Am 2. Juni 2023 jährt sich das Gründungsdatum des 1. FC Kaiserslautern zum 123. Mal. Matthias Gehring vom FCK-Museumsteam blickt zu diesem Anlass auf die lange und bewegte Geschichte der Roten Teufel zurück.

Der 2. Juni 1900 gilt als Gründungsdatum des 1. FC Kaiserslautern, das sich heute jährt. „Drei, zwei, eins…meins“! Den markanten Werbespruch eines Internetauktionshauses drehen wir zum heutigen Jubiläum des FCK einfach um und sagen, eins, zwei, drei…immer noch dabei! 123 Jahre Vereinsgeschichte, eine in jeder Hinsicht bemerkenswerte und wechselvolle Geschichte mit zahlreichen Höhen und Tiefen sowie mit immer noch vielen im Vereinsarchiv vorhandenen Lücken, die es auch nach 123 Jahren weiterhin zu schließen gilt.

Aus der jüngsten Talsohle haben sich Verein und Mannschaft zuletzt befreit. Wirtschaftlich wie sportlich. Der Gang der Kapitalgesellschaft in die Insolvenz in Eigenverwaltung wird sicher auch für künftige Generationen ein schwarzer Fleck in den Vereinsannalen bleiben. Das von den Folgen der Corona-Pandemie erzwungene Verfahren, in dem sich der FCK von Altlasten befreien konnte, war aber leider alternativlos. Nach vier bitteren Jahren in der 3. Liga stiegen die Roten Teufel vor knapp einem Jahr zudem über die Relegation gegen Dynamo Dresden in die 2. Bundesliga auf, spielten unter Trainer Dirk Schuster eine erfolgreiche Saison und landeten am Ende mit dem 9. Platz auf einem einstelligen Rang im Tableau. Gerade die nun abgelaufene Spielzeit hat wieder einmal gezeigt, wie viel Strahlkraft dieser Verein auch nach 123 Jahren noch immer hat. Ein Schnitt von knapp über 40.000 Zuschauern, davon träumt auch mancher Erstligist. Vier Deutsche Meisterschaften, zwei Pokalsiege und zahlreiche weitere Erfolge zieren das Briefpapier des pfälzischen Traditionsclubs. Zahlreiche legendäre Fußballspiele in den 1950er Jahren und in den Jahrzehnten seit Gründung der Bundesliga haben eine unvergleichliche und unverwechselbare Vereinshistorie geprägt. Erfolge und Spiele über die schon so viel geschrieben wurde und unter denen sicher jeder Fan gleich welcher Generation seine besonderen Highlights für sich definiert.

In der Rückschau waren die Anfänge des Vereins zunächst so wirr und wechselvoll wie die vieler anderer Vereine. Die Gründerzeit hatte eine Flut von Vereinsgründungen über eine damals von einer Monarchie geprägten Gesellschaft und über das Land gespült. In kulturellen, in sozialen, in sportlichen und vielen anderen Gesellschaftsbereichen. Immer wieder kam es auch wieder zu Auflösungen von Vereinen, die mangels Zuspruch oder wirtschaftlicher Stabilität einfach nicht überlebensfähig waren. Vereine fusionierten, änderten Vereinsnamen oder passten sie dem vollzogenen Zusammenschluss zweier oder gar mehrerer Clubs an. Ein Weg, den auch der heutige 1. FC Kaiserslautern für sich in Anspruch nehmen kann und muss. Es gab im Jahr 19000 keine Vereinsgründung eines 1. FC Kaiserslautern. Vielmehr waren es auch hier Vorgängervereine, die durch Zusammenschluss die Jugendphase der FCK-Vereinshistorie ausgestalteten. So steht auch in der Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum des FV Kaiserslautern „Einstimmig wurde beschlossen den F.C. Kaiserslautern zum Zweck der Pflege des Fußballsports zu gründen“. Gemeint war damit der Zusammenschluss der Fußballvereine „Fußballklub Kaiserslautern“ und der „Fußballgesellschaft“ zum „F.C. 1900 Kaiserslautern“. Auch hier fehlt übrigens der Bezug zum 2. Juni, lediglich auf das Jahr 1900 lässt sich dieser Rückblick beziehen. Vereinshistoriker Eric Lindon, der sich von Anfang an auch im FCK-Museum engagiert, forscht schon lange rund um die Historie des FCK und zahlreicher anderer pfälzischer Vereine und der durch sie repräsentierten Sportarten. „Auf das Datum 2. Juni 1900 hatte man sich vermutlich vor dem 75-jährigen Jubiläum des FCK festgelegt. Wissenschaftlich belegt ist das nicht“, ist sich der akribische Eric Lindon sicher, dass früher oder später vielleicht doch noch Dokumente auftauchen, die mehr Klarheit schaffen könnten und bei denen nicht auszuschließen wäre, dass die Anfänge des Vereins vielleicht doch noch etwas weiter zurückreichen als bisher dokumentiert.

Die von Wirtschaftskrise und politischen Wirrungen geprägte Zeit der Weimarer Republik überstand der Verein schadlos. Während der Zeit des Nationalsozialismus ereilte den FCK das gleiche Schicksal wie das nahezu aller Vereine im Land. Gleichgeschaltet und von einer menschenverachtenden Ideologie missbraucht. Auch diese dunkle Zeit überstand der Verein. Schon ab 1937 und speziell in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg hat dann ein Name die sportliche Geschichte des Vereins geprägt, der bis heute an Strahlkraft nichts eingebüßt hat. Fritz Walter war es, der schon als Jugendspieler des FCK für viel Aufmerksamkeit sorgte und der nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft sofort mit der fußballerischen Wiedergeburt des FCK begann. Bereits 1948 erreichte der FCK das Endspiel um die deutsche Fußballmeistershaft, unterlag jedoch mit 1:2 gegen den 1. FC Nürnberg. Drei Jahre später war es dann soweit und die Walter-Mannschaft holte erstmals den Titel Deutscher Fußballmeister in die Barbarossa-Stadt. Nur zwei Jahre später folgte der zweite Titelgewinn. Bis heute steht der Name Fritz Walter auch gleichsam als Synonym für den 1. FC Kaiserslautern und als Quelle für eine humanistische Wertewelt, die bis heute das Selbstverständnis des Vereins entscheidend mitprägt. Bis zum Ende seiner fußballerischen Karriere blieb Fritz Walter sportlich seinem Verein treu, nahm nie Offerten anderer Vereine an. Bis zu seinem Tod im Jahre 2002 blieb er eines der wichtigsten Gesichter des FCK und auch in Zukunft wird sein Name nicht verblassen, wenn es gilt, die Geschichte des FCK zu betrachten.

Der 1. FC Kaiserslautern gehörte nach der sportlichen Ära Fritz Walters zu den Gründungsmitgliedern der 1963 neu ins Leben gerufenen Bundesliga. Mehrfach musste sich der Pfälzer Traditionsverein in der Folge in der Bundesliga zwar gegen den sportlichen Abstieg stemmen, doch spätestens ab den 1970er Jahren waren die Roten Teufel aus dem Klassement irgendwie auch nicht mehr wegzudenken. In jenem Jahrzehnt ging übrigens auch der Stern eines anderen FCK-Akteurs auf, der ähnlich wie Fritz Walter zum Gesicht des Vereins wurde. Nicht als namhafter Spieler sondern vielmehr als Angestellter und späterer Funktionär des Vereins. Norbert Thines leitete als Geschäftsführer und später als Präsident die Geschicke des Vereins. Zuweilen sehr unkonventionell, immer aber mit dem Blick auf das Wesentliche, nämlich auf den Menschen. Mit zahlreichen seiner sozialen Projekte und seinem steten Bemühen den Benachteiligten unserer Gesellschaft eine Stütze zu sein, machte ihn zur herausragenden Persönlichkeit. Der Ehrenpräsident des FCK und Ehrenbürger der Stadt Kaiserslautern starb am 7. Juni 2021. Bis heute schmerzlicher Verlust, der dazu verpflichtet, auch die Wertewelt eines Norbert Thines weiterzuführen und als Teil der DNA des Vereins zu verstehen.

Erst 1996 stieg der FCK erstmals aus der Beletage des deutschen Fußballs ab. Zu diesem Zeitpunkt zierte bereits ein dritter Meistertitel die Annalen des Vereins. In der Saison 1990/91 holte der FCK unter Trainer Karl-Heinz Feldkamp zum dritten Mal den Titel Deutscher Fußballmeister. Bis heute legendär, das Auswärtsspiel am letzten Spieltag in Köln, als rund 40.000 mitgereiste „Pälzer Krischer“ die Mannschaft zum 6:2-Auswärtssieg schrien. Bis zum Beginn der erfolgreichen Dekade der 1990er Jahre stand der FCK übrigens bereits vier Mal im DFB-Pokalfinale. 1961, 1972, 1976 und 1981 gingen die Roten Teufel allerdings jeweils als Verlierer vom Platz. Erst 1990 gelang im fünften Anlauf der erste Titelgewinn mit dem goldenen Pott. Mit 3:2 bezwang der FCK den damaligen Favoriten SV Werder Bremen im Berliner Olympiastadion. Im Abstiegsjahr 1996 folgte der zweite Titel im nationalen Pokalwettbewerb. Als frisch gebackener Absteiger bezwang der FCK im Endspiel den Karlsruher SC mit 1:0! Der als „Betriebsunfall“ klassifizierte Abstieg 1996 war die Geburtsstunde einer wie ein Märchen anmutenden Geschichte. Der FCK schaffte unter Trainer Otto Rehhagel den direkten Wiederaufstieg und schoss sich in der Saison 1997/98 direkt zum Titelgewinn. Ein Aufsteiger wird Deutscher Meister! Eine Geschichte, die wohl bis in alle Ewigkeit einmalig bleiben dürfte.

Was seither folgte war vor allem sportlich eine Berg- und Talfahrt. Nach dem letzten Titelgewinn agierte der FCK auch noch auf internationaler Bühne mehrfach durchaus erfolgreich. 2006 dann der erneute Abstieg aus der Bundesliga. Erst 2010 gelang unter Marco Kurz der Wiederaufstieg. Das Gastspiel währte leider nur zwei Jahre. 2012 musste der FCK als Tabellenletzter erneut den Gang ins Unterhaus akzeptieren. Bis 2015 scheiterte der FCK jeweils nur knapp am Versuch, es zurück in die Bundesliga zu schaffen. Danach ging es sportlich bedauerlicherweise weiter abwärts. 2018 stieg der FCK sogar aus der 2. Liga ab, blieb vier Jahre lang Drittligist und schrammte 2021 sogar nur knapp am Abstieg in die Regionalliga vorbei. Glücklicherweise stieg der FCK dann in der Folgesaison wie Phönix aus der Asche auf und schaffte im vergangenen Jahr die Rückkehr in Liga 2. Hoffen wir, dass die aktuelle Entwicklung künftige weitere sportliche Sonnenseiten verspricht und diese Versprechen auch hält. Den handelnden Personen rund um Geschäftsführer Thomas Hengen wünschen wir auf jeden Fall ein glückliches Händchen bei allen demnächst zu treffenden Entscheidungen, um die Weichen für eine wieder blühendere Zukunft stellen zu können.

Natürlich war der Fußball stets die dominierende Sportart in der Geschichte des Vereins. Doch der FCK war auch immer mehr als nur Fußball. Nicht nur in seiner jüngeren Vergangenheit. Zu den früheren Sportangeboten gehörten auch Tennis, Hockey, Leichtathletik, Handball, Boxen und Faustball. Auch Gewichtheben war einmal ein Sportangebot beim FCK, anfangs allerdings bei der Leichtathletik untergebracht und eben nicht eigenständig. Nach dem 2. Weltkrieg kam 1953 dann noch Basketball hinzu. In den 1970er Jahren wurde auch eine Frauen-Fußball-Abteilung gegründet, die später wieder aufgelöst wurde. Aktuell sind die Verantwortlichen des FCK allerdings dabei, Fußball für Frauen und Mädchen beim FCK wieder zu etablieren. Spätere weitere neue sportliche Angebote beim FCK waren auch Triathlon oder die in Kaiserslautern beim FCK 2012 entwickelte neue Sportart „Headis“. Auch die Rollstuhl-Basketballer „Rolling-Devils“, die 2014 bis 2016 sogar in der 1. Bundesliga spielten, aber 2015 aus dem Verein ausgegliedert und als Abteilung beim FCK aufgelöst wurden. Wechselhaftigkeit in der Vereinshistorie, nicht nur eine Erscheinung längst vergangener Zeiten. Veränderungen bringt nun mal jede Zeit mit sich, auch im Sport, auch beim FCK.

Hoffen wir, dass künftige Veränderung mehrheitlich positive Auswirkungen für die kommende Geschichte des FCK haben werden. Doch heute blicken wir erst einmal auf das seit der Gründung Erreichte zurück und heben ehrfurchtsvoll das Glas. Wir prosten dem FCK ein fröhliches Happy Birthday zu und sind mit Stolz erfüllt, dass der Verein nach 123 Jahren noch immer ein fester Bestandteil deutscher Fußballgeschichte ist und bleibt. Eins…zwei…drei…immer noch dabei!

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