Zugegeben, es gibt angenehmere Bedingungen, um entspannt eine Runde Golf zu spielen, als bei Minusgraden und schneebedecktem Grün. Doch wer Jiri Bilek von seinen Auftritten im Trikot der Roten Teufel kennt, der weiß, dass der 26-Jährige einiges einstecken kann. Er ist nach Mackenbach gefahren, zum Golfclub Barbarossa. Ein paar Bälle schlagen auf der Driving Range steht auf dem Programm. Dort angekommen wird der Tscheche von Golflehrer Thorsten Weimer herzlich begrüßt, man kennt sich bereits. Im September 2009 hat Jiri Bilek hier beim Golfprofi seine Platzreife erlangt.

„Ich mag diesen Sport, es ist für mich ein guter Ausgleich zum Fußball. Man hat viel Ruhe, kann sich Mental stärken, dazu ist man noch in der Natur, das gefällt mir. Ich habe mit Florian Dick, Fabian Müller und Kai Hesse im vergangenen Jahr ein Turnier gespielt, das hat unheimlich viel Spaß gemacht. Danach gemütlich auf der Terrasse zu sitzen und zu entspannen gehört ebenso dazu.“ Golflehrer Thorsten Weimer erkannte auch sofort das Talent des Neueinsteigers: „Er hat sehr viel Ballgefühl, das merkt man bei den meisten Fußballspielern, und zudem noch die nötige Disziplin, auch das ist beim Golf sehr wichtig.“

Begonnen hat Jiri Bilek seine Karriere mit sechs Jahren in der Jugend von Sparta Prag, einem der großen Vereine in seinem Heimatland. Mit 17 ging es dann zu Spolana Neratovice in die 2.Liga, ehe mit Chmel Blsany und Slovan Liberec zwei tschechische Erstligisten sich die Künste des Defensiven Mittelfeldspielers sicherten. Die „6“ war schon immer seine Lieblingsposition, hier kann er seine Stärken ausspielen. „Ich bin kein Messi, aber dafür habe ich andere Qualitäten. Kampf und Einsatz stehen bei mir im Vordergrund“, weiß der Tscheche seine Fähigkeiten einzuschätzen. Passend dazu auch sein Vorbild: Genaro Gattuso. Der Italiener beeindruckt ihn vor allem durch seine Laufbereitschaft und Zweikampfstärke. Das einsatzbetonte Spiel hinterlässt auch Spuren. „Nach jeder Partie habe ich ein paar blaue Flecke und kleinere Blessuren, aber während dem Spiel merke ich das gar nicht. Da will ich einfach nur den Ball“, zeigt sich Jiri verbissen, während er den kleinen Golfball mit einem Driver, einem Schläger für die weiten Abschläge, fast 200 Meter weit über die Anlage drischt und dafür Lob von seinem Trainer erntet. 

Seit 1990 gibt es den Golfclub Barbarossa, dem aktuell rund 800 Mitglieder angehören. Das 60 Hektar große Gelände wird von sechs Greenkeepern bearbeitet. Auch wenn natürlich das Regelwerk und die Etikette eingehalten werden müssen, in Mackenbach legt man großen Wert darauf, die klischeehaften elitären Attitüden des Golfsports abzulegen. „Wir haben viele Jugendliche Mitglieder, die schon zu sehr günstigen Konditionen bei uns spielen können, wir sind für jeden offen“, erklärt Thorsten Weimer, während Jiri den Driver gegen ein Eisen wechselt. Für den Wechsel auf den Betzenberg in der Winterpause 2008/09 gab es gleich mehrere Gründe: „Zum einen hatte ich sehr gute Gespräche mit Stefan Kuntz. Er hat mir aufgezeigt, was bei diesem Club und mit diesem Umfeld alles möglich ist. Zum anderen hat mir natürlich auch mein Berater zu diesem Wechsel geraten. Und der wusste schließlich, wovon er spricht“, schmunzelt Jiri. Sein Berater ist kein Geringerer als Miroslav Kadlec, FCK-Idol und zweimaliger Deutscher Meister mit den Roten Teufeln. „Miro hat mir viel Gutes über den Verein und vor allem auch die fantastischen Fans erzählt. Auch wusste ich, dass schon viele meiner Landsleute dort gespielt haben, ob Pavel Kuka, Petr Kouba, Horst Siegl oder Vratislav Lokvenc. Der FCK hat in Tschechien noch immer einen sehr guten Namen“. Mit Michal Kadlec, Sohn des ehemaligen Liberos, derzeit bei Bayer Leverkusen, hat Jiri in der U20-Nationalmannschaft gespielt. Seit der U17 spielt er auch im Trikot des tschechischen Nationalteams, hat es dort bis zu U21 geschafft. Ein Einsatz in der ersten Auswahl war ihm noch nicht vergönnt. Dabei ist der Trainer für ihn kein Unbekannter. Seit Oktober 2009 trainiert sein Onkel Michal Bilek die Nationalmannschaft. „Das macht die Sache nicht unbedingt leichter. Ich habe in der Liga bereits unter ihm gespielt. Solange wir Erfolg hatten war das super, als es dann schlechter lief, kamen schnell die ersten kritischen Stimmen auf. Es wird einem dann schnell vorgeworfen man würde nur spielen, weil man der Neffe des Trainers ist“, klärt Bilek auf.

An sein erstes Jahr in der Pfalz denkt er nicht so gerne zurück. Unter Trainer Milan Sasic kam der Tscheche nicht zum Einsatz, wurde zur zweiten Mannschaft in die Regionalliga versetzt. Eine neue Erfahrung für den 26-Jährigen.
 „Das war eine schwere Zeit für mich. Aber auch eine wichtige Etappe, die mich reifer gemacht hat. In meinem Heimatland hatte ich einen guten Namen, war jemand, und plötzlich dieser Rückschlag.“ Doch er machte das Beste draus, gab alles bei der U23 der Roten Teufel, zeigte dort nicht nur seine spielerische Klasse, sondern sich selbst auch als tadellosen Sportsmann. „Ich wollte in der zweiten Mannschaft zeigen was ich kann, wollte mich durch Leistung in die erste Mannschaft spielen.“ Seinen Trainer Alois Schwartz konnte er überzeugen und als dieser zum Ende der Saison zum Profiteam wechselte, war auch Jiri Bileks Zeit endlich gekommen. Premiere zu Hause gegen Augsburg. „Das erste Spiel bei den Profis war für mich etwas ganz besonderes. Die Zuschauer, vor allem die Westkurve, die ganze Atmosphäre, da wusste ich, dass ich dass sich die vergangenen Monate gelohnt haben“, blickt er zurück. Wichtig war für ihn vor allem die Unterstützung seiner Kollegen, allen voran Erik Jendrisek. Auch sprachlich hat er mit dem slowakischen Stürmerduo Nemec und Jendrisek zwei Mitstreiter, was er nicht immer als Vorteil empfindet. „Ich bin froh, jemanden zu haben mit dem ich auf tschechisch reden kann, aber das ist schlecht für mein Deutsch“, so Bilek, dem das Erlernen der Sprache sehr wichtig ist. „Ich habe eine Lehrerin und möchte unbedingt Deutsch lernen. Ich finde es toll viele Sprachen sprechen zu können, so wie Daniel Pavlovic. Auch meine Freundin lernt Deutsch und manchmal kann sie sogar schon mehr als ich, dann bin ich sauer“, scherzt die sympathische Nummer 19 im FCK-Trikot, ehe er sich von seinem Golflehrer verabschiedet.

Doch die Trainingseinheit mit den kleinen Bällen ist noch nicht vorbei. Nun steht Crossgolf an, eine besondere Variante des Sports. Gespielt wird an allen möglichen, meist außergewöhnlichen Orten, in Steinbrüchen, in Fabrikhallen oder auch mitten in der Stadt. „Das Faszinierende an Crossgolf ist, dass man es überall spielen kann. Und man kann direkt loslegen. Man brauch nur einen Ball, einen Schläger, und ein Ziel“, erklärt Crossgolfer Klaus Simianer. Der 32-Jährige aus St. Leon-Rot, Betreiber des Internetportals www.crossgolf.de, ist mit seinem Kollegen Guido Niehaus aus Heidelberg extra angereist, um Jiri Bilek in die Geheimnisse dieser Sportart einzuweihen, die derzeit rund 2.000 Anhänger in Europa hat. Zunächst suchen sich die Drei einen baustellenähnlichen Parkplatz aus, ein Ziel ist schnell gefunden und schon kann es losgehen. Abgeschlagen wird meist von einer Grasmatte. Gespielt wird nicht nur mit handelsüblichen Bällen, für die Trendsportart gibt es spezielle almost Golfbälle. „Diese Bälle sind nur 13 Gramm schwer und fliegen etwa halb so weit wie ein normaler Golfball. Damit kann man nichts kaputt machen“, klärt Klaus Simianer auf. Denn auch wenn die Sportart davon lebt, dass es so gut wie keine Regeln gibt, so gibt es zumindest eine ganz wichtige: safety first. Als nächstes steht die Wiese vor dem Polizeipräsidium auf dem Plan, die dortigen Fußballskulpturen geben ein hervorragendes Ziel ab. Jiri Bilek hat sichtlich Spaß dabei, in dieser ungewohnten Umgebung den Golfschläger zu schwingen. „Wichtig ist bei diesem Sport weniger wie gut man spielt, sondern mit wem“, macht der 34-jährige Guido Niehaus deutlich, dass der Spaß beim Crossgolf im Vordergrund steht. Und nebenbei kann man auch noch die versteckten Ecken seiner Stadt kennenlernen.

Als Fußballprofi hat Jiri Bilek noch nicht so viel Zeit gehabt, die Stadt zu erkunden, doch in Kaiserslautern fühlt er sich inzwischen sehr wohl. Auch weil seine Verlobte Dagmar inzwischen zu ihm gezogen ist und die beiden sich nicht nur auf die Hochzeit im kommenden Jahr freuen, sondern auch auf Nachwuchs. „Dagmar ist jetzt im dritten Monat, wir freuen uns schon so wahnsinnig auf unser Baby. Ich habe mir schon einige Tipps von Laki geben lassen, der ist ja auch vor kurzem Vater geworden,“ bereitet er sich auf seine neue Rolle vor. Ich habe zuvor in Prag gewohnt, einer Großstadt, hier dagegen gibt es viel Ruhe und kurze Wege, das ist sehr angenehm für uns.“ Wenn es in seinem Leben mal nicht um einen runden Ball geht, dann verbringt Jiri Bilek möglichst viel Zeit mit seiner Verlobten oder seinem Hund, einem Yorkshire Terrier. „Der ist klein und bissig, so wie ich auf dem Platz“, scherzt er.

Die nächste und letzte Station seines Ausfluges in die Welt des Crossgolfs führt ihn schließlich zurück auf den Betze, in die legendäre Westkurve des Fritz-Walter-Stadions. Dort, wo ansonsten die treuen Fans das Team lautstark anfeuern, darf Jiri Bilek nun ein paar Bälle durch das leere Stadion schießen. „Das macht wirklich Spaß und ist mal was anderes, alleine schon dass ich mal in der Westkurve stehen kann“, freut sich der 26-Jährige, der sich ansonsten sehr auf seinen Beruf konzentriert. „Ich gehe auch gerne in die Disco und mache mal Party, aber in erster Linie bin ich Fußballprofi, daher weiß ich wann ich mir was erlauben kann und nehme mir auch die nötige Ruhe die ich brauche.“ Aktuell hat Jiri Bilek noch ein weiteres Hobby, welches er mit vielen Fans aus der Westkurve teilen dürfte.  „Ich spiele gerne Fußball auf der Playstation, meist mit Rodnei, Sidney Sam und unserem Physiotherapeut Erik Schön.“ Ob er auf der Spielkonsole auch so ein harter Hund ist wie im echten Leben, ist nicht überliefert.

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