Immer wieder gilt es im „docu center ramstein“ neue Raritäten zu sichten. Da ist zum einen die umfangreiche Fotosammlung des Walter Matheis, der circa 20.000 Negative dem dcr vermacht hat – leider ohne Beschriftung und Datum, so dass noch reichlich Recherchearbeit vonnöten wäre, um bei dieser Hinterlassenschaft alle Schätze zu heben. Matheis dokumentierte über zwei Jahrzehnte nicht nur Konzerte, sondern das gesamte Leben auf der Air Base. Zu sehen sind Aufnahmen von Festen, Bällen, von Box- und Wrestlingkämpfen, von Football- und Fußballspielen. Es gab die „Landstuhl Soccer Camps“ und viele private Fußball-Freundschaftsspiele zwischen Einheimischen und amerikanischen Soldaten.

Einige Stars konnten schon im Archiv gesichtet werden, ihre Fotos fanden sich in einer Matheis-Ausstellung wieder, genauso wie die gemalten Plakate des Ramsteiners Hans Lesmeister in einer Sonderausstellung ihre Würdigung fanden. Was heutzutage jeder mal schnell am Computer zusammenbastelt, war früher eine eigene Kunstform. Der Grafiker und Bauzeichner entwarf viele kunstvoll gestaltete Plakate für die Veranstaltungen der Amerikaner – das hatte Stil und Klasse.

Aktuell werden deutsche Karikaturen der frühen 1950er Jahre als Sonderausstellung „Americans…“ bis 28. Februar im Ramsteiner Haus des Bürgers gezeigt. Im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht eine Broschüre mit Karikaturen, die 1954 in Kaiserslautern herausgebracht wurde – veröffentlicht vom Kaiserslauterer Carl H. Dietrich, gedruckt bei Rohr Druck – und sich im Besitz des dcr befindet. Namhafte deutsche Karikaturisten beschäftigen sich darin mit den hier stationierten US-Amerikanern und den Folgen und Auswirkungen ihrer Präsenz. Es handelt sich um ein einmaliges Zeitdokument jener Jahre, dessen pointierte Aussagen teilweise bis heute ihre Gültigkeit nicht verlorenen haben. Auch der Rock’n’Roll wird darin erfolgreich auf die Schippe genommen.

Neu im dcr-Archiv sind gebundene Hefte aus jener Zeit. In denen Artikel über Künstlerauftritte abgedruckt sind und die belegen, dass Caterina Valente, Chet Baker, Ella Fitzgerald, Sara Vaughan, Conny Froboess, Count Basie, Freddy Quinn, Johnny Cash, Paul Anka, die Everly Brothers, Hank Williams, Dave Dudley, Bata Illic, die Jacob Sisters oder Bill Ramsey zu Gast waren. Ein gerngesehener Dauergast war Max Greger, dem Hermann Denzer, Saxophonist der legendären „Schwarzen Rhythmiker“ attestiert, dass er wohl der einzige Deutsche war, der seinerzeit Rock’n’Roll im Programm hatte. Die anderen Kapellen konzentrierten sich entweder auf Jazz oder eben Tanz- und Unterhaltungsmusik. Bis ins hohe Alter kam Max Greger immer wieder nach Ramstein. Im Archiv finden sich darüber Fotoaufnahmen und Autogrammkarten aus verschiedenen Epochen. Auch Band-Wettbewerbe wurden auf der Air Base ausgetragen. So zierten die Rock’n’Roller „The Esquires“ als Gewinner im April 1955 den Titel der Zeitschrift „Raider“.

Ein besonderer Fund: Nicht nur Lionel Hampton als einer der Wegbereiter des Rock’n’Roll fand den Weg nach Ramstein (siehe letzter Artikel), sondern auch der erste Star der neuen Musikrichtung war auf der Air Base zu Gast: Bill Haley gab im September 1966 ein Konzert im Club International Ramstein.

Der Autor: Jens Vollmer ist Begründer und Saxophonist der im Großraum bekannten Band Brass Machine. Er betrieb zwölf Jahre das bundesweit mit Regionalteilen erschienene Musikmagazin „Feedback“, im Anschluss das Kaiserslauterer Stadtmagazin „INSIDER“. Seit Anfang 2013 ist er verantwortlicher Redakteur des Wochenblatts Kaiserslautern.

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