Trainer-Routinier Ewald Lienen ist mit der Aufgabe betraut, den Verein doch noch vor dem Sturz in die Drittklassigkeit zu bewahren. Nach Roland Vrabec und Thomas Meggle ist Lienen schon der dritte St. Pauli-Coach in dieser Saison, eine nachhaltige Trendwende hat aber auch er bislang nicht geschafft. Dass es in der Tabelle in dieser Saison noch ein weiteres Stück nach unten gehen würde, hatten im Sommer nicht viele Experten vorausgesagt. Zwar wurde der Kampf um die Aufstiegsplätze von den Verantwortlichen nicht offiziell als Saisonziel ausgegeben, ein Platz im vorderen Drittel sollte es nach Möglichkeit aber schon sein.
Schließlich hatte St. Pauli den Kader für diese Saison durchaus vielversprechend verstärkt. Lasse Sobiech etwa holte man leihweise vom Lokalrivalen Hamburger SV. Vom FCK kam Enis Alushi ans Millerntor. Und auch Daniel Buballa (VfR Aalen) sowie Michael Görlitz (FSV Frankfurt) kannten sich in der Liga bereits bestens aus. Ante Budimir (Linzer ASK) war gar der zweitteuerste Zugang der Vereinsgeschichte, allerdings konnte der Angreifer in den ersten 30 Saison-
spielen keinen einzigen Treffer erzielen.
Ab dem zehnten Spieltag steckte der Kiezclub ganz tief drin im Tabellenkeller und so langsam schwante dem Umfeld, dass der Abgang von Topscorer Fin Bartels zu Werder Bremen womöglich doch nicht so leicht zu kompensieren ist. Entsprechend rüsteten die Hamburger in der Winterpause ein weiteres Mal nach und verpflichteten Waldemar Sobota vom FC Brügge sowie Julian Koch vom
1. FSV Mainz 05. So richtig von Erfolg gekrönt waren allerdings auch diese Maßnahmen bislang nicht. Erst im fünften Spiel gelang der erste Dreier im neuen Jahr, und auch wenn die Mannschaft zuletzt etwas regelmäßiger punkten konnte, wird es im Kampf gegen den Abstieg wohl bis zum Saisonende ganz eng bleiben.
Auf ihre große Anhängerschaft werden die Kiezkicker dabei immer zählen können. Schließlich ist die auch aus der jüngeren Vergangenheit schon ganz andere Situationen gewohnt. Nur eine Saison nach dem vorletzten Abstieg aus der Bundesliga stand dem Verein 2003 das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Und nur der vielbeachteten Retter-Kampagne war es zu verdanken, dass der Verein nicht bis in die Oberliga absteigen musste. Stattdessen durften die Hamburger zumindest für drei Jahre in der Regionalliga Nord um Punkte kämpfen, ehe es weitere zwei Jahre später zusammen mit den Roten Teufeln zum bis heute letzten Mal sogar wieder ins Oberhaus ging. Das ist gerade einmal fünf Jahre her, in der jetzigen Situation dürfte es den Hamburgern aber vorkommen wie aus einer anderen Welt.