siegern stets ein Spieler im Trainingsanzug: Karl Wanger, der zwar nicht zum Einsatz gekommen war, aber selbst verständlich zu diesem Team gehörte.
Zwei Jahre später konnte Karl Wanger doch noch seinen Triumph einer Deutschen Meisterschaft genießen. An gleicher Stelle besiegte der FCK im Endspiel 1953 den VfB Stuttgart mit 4:1 Toren, wobei Wanger der vorentscheidende Treffer zum 2:0 gelungen war.
Auch 1954 und 1955 stand Wanger mit den Roten Teufeln in den beiden leider verlorenen Endspielen in Hamburg und Hannover auf dem Platz. 1957 zeichnete sich das Ende der großartigen Walter-Mannschaft ab und Karl Wanger verließ nach sieben ereignisreichen Jahren den Betzenberg wieder, um fortan für den VfR Frankenthal auf Torejagd in der Oberliga zu gehen. In Kaiserslautern hatte Wanger 157 Punktspiele, 24 Endrundenbegegnungen sowie vier Pokalspiele absolviert. Bei diesen 188 Spielen waren ihm 99 Tore gelungen. In Frankenthal kam er zu weiteren 100 Einsätzen, ehe er sich 1963 als Familienvater in seiner Heimatgemeinde Roxheim niederließ und sich noch einige Zeit als Spielertrainer betätigte und eine Gastwirtschaft betrieb.
Wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag verstarb Karl Wanger am 5. Januar 2000. Wegen seiner hervorragenden Leistungen in der Walter-Mannschaft und auch wegen seiner vorbildlichen Haltung vor dem Endspiel 1951 bleibt er bei allen FCK-Anhängern in dankbarer Erinnerung.
An seinem heutigen 95. Geburtstag gedenken wir eines verdienstvollen Spielers und Kameraden.