Als aktueller Tabellensiebter stehen die Hannoveraner kurz davor, den Coup aus dem Vorjahr zu wiederholen und sich zum zweiten Mal in Folge für die Europa League zu qualifizieren. Dort hat die Mannschaft von Trainer Mirko Slomka in dieser Spielzeit für ordentlich Furore gesorgt und erst im Viertelfinale nach einem dramatischen Duell mit Atlético Madrid die Segel streichen müssen. Das Geheimnis der 96er ist dabei wohl immer noch dasselbe wie im Vorjahr: Die Niedersachsen sind schlichtweg der Inbegriff von Effektivität, eine kompakte Defensive, blitzschneller Konterfußball und treffsichere Torjäger sind weiterhin der Schlüssel zum Erfolg. Dies ist auch beinahe logisch, denn schließlich ist das Personal der 96er nahezu das gleiche, wie in der Vorsaison. Trotz der hervorragenden Leistungen 2010/11 musste Hannover in der Sommerpause keinen einzigen Leistungsträger ziehen lassen. Im Gegenteil: Mit Christian Pander für die Defensive, sowie den Stürmern Arthur Sobiech und in der Winterpause auch noch Mame Diouf wurde der Kader sinnvoll verstärkt.
Gemeinsam mit Didier Ya Konan, Moa Abdellaoue und dem phasenweise genialen Jan Schlaudraff hat Hannover so mittlerweile einiges an Qualität in der Offensive. Doch auch die Defensive von 96 gehört inzwischen zu den absolut besten der Liga. Karim Haggui und der österreichische Nationalspieler Emanuel Pogatetz halten das Abwehrzentrum zusammen, wobei ihnen mit Steven Cherundolo und Ex-Nationalspieler Christian Schulz zwei überaus erfahrene Außenverteidiger assistieren. Dahinter kann sich Hannover außerdem auf einen hervorragenden Rückhalt verlassen. Ron-Robert Zieler gehört mit seinen 23 Jahren bereits zu den Top-Keepern der Liga und debütierte im Laufe der Saison sogar im Tor der Deutschen Nationalmannschaft. Und so agieren die 96er mit einer nahezu idealen Kombination aus Offensive und Defensive gnadenlos effektiv. Ohne spielerisch zu dominieren, bestrafen die Niedersachsen so jeden Fehler des Gegners und gewinnen ihre Spiele oft knapp. Das Torverhältnis von 39:44 spricht Bände.
Die Fans von Hannover 96 fühlen sich bereits wieder an die ganz großen Zeiten des Norddeutschen Traditionsclubs erinnert. Einst hatten die „Rothemden“ von der Leine nämlich ein Faible für völlig überraschende Erfolge. 1938 wurde man zum ersten Mal Deutscher Meister. Im Finale besiegte Hannover die bis dahin dominierende Mannschaft des FC Schalke 04 mit 4:3 nach Verlängerung und besorgte damit eine kaum für möglich gehaltene Sensation. Auch der zweite Titel der Vereinsgeschichte war eine faustdicke Überraschung. Im Finale von 1954 besiegte Hannover den damals favorisierten 1. FC Kaiserslautern – die Walter-Elf, gespickt mit fünf Nationalspielern, die wenig später in Bern Weltmeister werden sollten – mit 5:1. Als erster Zweitligist in der Geschichte des deutschen Fußballs holte man dann noch 1992 den DFB-Pokal, den dritten Titel der Vereinsgeschichte.
Wie effektiv Hannover 96 funktioniert, musste auch der 1. FC Kaiserslautern bei den vergangenen Aufeinandertreffen schmerzlich erfahren. In der Hinrunde kam man gegen die Norddeutschen trotz Feldüberlegenheit nicht über ein 1:1-Unentschieden heraus. Und beim letzten Auswärtsspiel in Hannover gab es sogar eine deutliche 0:3-Schlappe. Insgesamt ist die Bilanz jedoch ziemlich ausgeglichen. Bei bislang 44 Aufeinandertreffen gewannen die Hannoveraner 19-Mal, während die Roten das Feld 18-Mal Sieger verließen und sieben Partien Unentschieden endeten.