Philipp Wollscheid, der Club steht nach 13 Spielen auf dem Relegationsplatz 16. Musste man in Nürnberg das Saisonziel korrigieren?
Wir hatten bereits zu Saisonbeginn gesagt, dass es wieder unser oberstes Ziel sein muss, zuerst einmal den Klassenerhalt zu sichern. Dass aufgrund der hervorragenden vergangenen Spielzeit die Erwartungen gestiegen sind, ist normal. Klar ist, dass wir nach der zuletzt erfolglosen Serie unbedingt wieder punkten wollen, um das Tal, in dem wir uns befinden, so schnell wie möglich zu verlassen.
Im vergangenen Jahr Platz sechs in der Bundesliga, aktuell in der unteren Tabellenregion. Wo sehen Sie die größten Unterschiede zur vergangenen Saison?
Wir müssen uns die Punkte wieder erarbeiten, vielleicht haben wir zuletzt gedacht, dass vieles von alleine geht. Für die breite Brust, die wir in der vergangenen Saison hatten, ist es einfach wichtig, dass wir uns schnellstmöglich einmal wieder mit einem Erfolgserlebnis belohnen.
Seit acht Spielen konnte der Club nicht mehr gewinnen, vor allem auswärts setzte es zuletzt zwei 0:4-Niederlagen. Wie kann der Hebel umgelegt werden?
Entscheidend wird sein, dass wir die guten Trainingsleistungen endlich auch einmal wieder auf dem Platz am Bundesliga-Wochenende zeigen. Es war in den letzten Spielen auch nicht alles schlecht, die Einstellung im Team stimmt. Wir haben immer noch Spaß im Training und versuchen das, was von außen an uns an Unruhe herangetragen wird, auszublenden. Trotzdem müssen wir natürlich vor allem die vielen Fehler abstellen, die uns zuletzt wichtige Punkte gekostet haben.
Was erwarten Sie vom Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern?
In der vergangenen Saison gab es mit der klaren 1:3-Heimniederlage und unserem 2:0-Sieg in Kaiserlautern eine Punkteteilung. Aus der Tabelle ergibt sich wieder eine spannende Konstellation. Lautern wird als aggressive und kompakte Einheit spielen, die die Räume sehr eng macht und immer wieder versuchen wird, ins schnelle Umkehrspiel hinein zu kommen. Das Team lebt von seiner mannschaftlichen Geschlossenheit und davon, dass sie die Zweikämpfe wollen.
Nach dem Auswärtsspiel des 1. FC Nürnberg bei Schalke 04 wurde am Kölner Hauptbahnhof ein Club-Fan vor einen Zug gestoßen und verlor dabei seinen rechten Arm. Beschäftigt man sich als Spieler mit einem solchen Thema?
Na klar unterhalten wir uns im Team über solche Dinge. Wir waren alle geschockt über diesen Unfall. Der Verein hat dem verunglückten Club-Fan die allerbesten Genesungswünsche übermittelt – auch im Namen der Mannschaft. Wir hoffen, dass André so schnell wie möglich wieder in sein alltägliches Leben zurückfindet. Der 1. FC Nürnberg hilft ihm und seiner Familie dabei und hat volle Unterstützung zugesagt. Die Zuschauer-Einnahmen aus dem nächsten Regionalliga-Spiel kommen André und seiner Familie zugute. Das finde ich eine gute Idee.
Sie sind als junger Spieler schon sehr im Fokus der Öffentlichkeit und zahlreicher Top-Clubs. Wie gehen Sie persönlich damit um?
Fast auf den Tag genau habe ich vor einem Jahr mein Bundesliga-Debüt gefeiert – interessanterweise auch gegen den FCK. Wenn ich die vergangenen zwölf Monate Revue passieren lasse, hat sich schon einiges verändert. Zum Beispiel habe ich das Gefühl, dass meine Leistungen nach dem guten ersten halben Jahr ein bisschen strenger von der Öffentlichkeit bewertet werden. Natürlich wird man auch öfters auf der Straße erkannt und angesprochen, daran musste ich mich erst gewöhnen. Inzwischen finde ich es aber klasse, mit Fans in Kontakt zu kommen und mich mit ihnen auszutauschen. Bei allen Veränderungen ist es das Wichtigste, sich auf die eigenen Leistungen zu konzentrieren und sich immer weiterentwickeln zu wollen. Alles andere läuft dann von alleine.
Sie kommen aus dem Saarland und damit aus dem Einzugsgebiet des FCK. Ist es als Saarländer etwas besonderes gegen die Pfälzer zu spielen?
Der 1. FC Kaiserslautern war der große Verein in unserer Gegend, insofern ist es für mich nach wie vor etwas Besonderes. Mein Highlight wird es immer sein, mein erstes Bundesliga-Spiel gegen Lautern gemacht zu haben. Danach konnte ich mich Bundesliga-Spieler nennen. Mein Kumpel hat mir sogar zur gleichen Zeit am gleichen Tag zum einjährigen Jubiläum eine SMS geschrieben. Doch das alles klammere ich am Samstag komplett aus. Wir konzentrieren uns nur auf uns, damit wir endlich wieder punkten.