Schneller als in anderen Städten wird der „American way of life“ populär, bisher verbotene Musik wie Swing wird wieder gespielt, viele Stars gastieren dank der Amerikaner im Nachkriegs-Kaiserslautern. „K-Town“, so wird die Stadt seitdem genannt, ist der Kristallisationspunkt für Jazzmusiker aus der ganzen Welt. Im Rahmen „Jazz at the Philharmonic" präsentiert der junge Fritz Rau, der später zum erfolgreichsten Veranstalter Deutschlands aufsteigen sollte, die besten Jazzgruppen aus Übersee in der Kaiserslauterer Fruchthalle.

Der amerikanische Sender „AFN Kaiserslautern“ beeinflusst zudem maßgeblich die hiesige Jugend und ihren musikalischen Geschmack. „Auf dem Seß“ ist nicht nur der Sender, sondern auch ein Konzertsaal beheimatet, der am Wochenende für Zivilpersonen frei zugänglich ist. Auch hier gibt es Weltstars zu erleben – sogar ohne Eintritt. Aus diesem Konzertsaal schwappt der Rock’n’Roll in die ganze Stadt, die neue Musik erfährt gerade in Kaiserslautern, der amerikanischsten Stadt Europas, einen besonderen Höhenflug. Mit dem Rock’n‘Roll kommt Mitte der Fünfziger – Deutschland war gerade Weltmeister geworden und der FCK zweimal deutscher Meister – eine neue Lebenslust auf.

An der Vogelweh trifft man sich nun im NCO-Club zum Rock’n’Roll-Tanz oder alternativ in Benders Hauswirtschaft in der Gaustraße. (Das Brauereigebäude beherbergte später auch das bekannte Musikszenelokal „Waschbrett“.) Der Rock’n‘Roll gibt der Jugend eine eigene, dringend notwendige Identität. Der neue Look in Bluejeans, Lederjacken und dazu die Elvis-Haartolle verhelfen, sich abzugrenzen, vor allen Dingen vom Kadavergehorsam der Vierziger Jahre. „Rock Around The Clock“ singt Bill Haley und wird damit Begründer einer neuen rebellischen Ära.

Rebellen, die die Kaiserslauterer gerne noch heute sein möchten – der Underdog, der die Großen im Fußball ärgern kann und der mit der von Fritz Walter gepriesenen Kameradschaft in der Lage ist Berge zu versetzen.

Rock’n’Roll in Kaiserslautern – Fortsetzung folgt…

Der Autor:
Jens Vollmer ist Begründer und Saxophonist der im Großraum bekannten Band Brass Machine. Er betrieb zwölf Jahre ein bundesweit erschienenes Musikmagazin mit Regionalteilen, im Anschluss das Kaiserslauterer Stadtmagazin „INSIDER“. Seit Anfang 2013 ist er verantwortlicher Redakteur des Wochenblatts Kaiserslautern.

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