Mit sechs Heimsiegen, zuletzt gegen den 1. FC Nürnberg und RB Leipzig, haben sich die Südhessen nach mehr als einem Drittel der Spielzeit in die Spitzengruppe der Liga geschossen. Offiziell ist das Saisonziel in Darmstadt zwar weiterhin der Nichtabstieg. Von den ominösen 40 Punkten haben die 98er aber schon jetzt mehr als die Hälfte gesammelt. Auch wenn es auswärts noch zu keinem Dreier gereicht hat, nehmen die Lilien den Schwung aus dem Relegations-Rückspiel in Bielefeld bislang nahtlos mit in die neue Saison. Kein Wunder, kann man die Partie auf der Alm fraglos unter den größten Comeback-Geschichten im deutschen Profifußball überhaupt einordnen.
Nach der 1:3-Heimniederlage im ersten Spiel gab kaum noch jemand einen Cent auf die Mannschaft vom Böllenfalltor. Dennoch krönte Elton da Costa mit seinem Treffer zum 4:2 in der 122. Minute eine furiose Aufholjagd. Das kleine Fußball-Wunder war perfekt, die Lilien zurück in der Zweiten Liga, wo sie bis 1993 zum festen Inventar gehörten. Zweimal, 1978/79 und 1981/82, schaute Darmstadt auch in der Bundesliga vorbei, ehe es nach dem Abstieg aus dem Unterhaus scheinbar dauerhaft in die tieferen Spielklassen ging. Unter dem heutigen FCK-Cheftrainer Kosta Runjaic schafften die Lilien 2011 als Meister der Regionalliga-Süd zumindest den erstmaligen Sprung in die damals noch junge Dritte Liga, aus der die Hessen zwei Jahre später allerdings sportlich wieder absteigen mussten.
Nur der Lizenzverweigerung für den Erzrivalen Kickers Offenbach war es zu verdanken, dass Darmstadt doch in der Liga bleiben durfte. Mit dem neuen Trainer Dirk Schuster nutzten die Lilien die unverhoffte Chance und qualifizierten sich nach einer überragenden Saison für die beiden Relegationsspiele gegen Arminia Bielefeld. Mit dem schon erwähnten Ausgang. Allerdings haben die Jahre außerhalb des größeren Profifußballs natürlich ihre Spuren hinterlassen. Das altehrwürdige Stadion am Böllenfalltor versprüht den Charme der 80er, und auch für die ganz namhaften Neuzugänge war nicht das Geld da. Stattdessen setzen die 98er auf viele Profis, die es bei anderen Vereinen nicht ganz geschafft haben.
Torjäger Dominik Stroh-Engel und Marcel Heller etwa konnten sich beim großen Nachbarn Eintracht Frankfurt einst nicht dauerhaft behaupten, blühen einige Kilometer weiter südlich nun aber förmlich auf. Von Absteiger Dynamo Dresden verpflichteten die Darmstädter Romain Bregerie und Tobias Kempe. Fabian Holland kam von Hertha BSC, Maurice Exslager vom 1. FC Köln und Torwart Christian Mathenia vom FSV Mainz 05. Mit Ronny König (Erzgebirge Aue) wissen die Lilien zudem einen Spieler im Kader, der früher auch schon beim 1. FC Kaiserslautern unter Vertrag stand. Dem ausgeprägten Teamgeist des SVD haben die Transfers nichts anhaben können. Eher im Gegenteil. Und als Belohnung wartet nun ein echtes Spitzenspiel am 14. Spieltag auf dem Lautrer Betzenberg.