Michael Ballack, Simon Rolfes, Lars Bender, Renato Augusto, Tranquillo Barnetta oder auch der Ex-Lautrer Sidney Sam – die Auswahl für die Positionen im Leverkusener Mittelfeld ist exquisit. Sind alle fit, ist der jeweilige Trainer durchaus zu beneiden um die Vielzahl an hochwertigen Alternativen. Robin Dutt, der zu Beginn dieser Saison das Traineramt bei Bayer Leverkusen von Jupp Heynckes übernommen hatte, muss sich um diese Luxus-Probleme künftig nicht mehr kümmern. Nach vier Pleiten in Serie und dem Absturz auf Platz sieben der Tabelle, trennte sich Leverkusen vom 47-Jährigen. Ex-Abwehrchef Sami Hyypiä übernimmt vorerst zusammen mit U19-Coach Sascha Lewandowski als Interimscoach.
Und das obwohl Bayer unter Dutt sicherlich keine völlig verkorkste Saison spielte. Am 24. Spieltag noch, feierte die „Werkself“ einen überzeugenden 2:0-Erfolg über den FC Bayern München und wies als Tabellenfünfter gerade vier Punkte Rückstand auf den Champions-League-Qualifikations-Platz auf. In eben dieser stand man zudem im Achtelfinale gegen Titelverteidiger FC Barcelona und auch wenn man dort letztlich chancenlos ausschied, so war der Einzug in die Runde der letzten 16 Teams durchaus als Achtungserfolg zu werten. Rund einen Monat und einige Liga-Pleiten später ist die Situation jedoch eine andere. Statt auf die Königsklasse zu schielen, sieht sich Leverkusen mit einer Reihe von anderen Teams im Kampf um die Europa-League-Plätze.
Denn wie gut die Mannschaft eigentlich spielen kann, hat sie gerade in der vergangenen Spielzeit bewiesen. Lange Zeit waren die Leverkusener der einzig übrig gebliebene Verfolger von Spitzenreiter Borussia Dortmund. Dessen Durchmarsch zur Meisterschaft konnte man zwar letztlich nicht mehr verhindern, doch am Ende stand ein beeindruckender zweiter Platz noch vor dem FC Bayern München. Mit dem Vize-Titel kennen sich die Leverkusener bestens aus, denn schon oft mussten sie sich mit diesem begnügen.
Besonders um die Jahrtausendwende herum blieb der Mannschaft, trotz oftmals toller Spielzeiten, ein Titel immer wieder versagt. Unvergessen ist das Jahr 2002, als Bayer Leverkusen, angeführt von einem überragenden Michael Ballack, zunächst am letzten Spieltag beim Underdog Unterhaching die Meisterschaft verspielte und anschließend auch im DFB-Pokal- sowie im Champions-League-Finale unterlag. Die größten Erfolge der Vereinsgeschichte bleiben somit der UEFA-Cup-Sieg von 1988 sowie der Triumph im DFB-Pokal aus dem Jahre 1993.
Beim FCK verbindet man mit Bayer Leverkusen sowohl gute als auch weniger gute Erinnerungen. Im Positiven Sinne bleibt vor allem das 2:2-Unentschieden in der Meistersaison 1990/91 in Erinnerung. Bayer führte im damaligen Ulrich-Haberland-Stadion lange mit 2:0, ehe Bruno Labbadia mit seinem kuriosen Tor, bei dem er mehrmals zu Boden ging und sich immer wieder aufraffte, sowie Markus Schupp mit einem tollen Distanzschuss, in letzter Sekunde ausglichen. Ein wichtiger Schritt fürs Selbstvertrauen im Endspurt um den Titel. Nicht ganz so schön, aber trotzdem ein wichtiger Teil der FCK-Geschichte, ist der 18. Mai 1996. Durch ein 1:1-Unentschieden im Saisonfinale in Leverkusen stiegen die Roten Teufel erstmals in ihrer Vereinsgeschichte in die zweite Liga ab – jedoch nur um spektakulär wieder zurück zu kommen und zwei Jahre darauf als Aufsteiger den vierten Meistertitel der Vereinsgeschichte zu feiern.
Die Bilanz der Roten Teufel in Leverkusen ist leider nicht allzu vielversprechend. Bei 30 Gastspielen, kehrte der FCK 20 Mal ohne Punkte nach Kaiserslautern zurück, nur vier Mal glückte ein Dreier. Der letzte Auswärtssieg stammt aus dem Jahr 1994. Siegtorschütze damals: Der heutige Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz.