In beiden Duellen der vergangenen Saison hatten sich die Roten Teufel knapp geschlagen geben müssen. Die Mainzer, die am Ende mit Platz fünf im Abschlussklassement die beste Spielzeit der Vereinsgeschichte hingelegt hatten, entschieden sowohl das Hinspiel im heimischen Bruchweg (2:1) als auch die Partie auf dem Betzenberg (1:0) für sich. Angetrieben von ihrem furiosen Offensiv-Trio Lewis Holtby, Andre Schürrle und Adam Szalai, von denen die ersten beiden während der Hinserie auch gleich ihr Nationalmannschafts-Debüt feierten, spielten die 05er vor allem zu Beginn der Spielzeit groß auf. Mit sieben Siegen zum Auftakt stellte der FSV den Startrekord in der Bundesliga, aufgestellt ausgerechnet vom Lokalrivalen aus Kaiserslautern sowie dem FC Bayern München, ein. Am Ende qualifizierten sich die 05er zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte für die Europa League.
Chefcoach Thomas Tuchel war der gefeierte Mann in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Schlüssel zum Erfolg waren die ständig wechselnden Startaufstellungen und individuell auf den jeweiligen Gegner ausgelegten Taktikvorgaben, welche die Mainzer zu so mancher Überraschung befähigten.
Zuvor hatten die Mainzer jahrzehntelang eher eine untergeordnete Rolle im Fußballgeschäft gespielt. Nach zwei Spielzeiten der Zweitklassigkeit in den 70ern, gelang es dem FSV erst zwei Jahrzehnte später sich dauerhaft im Profi-Fußball zu etablieren. Unter der Leitung des 1988 ins Amt gewählten Vereinspräsidenten Harald Strutz, der bis heute die Geschicke des Clubs leitet, begann dann jedoch ein konstanter Aufstieg. Nachdem man die Saison 1997 erstmals als Vierter beendet hatte und damit, wie auch 2002 und 2003, nur knapp den Aufstieg in die Bundesliga verpasst hatte, gelang 2004 mit dem Sprung ins Fußball-Oberhaus der vorläufig größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Und auch wenn man zwischen 2007 und 2009 zwischenzeitlich noch einmal zurück musste ins zweite Glied, spätestens nach den Erfolgen der vergangenen Spielzeit ist der 1. FSV Mainz 05 wohl auch in der Bundesliga endgültig etabliert.
Nach dem berauschenden letzten Jahr, stand im Sommer 2011 allerdings ein kräftiger Umbruch an. Die Nationalspieler Holtby (war ausgeliehen vom FC Schalke 04) und Schürrle (zu Bayer Leverkusen) verließen den Verein ebenso wie der österreichische Linksverteidiger Christian Fuchs. Zudem zog der Verein vom altehrwürdigen Stadion am Bruchweg in die nagelneue Coface-Arena an den Rand der Stadt. Auf der anderen Seite verzeichneten die 05er gleich eine ganze Reihe an äußerst vielversprechenden Neuzugängen. Der Champions-League-erfahrene Zdenek Pospech kam vom FC Kopenhagen, Ex-Lautrer Fabian Schönheim aus Wiesbaden und Eric-Maxim Choupo-Moting vom Hamburger SV. Mit Nicolai Müller und Zoltan Stieber verpflichteten die Mainzer zudem zwei der auffälligsten Spieler der vergangenen Zweitliga-Saison.
Nach dem wenig vielversprechenden Auftakt mit dem frühen Europa-League-Aus gegen das rumänische Team von GAZ Metan Medias und dem mühevollen Pokal-Auftritt beim SVN Zweibrücken (2:1 nach Verlängerung) scheinen die 05er zumindest in der Bundesliga schon gut in Form und starteten mit zwei Siegen in die aktuelle Saison. Derzeit stehen sieben Punkte für die Rheinhessen zu Buche. Nun wollen sie auch ihre Bilanz gegen den Lokalrivalen aus Kaiserslautern, wo bisher fünf Siege, acht Unentschieden und acht Niederlagen gegenüberstehen, weiter aufbessern. Die Roten Teufel werden jedoch alles daran setzen, dies zu verhindern.