Mit einer jungen und enorm talentierten Mannschaft hat sich der Club von einem Abstiegs- zu einem Europa-League-Kandidaten gemausert. Vater des Erfolgs ist der besonnene Coach Dieter Hecking, der sich nicht scheutek, nach und nach immer mehr Youngster in sein Team einzubauen.
Prunkstück des 1. FCN ist dabei sicherlich das Mittelfeld. Hinter den technisch äußerst versierten Deutsch-Türken Memeth Ekici und Ilkay Gündogan sowie der Leverkusener Leihgabe Jens Hegeler, sorgen hier mit Routinier Tommy Simmons und dem Israeli Almog Cohen zwei hervorragende Abräumer für Stabilität. Zudem hat Hecking mit Robert Mak, Timothy Chandler oder dem ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönig Marek Mintal gleich mehrere Alternativen in der Hinterhand, die sich unmittelbar ins schnelle Nürnberger Offensivspiel einfügen können. Doch auch die Defensive der Franken, in der vergangenen Saison noch ein wenig das Sorgenkind, hat eine tolle Entwicklung genommen.
Neben den beiden erfahrenen Stammkräften Andreas Wolf und Torwart Raphael Schäfer überzeugte in der Rückrunde vor allem der junge Philipp Wollscheid mit tollen Leistungen. Alle zusammen haben ihren Anteil daran, dass der „Relegationsmeister“ – der in den vergangenen beiden Spielzeiten stets über diese Finalspiele die Zugehörigkeit zur Bundesliga gesichert hatte – in diesem Jahr ganz oben angreifen kann. Zuletzt bewiesen sie das selbst gegen den ehemals übermächtigen Lokalrivalen FC Bayern München. Im Derby erkämpften sich die Schützlinge von Dieter Hecking ein insgesamt verdientes 1:1-Unentschieden und können nun in der Tabelle weiterhin auf Platz fünf, der zur direkten Qualifikation für die Europa-League berechtigen würde, schielen.
Endlich erinnert der FCN damit wieder an die großen Jahre der Vereinsgeschichte, die ihn bis heute Platz zwei in der Meister-Statistik der Bundesliga bescheren. Zwischen 1920 und 1936 errangen die Franken nämlich gleich sechsmal die Deutsche Meisterschaft. Spieler des 1.FC Nürnberg stellten phasenweise die Hälfte der Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft. In den Jahren 1948, 1961 und 1968 ließen die „Glubberer“ dann noch drei weitere Meistertitel folgen. Dazu gesellen sich außerdem noch vier Titel im DFB-Pokal, der letzte im Jahr 2007 gegen den VfB Stuttgart. In den 1920er-Jahren baute die Stadt mit dem Städtischen Stadion eine moderne Sportstätte mit Aschenbahn und angeschlossenem Schwimmbad, die noch heute als easyCredit-Stadion Heimat des Nürnberger Bundesliga-Teams ist.
Trotz aller Titel und Tradition: Eines haben die Nürnberger über all die Jahre stets gefürchtet: Die Reise auf den Betzenberg. Von mittlerweile 27 Gastspielen im Fritz-Walter-Stadion konnten die Nürnberger nämlich bis heute nur fünf gewinnen. Weil man davon abgesehen zudem lediglich vier Unentschieden erreichte, fällt die Bilanz mit 18 Heimsiegen deutlich zu Gunsten der Roten Teufel aus. Und selbst im eigenen Stadion tat sich der FCN stets schwer. Neun Niederlagen kassierte der „Club“ vor eigenem Publikum gegen den FCK, die letzte dürfte noch allzu gut in Erinnerung geblieben sein. Im Hinspiel nämlich schlugen die Roten Teufel die Franken dank Treffer des Kroaten-Trios Lakic, Ilicevic und Rivic deutlich mit 3:1. Ein Ergebnis, dass sich auch am 30. Spieltag ganz gut sehen lassen würde.