Der enorme Aufschwung bei den Lausitzern, die sich auf einen Schlag vom Abstiegs- zum Aufstiegskandidaten gemausert haben, ist vor allem mit einem Namen verbunden: Boubacar Sanogo. Der Angreifer von der Elfenbeinküste hatte einst beim 1. FC Kaiserslautern seine erste Stelle in Europa angetreten, war im Sommer zwischenzeitlich vertragslos und ist nun einer der Top-Torjäger in Liga zwei. In den ersten 13 Saisonspielen traf der Ivorer bereits achtmal und führte sein Team damit mitten hinein in die Spitzengruppe. Vor der Saison war Sanogo einer von sieben Neuzugängen beim FC Energie, der mit Stiven Rivic auch noch einen zweiten Ex-Lautrer verpflichtete. Der Kern der Mannschaft aus dem Vorjahr blieb aber bestehen, obwohl mit Leonardo Bittencourt (zu Borussia Dortmund), Verteidiger Roger (FC Ingolstadt) und Dimitar Rangelov (FC Luzern) auch die Abgänge einiger Stammspieler zu verschmerzen waren.
Umso überraschender, dass die Mannschaft von Trainer Rudi Bommer mit weitgehend demselben Personal in dieser Spielzeit plötzlich wieder oben mitspielt. Nach dem Bundesliga-Abstieg 2009 hatte man zwar noch zwei Jahre immerhin in der oberen Tabellenhälfte abgeschlossen, in der vergangenen Saison jedoch ging es für Cottbus bis zuletzt gegen den Absturz in die Dritte Liga. Erst am letzten Spieltag sicherte sich die Mannschaft mit einem 2:1-Erfolg über den 1. FC Union Berlin den Klassenerhalt. Damit verhinderten die Lausitzer auch die Fortführung einer kuriosen Statistik, die bei Energie als „Dreijahresregel“ legendär ist. Seit der Saison 1987/1988 hatte es der Klub geschafft exakt alle drei Jahre entweder auf- oder abzusteigen und diesen Rhythmus erst durch die nun vierte Zweitliga-Spielzeit in Serie durchbrochen.
Die Anfänge dieser Auf- und Abstiegsregel reichen zurück bis in die Zeiten der Teilung Deutschlands. Vor dem Mauerfall spielte Energie 21 Jahre in der DDR-Liga und schaffte für sechs Jahre den Sprung in die DDR-Oberliga. Zu Beginn der ersten Regionalligasaison verpflichtete Energie Cottbus Eduard Geyer, mit dem der FC von 1996 bis 1997 in 57 Pflichtspielen in Folge ohne Niederlage blieb und nach zwei Aufstiegsspielen gegen Hannover 96 erstmals den Einzug in die Zweite Bundesliga schaffte. Nur eine Woche danach stand Cottbus als zweiter Amateurverein überhaupt im DFB-Pokalfinale, welches gegen den VfB Stuttgart mit 0:2 verloren ging. In der „Millenium-Saison“ gelang dann der nächste Coup, als die Geyer-Elf am 26. Mai 2000 den Aufstieg ins Fußball-Oberhaus feiern konnte und dort für drei Spielzeiten kickte, bis es 2003 wieder bergab ging. Im Mai 2006 schafften die Lausitzer die Rückkehr, worauf drei Jahre später der zweite Abstieg aus der Bundesliga folgte.
Der 1. FC Kaiserslautern war dabei in all den Jahren ein regelrechter Angstgegner für die Cottbusser. Lediglich im ersten von insgesamt neun Duellen feierte Energie mit einem 1:1-Unentschieden auf dem Betzenberg einen Punktgewinn. Anschließend setzte es gegen die Roten Teufel nur noch Niederlagen, egal ob die Duelle in Liga eins, zwei oder im DFB-Pokal ausgetragen wurden. Selbst gegen den FC Bayern München haben die Lausitzer mit zwei Siegen mehr Punkte geholt als gegen den FCK. Und das kann auch gerne so bleiben.