Dabei verlief der Start in die aktuelle Spielzeit nicht ganz reibungslos für den BVB. Im Gegenteil: Als die Borussia nach sechs Spieltagen mit mäßigen sieben Punkten auf dem elften Tabellenplatz rangierte, waren die Kritiker schnell da: „Dortmund hat den Abgang von Nuri Sahin nicht verkraftet“, „die jungen Spieler sind zu unerfahren“, „die Dreifach-Belastung mit der Champions League ist zu groß“ – jeder hatte seine eigene Theorie, warum dem BVB nach dem berauschenden Vorjahr plötzlich „der schlechteste Saisonstart eines Meisters“ seit etlichen Jahren drohte. Auch die durchwachsenen Auftritte in der Champions-League, wo der Deutsche Meister nach nur einem Sieg bereits in der Vorrunde die Segel streichen musste, schienen da ins Bild zu passen. Doch die Mannschaft belehrte alle eines Besseren. Nach den kleineren Startschwierigkeiten lief die Dortmunder Angriffsmaschinerie schnell wieder auf Hochtouren und der BVB startete eine sensationelle Serie von inzwischen 26 Spielen ohne Niederlage und steht somit zwei Spieltage vor dem Ende uneinholbar auf Platz eins.
Das Erfolgsrezept ist quasi das Gleiche wie im Vorjahr: Die Defensive um Nationalspieler Mats Hummels und Ex-FCK-Keeper Roman Weidenfeller ist das Prunkstück, im Mittelfeld zaubern die wuseligen Götze und Kagawa, ackern die laufstarken Bender, Kehl und Großkreutz und ganz vorne netzt mit Robert Lewandowski ein spielstarker Torjäger zuverlässig ein. Und auch die Perspektive für die Schwarz-Gelben scheint hervorragend. Mit der Verpflichtung von Nationalspieler Marco Reus für die kommende Saison glückte der Vereinsführung ein echter Coup und auch die Verträge mit Leistungsträgern wie Mario Götze werden nach und nach verlängert. Nicht wenige rechnen deshalb damit, dass sich Dortmund in den nächsten Jahren dauerhaft ein heißes Duell mit dem FC Bayern München liefern wird. Die letzten vier Aufeinandertreffen mit dem Rekordmeister hat die Borussia schließlich für sich entschieden, zuletzt beim vorentscheidenden 1:0-Sieg am 30. Spieltag. Am 12. Mai treffen die beiden Clubs zudem im DFB-Pokalfinale aufeinander, wo sich dem BVB die Chance auf den nächsten Titel bietet.
Die Fans der Borussen träumen jedenfalls schon längst wieder von großen Zeiten für ihren Verein. Schließlich waren die vergangenen Jahre für den finanziell angeschlagenen BVB stets mit vielen Entbehrungen verbunden. Nachdem man in den 90er Jahren mit zwei Meistertiteln in Serie, sowie dem Gewinn der Champions League die wohl erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte durchlebte, begann ein konstanter Abwärtstrend für die Schwarz-Gelben. Obwohl man 2002 noch die sechste Meisterschaft der Vereinsgeschichte feiern konnte, musste sich der BVB zunehmend aus der Spitzengruppe der Bundesliga verabschieden. Erst mit der Verpflichtung von Jürgen Klopp, der ab 2008 der Mannschaft sukzessive ein neues Gesicht verlieh, kehrte man dann stetig in die Erfolgsspur zurück und erntet jetzt die Früchte für die Arbeit der letzten Jahre.
Doch trotz aller Dominanz des BVB in der Liga, die Roten Teufel konnten die Schwarz-Gelben zuletzt zweimal ärgern. Sowohl in der Vorsaison beim Unentschieden auf dem Betzenberg, das Jan Moravek damals mit einem Traumtor in letzter Sekunde sicherte, als auch beim Remis im Hinspiel, kam Dortmund nicht über ein 1:1-Unentschieden gegen den FCK hinaus. Überhaupt glückten dem BVB bei insgesamt 41 Gastspielen im Fritz-Walter-Stadion erst sechs Siege bei 18 Pleiten. Das Team von Jürgen Klopp wird also trotz der klaren Favoritenrolle durchaus gewarnt sein.