Viele dieser Roller, Mopeds und Motorräder sind im Otterbacher Motorrad-Museum zu bestaunen, das in der ehemaligen evangelischen Kirche des Ortes untergebracht ist und einst von der mittlerweile verstorbenen Motorradrennsport-Legende Heinz Luthringshauser begründet und aufgebaut wurde. FCK-Neuzugang André Fomitschow stattete dem Museum neulich einen Besuch ab.
Das Luxusmodell unter den Rollern in den 50ern kam von der Firma Heinkel, die nach dem Krieg keine Flugzeuge mehr bauen durfte und sich zu der Zeit auf Luxus-Roller konzentrierte. Hier gab es sogar Farbkarten für Sitze und Lack, so dass das Gefährt perfekt auf den Petticoat der Angebeteten abgestimmt werden konnte. Für diese Edel-Roller gibt es heute noch einen Fanclub mit 4000 Mitgliedern.
Weitere Roller waren die Lambretta von NSU oder eine Maicoletta aus Pfaffingen, letztere war auch in England beliebt und brachte 105 km/h Spitze auf die Straße.
Von NSU kam ein vielverbreitetes Modell namens „Quickly“ auf den Markt. Das Moped gab es auch in einer Damenversion mit verlängertem Schutzblech, damit der Petticoat sich nicht verfängt – damals häufige Unfallursache – oder Schmutz abbekommt. „Eine Quickly für Sie“ bewirbt ein altes Werbeschild im Museum Modelle für 480 bis 625 Deutsche Mark. Ein weiteres fordert: „Quickly kaufen – nie mehr laufen!“ Beliebt waren auch die „Hummel“ von DKW. Besser jedoch fanden die Jungs Modelle mit Soziussitz, wie zum Beispiel die Rixe, denn so konnte ihr Mädel mitfahren.
Die berühmte Vespa war auch in Kaiserslautern besonders beliebt. Den „Vespa Klub Kaiserslautern“ sah man öfters in und um Lautern „auf großer Fahrt“.
Vollständig ist die Otterbacher Sammlung, was die Marke BMW anbetrifft. Mit der R51/3 beispielsweise, Baujahr 1951, 500ccm und 24 PS ließen sich immerhin 140 km/h Spitze fahren, vorausgesetzt die damaligen Straßenverhältnisse ließen es zu und man konnte sich die Maschine leisten. Auch die stromlinienförmigen Taifun-Modelle von Maico hatten einiges an Power. Selbst die damaligen absoluten Luxusmodelle von Vincent sind derzeit in Otterbach in einer Sonderausstellung anzutreffen. Mit 47 PS erreichte diese Maschine stolze 180 km/h Spitzengeschwindigkeit.
Ergänzt wird die Otterbacher Sammlung der 50er-Jahre-Modelle durch Horex- und Zündapp-Maschinen. Natürlich sah man zu der Zeit auch noch viele Vorkriegsmodelle, die den Krieg unbeschadet in Kellern oder Scheunen überstanden hatten, auf der Straße. Auch Miele, heute hauptsächlich für Elektrogeräte bekannt, baute damals Zweiräder – mit und ohne Motor. Lediglich der „grüne Elefant“, eine Zündapp KS 601 fehlt noch in der Otterbacher Sammlung, bedauert Fördervereinspräsident Klaus Vogel.
Auch die Lautrer Fußballer fuhren damals Roller, denn jeder 54er-Weltmeister bekam einen Goggomobil-Motorroller der Firma Glas aus dem niederbayrischen Dingolfing geschenkt – grün – in der Luxusausführung, versteht sich. 60 Jahre später sind die Roller noch immer nicht vom Betzenberg verschwunden. Immer wieder gibt es Spieler, die dieses Gefährt für kurze Fahrten, zum Beispiel zum Training, bevorzugen. Doch richtig Gas gegeben wird selbstverständlich nur auf dem Platz.
Der Autor:
Jens Vollmer ist Begründer und Saxophonist der im Großraum bekannten Band Brass Machine. Er betrieb zwölf Jahre das bundesweit mit Regionalteilen erschienene Musikmagazin „Feedback“, im Anschluss das Kaiserslauterer Stadtmagazin „INSIDER“. Seit Anfang 2013 ist er verantwortlicher Redakteur des Wochenblatts Kaiserslautern.