Die Ausgangsituation war für beide Clubs vor der Saison recht ähnlich. Sowohl der 1. FC Kaiserslautern als auch der FC St. Pauli waren sich bereits im Vorfeld der Saison im Klaren darüber, dass es für sie wohl bis zur letzten Sekunde einzig und allein um den Klassenerhalt gehen würde. Die beiden Zweitliga-Aufsteiger der vergangenen Spielzeit gehörten von Anfang an zu den Abstiegskandidaten und können dementsprechend durchaus gelassener mit der aktuellen Situation umgehen, als so manch anderer Club im Tabellenkeller.
Dennoch ist man sich natürlich auch bei St. Pauli der enormen Bedeutung dieser Partie bewusst.
Nachdem die Kiezkicker aus den vergangenen neun Spielen lediglich einen Punkt mitnehmen konnten, steht das Team von Trainer Holger Stanislawski unter Zugzwang. Der direkte Abstieg droht. Ein Dreier gegen einen direkten Konkurrenten wäre in dieser Situation natürlich doppelt wichtig. Man darf also davon ausgehen, dass die Hamburger ihre Chance auf jeden Fall suchen werden. Und das obwohl sie in den vergangenen Wochen von großem Verletzungspech gebeutelt wurden. Zambrano, Rothenbach, Volz, Oczipka – die Liste der Verletzten ist vor allem in der Defensive schier endlos. Dass die Hamburger dennoch nach wie vor um den Klassenerhalt kämpfen, hängt vor allem an der besonderen Mentalität von Verein und Mannschaft. Statt mit teuren Stars ein finanzielles Risiko einzugehen, setzt der FC St. Pauli in erster Linie auf No-Names, oftmals aus der eigenen Region. Im 27-Mann starken Kader steht mit der Schalker-Leihgabe Carlos Zambrano lediglich ein einziger Ausländer.
Prominentester Name ist sicherlich der langjährige Nationalspieler Gerald Asamoah, der sich direkt als Top-Scorer der Mannschaft etabliert hat und sich mit seinem Siegtreffer im großen Derby beim Stadtrivalen HSV in die Geschichtsbücher des Clubs schoss. Absolute Kult-Figur, vor allem bei den Fans, ist jedoch zweifelsohne der Trainer. Holger Stanislawski, ein echtes St. Pauli-Urgestein übernahm im Jahr 2006, drei Jahre nach dem Ende seiner aktiven Karriere, zusammen mit André Trulsen das Zepter am Millerntor. Die Mannschaft war zu diesem Zeitpunkt nach dem wohl größten Erfolg der Vereinsgeschichte – dem legendären 2:1-Erfolg über den amtierenden Weltpokalsieger Bayern München im Jahr 2002 – bis in die Regionalliga durchgereicht worden. Erst der neue Trainer sorgte für die Wende am Kiez. Unter „Stani“, wie der Coach bei St. Pauli kumpelhaft genannt wird, ging es wieder bergauf. Am Ende der Saison 2006/07 standen die Hansestädter als Meister der Regionalliga Nord fest und feierten die Rückkehr in den Profifußball. Und auf den Aufstieg in die Bundesliga musste man am Millerntor auch nicht allzu lange warten.
In der Saison 2009/10 war es soweit: Zusammen mit dem FCK kehrte der FC St. Pauli als Tabellenzweiter ins Fußball-Oberhaus zurück. Nun hat der Trainer nach sage und schreibe 18 Jahren für St. Pauli unter Tränen seinen Abschied zum Saisonende bekanntgegeben. In der nächsten Saison coacht er die TSG Hoffenheim. Dennoch will er sich von seinem Herzensverein natürlich nicht als Absteiger verabschieden. Ein Sieg auf dem Betzenberg soll her, damit er dieses letzte Ziel mit St. Pauli erreichen kann. Die Vorzeichen verheißen dabei allerdings nichts Gutes: Bei bislang 13 Gastspielen im Fritz-Walter-Stadion gingen die Hanseaten noch kein einziges Mal als Sieger vom Platz. Lediglich zwei Unentschieden glückten den „Kiezkickern“ 1989 sowie 1996, wobei Stanislawski bei letzterem sogar noch als Spieler auf dem Feld stand. An das letzte Gastspiel seiner Mannschaft auf dem Betzenberg wird er aber keine so guten Erinnerungen haben. Im Frühjahr 2010 unterlag man den Roten Teufeln im Spitzenspiel der 2. Liga mit 3:0 (1:0). Wie heute war es auch damals ein Flutlichtspiel …