Als sich um kurz vor 14 Uhr die Tore der JVA Zweibrücken für die beiden prominenten Besucher öffneten, war dies zumindest für Stefan Kuntz eine neue Erfahrung. Entsprechend gespannt war der Vorstandsvorsitzende der Roten Teufel, was ihn denn im Inneren der Justizvollzugsanstalt erwartet. Für Horst Eckel hingegen war es bereits der dritte Besuch, der Weltmeister von 1954 engagiert sich schon seit vielen Jahren für die Resozialisierung von Gefangenen und besuchte in diesem Zusammenhang bereits zahlreiche Einrichtungen.
Begleitet von zahlreichen Medienvertretern wurde der Besuch vom Betzenberg zunächst von Anstaltsleiter Albert Stürmer begrüßt, ehe die Beiden sich ein Fußballspiel der sogenannten „Knast-Liga“ ansahen. Die Gefängnis-Meisterschaft wird seit vielen Jahren von den Insassen selbst und eigenverantwortlich organisiert. Zehn Mannschaften spielen in einer eigenen Liga auf dem Ascheplatz im Gefängnishof die Meisterschaft aus. Jeden Tag findet ein Ligaspiel statt. „Das Geschehen auf dem Platz ist durchweg fair. In den letzten 25 Jahren ist mir nur ein einziger negativer Vorfall bekannt“, erklärt Anstaltsleiter Albert Stürmer.
Stefan Kuntz und Horst Eckel suchen im Anschluss an die Partie den Kontakt zu den Spielern, von Berührungsängsten beiderseits keine Spur, der Fußball verbindet. Stefan Kuntz fragt nach, will vor allem wissen welche Form von Hilfe sich die inhaftierten Fußballer wünschen. Und wie das für die Schiedsrichter ist. „Die Schiedsrichter-Aufgabe ist hier besonders spannend, schließlich muss ich auch nach dem Spiel mit den Akteuren zusammenleben“, berichtete ein Insasse augenzwinkernd über seine Referee-Tätigkeit. In einem von der Sepp-Herberger-Stiftung unterstützten Pilotprojekt bildet der Südwestdeutsche Fußballverband in der JVA erfolgreich Inhaftierte zu Fußball-Schiedsrichtern aus. Diese sollen nach der Haftentlassung in die Schiedsrichterorganisationen integriert werden. Spontan bot Stefan Kuntz die Unterstützung des 1. FC Kaiserslautern an: „Vielleicht klappt es einmal mit einem Spiel unserer Traditionsmannschaft hier bei Euch“, überlegte er und versprach, noch einmal wieder zu kommen, dann aber ganz ohne Kameras und Medien: „Ich denke, wenn man im kleinen Kreis redet, kann man sich mehr öffnen und besser austauschen. Ich möchte gerne erfahren wie wir als FCK Hilfe leisten können.“
Bei einem Rundgang durch die Haftanstalt erfuhren die beiden prominenten Gäste zudem mehr über den Alltag in einer Justizvollzugsanstalt. In den Werkbetrieben wurde ausführlich über das breite Arbeits- und Ausbildungsangebot der JVA informiert. Zum Abschluss warteten in der Sporthalle knapp 100 Inhaftierte auf die Fußballstars. In einer Gesprächsrunde erzählten Kuntz und Eckel dann ausführlich über ihre eigene sportliche Vita und ihre unterschiedlichen Lebensläufe. Als Horst Eckel über den legendären 3:2-Endspielsieg im Berner Wankdorf-Stadion berichtete, herrschte in der Turnhalle gespannte Stille. Und in einer bewegenden Rede berichtete Stefan Kuntz über seine Zeit als Fußballer, über Chancen im Leben, über Mut und über die schwere Zeit nach seiner Profikarriere. „Es gibt im Leben immer eine zweite Chance“, so Kuntz, der als guter Gast auch noch reichlich Geschenke im Gepäck hatte. So gab es für die „Knast-Liga“ zahlreiche FCK-Trikots sowie Poster und Aufkleber und natürlich zahlreiche Autogramme der beiden Fußballstars.
Einen ausführlichen Bericht über den Besuch von Horst Eckel und Stefan Kuntz in der JVA Zweibrücken gibt es jetzt zu sehen auf www.fck-tv.de