Einst spielten der FC Schalke 04 und die Lautrer jahrelang gemeinsam in der Bundesliga, dann musste sich der FCK zuerst in die Zweit- und schließlich in die Drittklassigkeit verabschieden. Seit letztem Jahr dürfen die Fans wieder das Duell der beiden traditionsreichen Mannschaften bestaunen – wir werfen einen Blick auf die Königsblauen.

Rückblick, Ende November 2018: der FC Schalke 04 zieht mittwochs (vor über 40.000 Zuschauern in Porto) ins Achtelfinale der Champions League ein, der FCK verliert zwei Tage darauf in der 3. Liga (vor 4.000 Fans) mit 0:5 in Unterhaching. Viel unterschiedlicher hätten die Situationen der beiden Teams damals kaum sein können. Heute, zum Leid der einen, zur Freude der anderen, sieht die Fußballwelt anders aus. Am Freitag, beinahe auf den Tag genau sechs Jahre später, treffen die beiden Mannschaften in der 2. Bundesliga aufeinander.

Sidney Sam ist seit dieser Saison Co-Trainer auf Schalke.

Die Vergangenheit mit Schalke

Insgesamt 90-mal begegneten sich der FC Schalke 04 und die Roten Teufel. Die Bilanz spricht bei 34 Siegen knapp für die Königsblauen, der FCK verließ 31-mal das Feld als Gewinner. Als die Lautrer 2012 den Gang in die Zweitklassigkeit antreten mussten, sollte es über ein Jahrzehnt dauern, bis sich die beiden Bundesliga-Gründungsmitglieder wieder gegenüberstanden. Am 2. Spieltag der vergangenen Saison war es dann soweit, es sollte aber ein Spiel zum Vergessen für den FCK werden: Nach 13 Minuten gerieten die Pfälzer in der Veltins-Arena in Rückstand. In der 39. Minute erhielt FCK-Schlussmann Andreas Luthe wegen eines Foulspiels einen Platzverweis und nach nicht einmal einer Stunde waren die Lautrer wegen Tomiaks gelb-roter Karte nur noch zu neunt. Schalke erzielte noch zwei Tore und machte den FCK-Fehlstart perfekt. Ein Pfälzer dürfte im Nachhinein jedoch nicht ganz unglücklich gewesen sein aufgrund der Vorkommnisse: Julian Krahl. Auch wenn Lauterns heutige Nummer 1 die Niederlage nicht mehr abwenden konnte, überzeugte er anschließend und konnte den Kampf ums FCK-Tor für sich entscheiden. Krahl war es auch, der in der Rückrunde der letzten Saison kaum etwas zuließ, als Schalke bei den Roten Teufeln gastierte. Der FCK revanchierte sich für die Pleite aus dem Hinspiel. Als Fünfzehnter empfingen die Pfälzer den Tabellennachbarn aus Gelsenkirchen zum Krisengipfel zweier Fußballriesen und siegte durch Tore von Ragnar Ache (2x), Filip Stojilkovic und Aaron Opoku mit 4:1. Es war einer dieser Abende, als der FCK die Erinnerungen an souveräne Siege gegen große Gegner aus alten Zeiten wieder aufleben ließ.

Für zwei FCK-Profis gibt es ein Wiedersehen mit dem alten Verein: Boris Tomiak und Marlon Ritter waren beide einmal Teil des FC Schalke 04. Tomiak spielte von 2013 bis 2016 im Ruhrpott, FCK-Kapitän Ritter durchlief die Schalker Knappenschmiede und legte damit den Grundstein für seine spätere Profikarriere.

In den Reihen der Schalker treffen Amin Younes und Janik Bachmann auf ihren Ex-Verein. Der achtmalige deutsche Nationalspieler Younes trug in der Saison 2014/15 als Leihspieler von Borussia Mönchengladbach das Trikot der Roten Teufel, ehe es ihn weiter zu Ajax Amsterdam zog. In 14 FCK-Spielen gelangen dem Mittelspieler zwei Tore. Jannik Bachmann lief ab Sommer 2019 für eineinhalb Jahre in der Pfalz auf. Im Winter 2021 unterschrieb er nach 50 Pflichtspielen beim FCK einen Vertrag beim SV Sandhausen. Auch auf der Trainerbank der Knappen gibt es einen alten Bekannten: Schalkes Co-Trainer Sidney Sam schnürte von 2008 bis 2010 die Schuhe am Betze und feierte mit den Roten Teufel den Bundesliga-Aufstieg.

Amin Younes erzielte am vergangenen Wochenende sein erstes Tor für Schalke. Hier im Bild gegen Heidenheims Mathias Wittek und Kevin Kraus (v.l.).

So lief’s bisher für Königsblau

Der FC Schalke 04 steht vor dem Duell mit dem FCK nach 13 Spielen mit 13 Punkten auf dem 13. Tabellenplatz. Die Königsblauen haben jedoch nur zwei Punkte Vorsprung auf den ersten direkten Abstiegsplatz. Nachdem der Niederländer Kees van Wonderen den Posten an der Seitenlinie am 9. Spieltag von seinem Vorgänger Karel Geraerts übernahm, blieb der gewünschte Trainereffekt zunächst aus: Schalke verlor die ersten beiden Liga-Spiele unter dem neuen Coach, schied zudem im Pokal in Augsburg aus. Anschließend punkteten die Knappen in Ulm und konnten das wichtige Kellerduell gegen Schlusslicht SSV Jahn Regensburg mit 2:0 gewinnen – und somit den möglichen Absturz ans Tabellenende verhindern. Am vergangenen Wochenende bewiesen die Männer aus dem Ruhrpott Comeback-Qualitäten: Nachdem der HSV zur Pause mit 2:0 in Führung lag, konnten die Schalker noch einen Punkt aus Hamburg mitnehmen, Kenan Karaman erzielte den 2:2-Ausgleich. Es war bereits der siebte Saisontreffer des Kapitäns. Damit führt er gemeinsam mit Moussa Sylla die vereinsinterne Torschützenliste an. In den vergangenen drei Partien blieb S04 also ungeschlagen.

Das sagt der Gegner

Kees van Wonderen will mit seinem Team am Freitagabend an die zweite Halbzeit des vergangenen Auswärtsspiels in Hamburg anschließen, als seine Mannschaft „ein Signal gesendet“ habe. In das Spiel gegen die Roten Teufel gehen die Knappen mit dem Respekt, den sie jedem Gegner entgegenbringen. „Der FCK hat aktuell eine gute Serie und tritt gut organisiert auf“, so der Schalker Coach, der sich auf eine Herausforderung einstellt, sein Team aber gut vorbereitet sieht. „Wir wollen die Energie aus dem HSV-Spiel in die anstehende Partie mitnehmen. Aber das Spiel gegen Lautern ist auch wieder ganz anders. Wir fangen wieder bei Null an und müssen unsere Leistung erneut umsetzen.“

Personell müssen die Schalker im Heimspiel gegen den FCK auf Tobias Mohr und Vitalie Becker verzichten, die aktuell nicht auf dem Trainingsplatz stehen können. Andere zuletzt verletzte Spieler wie Christopher Antwi-Adjei oder Emil Højlund sind zwar wieder ins Training zurückgekehrt, für sie käme ein Einsatz am Freitagabend aber wohl noch zu früh. Bei Paul Seguin, der unter der Woche im Training kürzertreten musste, wird es dagegen nach aktuellem Stand der Dinge für den Kader reichen.

Kurios: Verzichten müssen die Knappen zudem auf den gesperrten Torwarttrainer Stephan Loboué, der am vergangenen Wochenende die Rote Karte sah. Vertreten wird er vom erfahrenen Ersatztorhüter Michael Langer.

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