Aber die Gründe der Verteufelung eines Musikstils und die des pfälzischen Traditionsvereins sind grundverschieden.

In der Präsentation der Rock’n’Roll-Songs und in den Texten gab es viele Anspielungen und Gesten. Besonders der Tanzstil von Elvis löste in der damaligen Gesellschaft Entsetzen aus, man empfand ihn als viel zu aufreizend. Das ausschweifende Leben von Johnny Cash, Ray Charles, Carl Perkins und vieler Radio-DJs sowie der Flugzeugabsturz der drei Stars Big Bopper, Buddy Holly und Richie Valens taten ein Übriges dazu, den Musikstil und die Lebensweise seiner Anhänger zu verteufeln. Selbst Rock’n’Roll-Star Little Richard wandte sich in der Überzeugung, Rock’n’Roll sei vom Teufel gemacht, dem Studium der Theologie zu.

Gar nicht anrüchig war dagegen die Verteufelung der Pfälzer Fußballer. Die Ursprünge basierten auf sportlichen Leistungen. Schon 1934 bezeichnete das Magazin „Der Kicker“ die Lauterer als „Teufel“, ganz ohne Zusammenhang zu den späteren „Roten Teufeln“. Eine Siegesserie wurde kommentiert, dass die Pfälzer „wie wildgewordene Teufel umher rannten und mit ihren Gegnern meist Schlitten zu fahren pflegten“. Die Roten Teufel bekamen ihren Spitznamen erst nach dem Krieg, als Fritz Walter Rot als neue Trikotfarbe festlegte. Beweggrund war die Fußballmannschaft, in der er zu Kriegszeiten gespielt hatte. Mitten im Krieg hatte der damalige Reichstrainer Sepp Herberger zusammen mit dem Major Hermann Graf die Soldatenfußballmannschaft „Rote Jäger“ gegründet. Der Begriff „Rote Teufel“ tauchte dann zum ersten Mal in verschiedenen Berichterstattungen über das Spiel in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft gegen den TSV 1860 München auf. Die Begegnung vom 18. Juli 1948 in Worms ging 5:1 zu Gunsten der ganz in Rot angetretenen Lauterer aus. Mindestens drei Zeitungen berichteten im Anschluss von den siegreichen „Roten Teufeln“. Dies bedeutete jedoch nicht, dass sich der Begriff gleich etablierte, denn Fußballdeutschland redete nur von der „Waltermannschaft“ oder „Walterelf“. Erst der Gewinn der deutschen Meisterschaft 1951 in Berlin verhalf der Bezeichnung „Rote Teufel“ dank der Berliner Presse zu mehr Bekanntheit – auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. Es sollte jedoch bis zum Karriereende Fritz Walters dauern, bis sich der Begriff „Rote Teufel“ gegenüber der Bezeichnung „Waltermannschaft“ durchsetzte.

Seltsame Gemeinsamkeit zwischen der Musik und dem FCK: 1934 wurden nicht nur die Lautrer zum ersten Mal „Teufel“ genannt, sondern die Boswell Sisters nahmen auch im selben Jahr einen Song mit dem Titel „Rock & Roll“ auf und brachten damit diesen Begriff erstmals in die Musik ein – Zufall oder eine teuflische Verbindung?

Der Autor:
Jens Vollmer ist Begründer und Saxophonist der im Großraum bekannten Band Brass Machine. Er betrieb zwölf Jahre das bundesweit mit Regionalteilen erschienene Musikmagazin „Feedback“, im Anschluss das Kaiserslauterer Stadtmagazin „INSIDER“. Seit Anfang 2013 ist er verantwortlicher Redakteur des Wochenblatts Kaiserslautern.

Ähnliche Meldungen

  • Castore
  • BFD Buchholz
  • Lacalut Dr. Theiss Naturwaren GmbH
  • G&G Preißer Verpackungen GmbH
  • Karlsberg
  • RPR1.
  • WASGAU
  • Lohnsteuerhilfeverein Vereinigte Lohnsteuerhilfe e.V.