Nach einem nur mäßigen Start in die neue Spielzeit konnten die Hamburger von den letzten fünf Partien keine einzige mehr für sich entscheiden. Vier Mal ging St. Pauli dabei als Verlierer vom Platz, und das mit einer Tordifferenz von 3:14 Treffern. Dass es nach Rang zehn und Rang acht in den vergangenen beiden Jahren in der Tabelle ein weiteres Stück nach unten gehen würde, hatten vor der Saison nicht viele Experten vorausgesagt. Zwar wurde der Kampf um die Aufstiegsplätze von den Verantwortlichen nicht offiziell als Saisonziel ausgegeben, ein Platz unter den ersten sieben sollte es aber schon sein.
Ansonsten war in der Sommerpause aus St. Pauli häufig das Wort Kontinuität zu vernehmen. Insbesondere auf der Trainerbank, wo im November 2013 mit Roland Vrabec der dritte Cheftrainer innerhalb von 16 Monaten seinen Dienst antrat. Nach einer 0:3-Niederlage bei Greuther Fürth am vierten Spieltag musste der gebürtige Frankfurter allerdings auch schon wieder gehen. Aktuell sitzt der frühere St. Pauli-Profi Thomas Meggle als verantwortlicher Coach auf der Bank. Beide Fußball-Lehrer standen und stehen vor der Herausforderung, mit kleinem Geld einen schlagkräftigen Kader zusammenzustellen und vor allem den zu Werder Bremen abgewanderten Top-Scorer Fin Bartels adäquat zu ersetzen. Mit dem langjährigen Kapitän Fabian Boll hat zudem eine der Identifikationsfiguren der vergangenen Jahre seine Profi-Karriere beendet.
Auf der Liste der Zugänge finden sich mit Daniel Buballa (VfR Aalen) und Michael Görlitz (FSV Frankfurt) derweil zwei Akteuere, die sich in der Liga bereits gut auskennen. Vom Lokalrivalen Hamburger SV sicherte man sich leihweise die Dienste von Lasse Sobiech, dann heuerte auch noch Ex-FCK-Profi Enis Alushi beim FC St. Pauli an. Die Neuen ergänzen einen Kader, in dem sich eine ganze Menge Profis mit reichlich Erfahrung in der ersten und zweiten Liga wiederfinden. Allen voran der zuletzt allerdings verletzt fehlende Florian Kringe, der für Borussia Dortmund, den 1. FC Köln und Hertha BSC mehr als 200 Mal in der Bundesliga auf dem Platz stand.
Aus dieser Erfahrung schöpfen die Hamburger einen guten Teil ihrer Zuversicht, sich im Laufe der Saison aus dem größten Schlamassel befreien zu können. Zudem sind Verantwortliche und Fans des FC St. Pauli auch aus der jüngeren Vergangenheit schon ganz andere Situationen gewohnt. Nur eine Saison nach dem vorletzten Abstieg aus dem Fußball-Oberhaus stand dem Verein 2003 das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Nur der vielbeachteten Retter-Kampagne war es zu verdanken, dass die Kiez-Kicker nicht bis in die Oberliga absteigen mussten. Stattdessen durften die Hamburger zumindest für drei Jahre in der Regionalliga Nord um Punkte kämpfen, ehe es weitere zwei Jahre später zusammen mit dem 1. FC Kaiserslautern zum bis heute letzten Mal sogar wieder in die Bundesliga ging.
Parallel zum sportlichen Aufwind investierte der FC St. Pauli auch in die Infrastruktur. Das Stadion auf dem Hamburger Heiligengeistfeld wurde Stück für Stück ausgebaut und modernisiert, die geschickte Vermarktung des Kultclubs mit dem Totenkopf-Symbol betreiben die Hamburger ohnehin schon seit Jahren. Im Ergebnis steht der FC St. Pauli heute finanziell so gut da wie selten zuvor. Nur die sportliche Bilanz lässt aktuell noch zu wünschen übrig.