Es war ein ganz besonderes Spiel, in dem ein ebenso besonderes Tor fiel. Am 6. Oktober 1956 trat der 1. FC Kaiserslautern in Leipzig gegen den SC Wismut Karl-Marx-Stadt an und Fritz-Walter erzielte mit der Hacke seinen vielleicht legendärsten Treffer. Genau 65 Jahre danach erinnern Matthias Gehring und Hans Walter vom FCK-Museumsteam an das „Jahrhunderttor“.

Kaum ein Spiel des 1. FC Kaiserslautern ist derart im kollektiven Gedächtnis verankert, wie die Begegnung vom 6. Oktober 1956, als die Roten Teufel um Fritz Walter in der damaligen DDR gegen den SC Wismut Karl-Marx-Stadt antraten. Eine Partie der Kuriositäten, die bis heute reichlich Erzählstoff bietet. Schon die Einladung des 1. FCK als westdeutsche Mannschaft in die DDR wurde in Zeiten des „Kalten Krieges“ als Sensation empfunden. Legendenstatus hat die Partie aber vor allem wegen eines höchst kuriosen Treffers, den Fritz Walter erzielte und der als Jahrhunderttor in die Fußballgeschichte einging. Noch heute gilt dieser Treffer als das schönste und spektakulärste Tor, das Fritz Walter je erzielt hat. Am heutigen 6. Oktober jährt sich das Ereignis zum 65. Mal.

Beim SC Wismut Karl-Marx-Stadt, der am 6. November 1954 gegründet wurde, gab es anfänglich keinen Fußball im Repertoire. Da bei der Gründung von DDR-Sportclubs nach Vorgaben der SED-Führung der Fußballsport allerdings auch zu den Schwerpunkten zählen sollte, wurde beschlossen, die Sektion Fußball der Betriebssportgemeinschaft (BSG) Wismut Aue, die damals bereits über eine Oberligamannschaft verfügte, dem SC Wismut Karl-Marx-Stadt anzugliedern. Ein Beschluss, der unter den BSG-Mitgliedern und in der Bevölkerung in dem kleinen etwa 40 Kilometer entfernten Erzgebirge-Städtchen zu heftigen Protesten führte. Daher wurde den Fußballern zugestanden, weiterhin im heimischen Otto-Grotewohl-Stadion spielen zu dürfen. Gespielt wurde gegen den FCK an jenem 6. Oktober 1956 jedoch nicht in Aue und auch nicht in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, sondern im damals neuen Zentralstadion von Leipzig.

Die riesige Leipziger Arena wurde erst zwei Monate zuvor eröffnet und bot für die Partie die nötige Kapazität und die angemessene Kulisse. Der gigantische Bau beeindruckte Fußballbegeisterte in Ost und West gleichermaßen. Auf den 23 Meter hohen Rängen existierten Sitzplätze für 100.000 Zuschauer. Dabei konnten 20.000 auf Betonfertigteilen Platz nehmen, weitere 80.000 auf hölzernen Sitzbänken. Das Interesse an diesem Spiel war jedenfalls weit über die Grenzen Leipzigs hinaus riesengroß. Die Rheinpfalz berichtete, dass mehr als 300.000 Kartenwünsche eingegangen seien, bisweilen taucht sogar die Zahl von 400.000 Kartenanfragen auf. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden für das Spiel auf dem Umlauf hinter den Sitzreihen noch tausende Stehplätze ausgewiesen. Da letztlich auch tausende Fans das Geschehen stehend von den Zugangstreppen verfolgten, scheint es nicht abwegig, dass die häufig angegebene Zahl von rund 120.000 Zuschauern bei der Partie durchaus plausibel erscheint. Kurzum, es passte keine Maus mehr in das gewaltige Oval.

Außergewöhnlich war bereits der Empfang der Lauterer Spieler vor dem Hotel in Leipzig durch Tausende von Fußballbegeisterten, die vor allem den Weltmeisterspielern der Roten Teufel Ovationen entgegen brachten. Um rechtzeitig zum Spiel zu kommen, musste die Walter-Elf gar den Hinterausgang nutzen. Auch die Begrüßung der Walter-Mannschaft im Stadion geriet außerordentlich herzlich. Die Kulisse sollte aber auch rein sportlich voll auf ihre Kosten kommen und durfte insgesamt acht Tore bejubeln. Nachdem die Gastgeber, die damals amtierender DDR-Meister waren, durch Konrad Wagner bereits nach 12 Minuten in Führung gegangen waren, glich Ottmar Walter vier Minuten später aus. Knapp 10 Minuten später erhöhte Fritz Walter auf 1:2, ehe dem Lauterer Kapitän nach einer halben Stunde das bis heute geschichtsträchtige Tor gelang. Nach einer Ecke für den FCK segelte der Ball in den Wismut-Strafraum. Fritz Walter hechtete mit seinem Körper unter dem Ball hindurch, zog dabei die Unterschenkel hoch und traf den Ball mit der rechten Hacke, sodass das Leder im rechten oberen Winkel landete. Ein Meisterstück hoher Fußballkunst! In seinem später erschienenen Fußball-Lehrbuch „So habe ich’s gemacht“ schrieb Fritz Walter zu dem kuriosen Treffer: „Der von rechts kommende Flankenball senkte sich hinter meinem Rücken. Da ließ ich mich nach vorne fallen, fast in den Handstand und schlug mit der Hacke zu. Aus zwölf, fünfzehn Metern Entfernung flog der Ball haarscharf ins obere Toreck. Dass es ein Tor wurde, war (…) Glück. Dass ich in dieser Situation aber überhaupt an den Ball kam und ihn traf, das war kein Glück.“

Bewegte Bilder als Zeitdokument des kuriosen Treffers existieren nicht. Fernsehkameras waren seinerzeit noch nicht im Stadion. Lediglich eine Aufnahme des Fotografen Hanns-Peter Beyer, die den magischen Moment auf Zelluloid bannte, avancierte zur bis heute berühmtesten Foto-Dokumentation. Doch mitnichten war Fritz Walters Geistesblitz eine spontane Eingabe. In der Tat hat Fritz Walter speziell diese ausgefuchste Technik der Ballbeförderung nach den offiziellen Trainingseinheiten öfter bewusst trainiert, hat immer wieder versucht den dafür nötigen Bewegungsablauf zu verinnerlichen. Sein ehemaliger Mitspieler Gerhard Ahrens berichtet noch heute, dass Fritz Walter solche Tore öfter machte. Fritz Walter selbst meinte dazu: „Natürlich lassen sich im Spiel solche Szenen nicht erzwingen. Und man sollte das auch gar nicht erst versuchen. Denn auf normale Art schießt es sich halt doch besser. Wenn aber einmal ein Ball nicht anders zu erreichen ist als mit dem Absatz, dann unterscheidet sich der gute Stürmer insofern vom schlechten, als er auch in dieser Lage die richtige Antwort weiß.“

Doch auf dem Rasen war nach dem außergewöhnlichen Treffer des Lauterer Kapitäns erst die Hälfte der Ernte eingefahren. Nur sechs Minuten nach dem kuriosen Tor erhöhte Fritz Walter gar auf 4:1 für den FCK. Aber auch das war noch nicht der letzte Treffer der torreichen ersten Halbzeit. Mit einem Doppelschlag (42. und 43.) brachte Willy Tröger die Gastgeber noch vor dem Pausenpfiff auf 3:4 heran. Im zweiten Durchgang geizten die Akteure dann aber mit dem Toreschießen. Erst 12 Minuten vor dem Ende war es Karl Schmidt, der mit dem fünften Lauterer Tor den 3:5-Endstand herstellte. Eine echte Werbung für den Fußballsport! Natürlich berichtete die Presse im Nachgang ausführlich und auch die ostdeutschen Presseorgane schwärmten in höchsten Tönen vor allem über den sehenswerten Treffer Fritz Walters. Über das Spiel wusste der Kicker unter anderem zu berichten, dass mit Fritz Walter der „Großmeister des Weltklassefußballs“ höchste Fußballkunst demonstriert habe, vor allem bei seinem Tor mit der Hacke über den Kopf hinweg zum 3:1 für Lautern, das Bewunderung und Begeisterung ausgelöst habe. Auch das „Aufbauvermögen“ eines Horst Eckel wurde lobend erwähnt während von der Gegenseite der glänzende Techniker Manfred Kaiser und Mittelstürmer Willy Tröger besonders hervorgehoben wurden. Die Pfälzische Volkszeitung zeigte sich beim FCK von der „Kombinationsfolge, die keine Abwehrmöglichkeit zuließ“ beeindruckt. Fritz Walter und sein Bruder Ottmar seien in „Bestform“ gewesen und die Rheinpfalz beschrieb den „Sturmwirbel“, den die Lauterer Spieler auf den Rasen gezaubert haben.

Als einzigen Schwachpunkt der Partie sahen die Pressevertreter den Schiedsrichter, der eine zu harte Gangart einiger Wismut-Spieler zugelassen hat, was Verletzungen von Friedel Späth und Ottmar Walter zur Folge hatte. SED-Funktionäre hingegen übten Kritik an ihren Landsleuten, weil diese zu sehr die Walter-Mannschaft bejubelten, statt ihr eigenes Kollektiv anzufeuern. Wie gesagt, es war die Zeit des Kalten Krieges. Da nimmt es sich versöhnlich aus, dass die Auer Spieler der FCK-Mannschaft ein lebendes Glücksschwein als Geschenk überreichten.

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24.04.2023 11:57
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23.04.2023 15:24
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23.04.2023 15:20
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@MoonDog90 Wir haben das ja gar nicht bewertet, sondern einfach nur die Entscheidung des Schiedsrichters hier getickert.
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