Die SpVgg Greuther Fürth zieht weite Kreise: Der ehemalige US-amerikanische Außenminister Henry Kissinger wurde in der fränkischen Stadt geboren und ist bis heute ein glühender Fan der Kleeblätter. Mit der aktuellen sportlichen Lage seines Herzensvereins dürfte er allerdings unglücklich sein.
Nur ein Tor in den letzten acht Spielen und aktuell elf Punkte Rückstand auf die Aufstiegsränge – die Spielvereinigung Greuther Fürth ist schlecht ins neue Fußballjahr gestartet. Trainer Frank Kramer konnte die Wende nicht herbeibringen und wurde nach dem zuletzt torlosen Remis gegen den SV Sandhausen vom Verein freigestellt. Wiedereinmal beweist der Fußball, wie schnelllebig er sein kann. Denn der neue Coach ist ein alter Bekannter: Mike Büskens übernimmt das Amt, dass er bereits von 2009 bis 2013 ausgeübt hatte. Damals bestritt er sein erstes Zweitligaspiel als Coach der Fürther gegen welchen Verein? Richtig! Gegen den 1. FC Kaiserslautern. Genauer gesagt besiegte Fürth den FCK damals am 18. Spieltag der Saison 2009/10 3:0. 2012 gelang Büskens sogar der Aufstieg, allerdings verließ den ehemaligen Schalker Euro-Fighter im Verlauf der Saison das Glück und er wurde entlassen.
Der neue Coach kennt sich demnach bestens im Fürther Umfeld aus und soll die Mannschaft wieder auf Kurs bringen. „Emotional war ich nicht wirklich hier weg. In den drei Jahren und zwei Monaten, die ich in Fürth gearbeitet habe, ist eine emotionale Bindung aufgebaut worden. Einen Teil der Persönlichkeit lässt man dann hier“, sagt Büskens.
Zudem ginge es jetzt nur um die letzten Spiele, betont Büskens, der zunächst einen Vertrag bis Saisonende erhalten hat. In diesen Spielen warten einige Baustellen auf den Coach. Der Ausfall von Topstürmer Ilir Azemi konnte bisher nicht kompensiert werden. Azemi verletzte sich im letzten Jahr bei einem Autounfall schwer und erlitt einen Beckenbruch sowie eine Lungenquetschung – die Reha läuft, wird aber noch länger dauern. Das Fürther Eigengewächs hatte zuvor in 28 Zweitligaspielen 14 Treffer erzielt. In der Winterpause haben die „Kleeblätter“ im Sturm personell nachgelegt. Sebastian Freis (kam vom SC Freiburg) und Zlatko Tripic (Start Kristiansand/Norwegen) verstärkten den Kader. An der Torflaute hat dies bisher nichts geändert. Vor allem in der Fremde leidet die Offensive der Fürther an Ladehemmung – erst acht Auswärtstore wurden geschossen.
Für die Roten Teufel ist Fürth in dieser Saison kein unbekannter Gast auf dem Betzenberg. In der zweiten Runde des DFB-Pokals siegte der FCK am 28. Oktober 2014 dank eines Doppelpacks von Philipp Hofmann 2:0. Auswärts klappte es weniger gut, denn am sechsten Spieltag vergab man eine 1:0-Führung und verlor am Ende 1:2. Im Hinspiel war der FCK die bessere Mannschaft, doch im Abschluss fehlte das Glück. Das hatte am Ende einer sehr intensiven Partie die Spielvereinigung auf ihrer Seite und behielt die drei Punkte zuhause.
Nach dem missglückten Auftritt am Wochenende beim FSV Frankfurt wollen die Roten Teufel gegen die Franken die eigene Heimstärke bestätigen. „Das Spiel gegen den FSV Frankfurt war enttäuschend, das nächste muss besser werden“, zeigt sich FCK-Kapitän Willi Orban kämpferisch. Insgesamt trafen Fürth und der FCK 15-mal aufeinander. Siebenmal siegte Kaiserslautern, sechsmal die Spielvereinigung. Zweimal trennte man sich remis.
An der taktischen Ausrichtung der Fürther wird sich vermutlich nicht viel ändern. Auch Mike Büskens bevorzugt ein 4-4-2-System mit einer Doppelsechs und zwei Stürmern. Sein Vorgänger Frank Kramer präferierte zu Saisonbeginn ein 4-2-3-1-System, stellte die Mannschaft in den letzten Spielen jedoch im 4-4-2 auf.
Beim 1. FC Kaiserslautern wird Dominique Heintz ausfallen. Er hat sich im Spiel gegen den FSV Frankfurt einen Muskelbündelriss zugezogen und wird dem FCK in den kommenden Wochen fehlen. Tim Heubach hat zuletzt jedoch bewiesen, dass er ein vollwertiger Ersatz für U21-Nationalspieler ist. Bei der Spielvereinigung Greuther Fürth ist der Einsatz von Zhi Gin Lam fraglich.
Trotz des Leistungstiefs, das die Spielvereinigung gerade durchlebt, sollte man die Qualität des Kaders nicht unterschätzen. Die letzten Ergebnisse der Franken zeigen, dass die Defensive zu einer der besten der Liga zählt: Bisher wurden nur 24 Gegentore kassiert. Zudem verleihen Trainerwechsel einer Mannschaft bekanntlich ungeahnte Schübe. Bisher kaum berücksichtigte Spieler wittern ihre Chance und die Stammspieler wollen ihre Plätze behalten. Das bringt der Fürther Mittelfeldspieler Goran Šukalo auf den Punkt: „Jeder muss sich zeigen, es beginnt wieder bei Null.“
Kurz gesagt: Die Spielvereinigung wird sich gegen den 1. FC Kaiserslautern mächtig ins Zeug legen. Aufgrund der Tatsache, dass die Roten Teufel die Niederlage gegen den FSV Frankfurt wettmachen wollen und zuhause ohnehin stark sind, erwartet die Zuschauer am Freitagabend eine spannende und intensive Partie, bei der Henry Kissinger seinen Fürthern sicherlich die Daumen drücken wird.