Als Borussia Dortmund nach sechs Spieltagen der aktuellen Saison mit sieben Punkten auf dem elften Tabellenplatz rangierte, waren die Kritiker schnell da: „Dortmund hat den Abgang von Nuri Sahin nicht verkraftet“, „die jungen Spieler sind zu unerfahren“, „die Dreifach-Belastung mit der Champions League ist zu groß“ – jeder hatte seine eigene Theorie, warum dem BVB nach dem berauschenden Vorjahr plötzlich „der schlechteste Saisonstart eines Meisters“ seit etlichen Jahren drohte. Mittlerweile dürften alle wieder verstummt sein. Nach kleineren Startschwierigkeiten läuft die Dortmunder Angriffsmaschinerie längst wieder auf Hochtouren. Seit jenem 6. Spieltag und der Niederlage gegen Hannover haben die Westfalen in der Liga nicht mehr verloren, holten sieben Siege aus neun Spielen – darunter zuletzt zwei beeindruckende Siege gegen Bayern München und Schalke 04 – und stehen nun wieder auf Platz zwei der Tabelle, gerade einen Punkt hinter Spitzenreiter München.
Vieles erinnert bereits wieder an die so dominante Borussia aus dem Vorjahr: Die Defensive um Nationalspieler Mats Hummels und Ex-FCK-Keeper Roman Weidenfeller ist das Prunkstück (nur 10 Gegentore), im Mittelfeld zaubern die wuseligen Götze und Kagawa, ackern die laufstarken Bender und Großkreutz und ganz vorne netzt ein spielstarker Torjäger zuverlässig ein. Nur das dieser in der aktuellen Saison Robert Lewandowski und nicht mehr Lucas Barrios heißt. Der polnische Nationalstürmer hat momentan im Duell mit dem überragenden BVB-Goalgetter der vergangenen Jahre die Nase vorn und ist mit 10 Saisontreffern derzeit torgefährlichster Dortmunder. Alles in allem sind die Borussen so neben ihren Namensvettern aus Mönchengladbach die Bayern-Jäger Nummer eins und gelten auch in diesem Jahr wieder als Top-Kandidat zumindest für die Champions-League-Ränge. Ob die Entwicklung der nach wie vor enorm jungen Truppe weiter so steil nach oben geht, muss man zwar abwarten, die Perspektive für die Schwarz-Gelben scheint jedoch hervorragend.
Die Fans der Borussen träumen ohnehin längst wieder von großen Zeiten für ihren Verein. Schließlich waren die vergangenen Jahre stets mit vielen Entbehrungen verbunden. Nachdem man in den 90er Jahren mit zwei Meistertiteln in Serie, sowie dem Gewinn der Champions League die wohl erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte durchlebte, begann ein konstanter Abwärtstrend für die Schwarz-Gelben. Obwohl man 2002 noch die sechste Meisterschaft der Vereinsgeschichte feiern konnte, musste sich der BVB zunehmend aus der Spitzengruppe der Bundesliga verabschieden. Erst mit der Verpflichtung von Jürgen Klopp, der ab 2008 der Mannschaft sukzessive ein neues Gesicht verlieh, kehrte man dann stetig in die Erfolgsspur zurück und erntet jetzt die Früchte für die besonnene Arbeit der letzten Jahre.
Der FCK jedenfalls ist am Wochenende eindeutig in der Außenseiterrolle. In 41 Gastspielen in Dortmund glückten gerade 7 Siege, bei 27 Pleiten. Auch im letzten Jahr zeigte Borussia Dortmund dem FCK im Signal-Iduna-Park die Grenzen auf und schlug den Aufsteiger klar mit 5:0. Das Rückspiel allerdings sollte den Roten Teufeln Mut machen. In letzter Sekunde erzielte der FCK damals den 1:1-Ausgleich und stahl somit dem späteren Meister zwei sicher geglaubte Punkte. Das Team von Jürgen Klopp wird also trotz der klaren Favoritenrolle durchaus gewarnt sein.