Hallo Markus! In den ersten fünf Spieltagen habt ihr nicht nur auf dem Platz kleinere Höhen und Tiefen durchlebt. Wie bewertest Du rückblickend die letzten Wochen?
Markus Karl: „Die ersten fünf Spieltage gingen enorm schnell rum und waren sehr durchwachsen. In den ersten vier Partien war die Punkteausbeute ordentlich und wir kamen im Pokal eine Runde weiter, das war schon mal gut, auch wenn auf dem Platz noch nicht alles rund lief. In der Woche nach dem Paderborn-Spiel haben sich die Ereignisse ein wenig überschlagen und am Ende dieser Woche stand das Spiel gegen Heidenheim, das sportlich nicht gut gelaufen ist für uns. Ich hoffe, dass jetzt ein wenig Ruhe eingekehrt ist und alle – wir und die Fans – nach vorne schauen. Es ist wichtig, dass wir als große Einheit den Fokus auf Freiburg legen, um die drei Punkte auf dem Betze zu behalten. Ich bin der Meinung, dass jetzt ein ‚Neuanfang‘ her muss und ich bin überzeugt davon, dass wir diesen Schulterschluss mit den Fans schaffen können.“
Also nach den Geschehnisse der letzten Wochen nun zum Freiburg-Spiel neu ansetzen?
Markus Karl: „Ich denke, es funktioniert nur, wenn wir gemeinsam mit den Fans nach vorne schauen. Sicher ist Vergangenheit extrem wichtig, nur können wir uns darauf nicht ausruhen und dürfen nicht darin hängen bleiben. Wir haben die letzten Wochen extrem viel gearbeitet, haben hart trainiert und sind hoffentlich nochmal einen Schritt nach vorne gekommen. Wir müssen jetzt auch ein entsprechendes Ergebnis erzielen, da sind wir in der Bringschuld.“
Du sprichst es an: Ihr hattet nun ein paar Tage mehr Zeit, im Training an Feinheiten zu arbeiten. Wo steht ihr Deiner Meinung nach vor dem Spiel gegen Freiburg?
Markus Karl: „Wir sind alle heiß aufs Freiburg-Spiel, jeder in der Mannschaft freut sich darauf. Am Freitagabend unter Flutlicht werden sicherlich auch einige Zuschauer kommen. Die Abläufe auf dem Platz und das Zusammenspiel können wir nicht von heute auf morgen heraufbeschwören. Wir arbeiten im Training kontinuierlich daran und ich hoffe, dass sich das gegen Freiburg gleich zeigt. Ich bin der Meinung, dass wir einfach noch unglaublich viel Potential haben. Das wollen wir herauskitzeln und von Spiel zu Spiel besser werden.“
Du bist schon lange Profi. Hast Du das Gefühl, dass der Fußball heutzutage noch schnelllebiger ist, die Spanne zwischen Held und Versager, zwischen Jubel und Pfiffe noch kürzer ist?
Markus Karl: „Das ist in der heutigen Zeit ein allgemeines ‚Phänomen‘, nicht nur in unserem Verein. Ich persönlich finde das schwierig zu bewerten. Ich kann auf der einen Seite die Meinung und Reaktion der Fans nachvollziehen. Wir sind jetzt dreimal knapp am Aufstieg vorbeigeschrammt. Danach lechzt nicht nur die ganze Region und die Fans, sondern auch die Mannschaft. Darüber, dass der Aufstieg insgesamt kein einfaches Unterfangen ist, müssen wir nicht groß reden. Aber umso bitterer ist es, dass wir gerade im letzten Jahr unsere gute Ausgangsposition hergeschenkt haben. Es war zwar insgesamt eine gute Saison, aber so einfach lässt sich das rückblickend nicht sagen, wenn wir sehen, was möglich gewesen wäre. Ich denke, wir als Mannschaft müssen noch mehr tun, um zu verkörpern, was wir letztes Jahr verkörpert haben, beispielsweise dass wir eineinhalb Jahre Zuhause ungeschlagen waren. Aber auch die Fans können sicherlich nochmal eine Schippe drauf packen, damit wir gemeinsam wieder da hinkommen, wo wir hin wollen. Ich habe Verständnis für den Frust der Fans, in meinen zweieinhalb Jahren hier habe ich wirklich alles erlebt. Ich kann aber nur sagen, dass keiner aus der Mannschaft absichtlich ein schlechtes Spiel abliefert, an der Einstellung und Motivation liegt es auch nicht. Aber die Jungs, gegen die wir spielen, verdienen auch ihr Geld mit dem Fußball und spielen teilweise seit vielen Jahren im Profibereich, die können auch schon was. Das sollte man auch immer im Hinterkopf haben.“
Im September wartet auf euch ein straffes Programm: Ihr trefft neben Freiburg auf Top-Teams wie Nürnberg und Bochum, dazu noch eine Englische Woche mit sehr kurzen Regenerationsphasen. Wie stellt ihr euch auf die nächsten vier Wochen ein?
Markus Karl: „Das Gute ist, dass es Schlag auf Schlag geht und wir im Spielrhythmus bleiben. Andererseits ist es problematisch. Ich kann persönlich nicht nachvollziehen, warum es ausgerechnet uns mit diesem extrem engen Zeitplan trifft. In meinen Augen kann es nicht sein, dass wir samstags, dienstags und dann wieder freitags spielen. Samstag, Mittwoch und Sonntag wären doch auch okay gewesen, das hätte uns die Regenation erleichtert. So wird es nicht einfach, aber wir haben jetzt erst mal Freiburg vor der Brust und da müssen wir den Grundstein legen, dass wir mit ganz viel Elan und Motivation in diese harten sechs Tage mit drei Spielen gehen. Ich bin mir sicher, dass wir das aufgrund unseres breiten Kaders wegstecken können. Aber wichtig ist, uns auf Freiburg zu konzentrieren. Wenn wir da drei Punkte holen, ist schon der erste Schritt in die richtige Richtung gemacht, auch wenn dann auch noch nicht alles gut ist. Aber es wäre ein Anfang und ich hoffe, dass uns das gelingt, auch gemeinsam mit unseren Fans.“
Die Freiburger treten bisher insgesamt sehr ordentlich auf, auch wenn sie schon den einen oder anderen Punkt hergegeben haben. Was macht sie Deiner Meinung nach so stark?
Markus Karl: „Ich glaube, die Freiburger haben bisher ihre Chancen eiskalt genutzt, es ist nicht so dass sie damit geizig umgehen. Allein Nils Petersen hat bisher schon fünf Tore gemacht, da stimmt es einfach. Sie spielen einen guten Fußball. Aber das A & O ist eben, dass sie ihre Tore machen und defensiv wenig zulassen. Wir müssen sie über 90 Minuten bearbeiten und bekämpfen, gemeinsam mit unseren Fans im Rücken auf unserem Betzenberg. Wenn wir unsere Leistung abrufen, bin ich überzeugt davon, dass wir den Freiburgern als ebenbürtiger Gegner gegenüber treten können.“