„Ein kleines gallisches Dorf, das den Eroberern auf wundersame Weise Widerstand leistet“. Als der beinahe märchenhafte Aufstieg der TSG 1899 Hoffenheim im Dezember 2008 mit der Herbstmeisterschaft ihren vorläufigen Höhepunkt fand, überschlug sich die Presse mit ihren Lobeshymnen. Der Liga-Neuling aus dem winzigen Örtchen im Kraichgau begeisterte mit seiner jungen Mannschaft und geradezu erfrischendem Offensiv-Fußball die ganze Republik. Binnen 12 Jahren war dem Verein der Durchmarsch aus der Landesliga bis an die Spitze der Bundesliga gelungen. Ein wahrhaft kometen- ja märchenhafter Aufstieg, der wohl wirklich keinen Vergleich mit den heldenhaften Galliern zu scheuen brauchte.
Seit dem der Mäzen Dietmar Hopp, der SAP-Gründer und Milliadär, der einst selbst in der Jugend der TSG gekickt hatte, begonnen hat in den Verein zu investieren, hat sich in Hoffenheim viel getan. Das einst so beschauliche Dorf, das zur Gemeinde Sinsheim gehört, ist mit einem Schlag ins öffentliche Interesse gerückt. Außer dem alten Dorfbrunnen, zwei Kirchen und dem Rathaus gab es hier eigentlich nicht viel und jetzt plötzlich ist man Heimat eines Bundesliga-Clubs. Wobei genau genommen hat Hoffenheim, im ursprünglichen Sinne gar nicht mehr allzu viel zu tun mit der TSG 1899. Denn das berühmteste Kind des Orts ist längst zu groß für seine einstige Wiege. Mit dem Aufstieg in die Bundesliga 2008 war das 1999 eingeweihte Dietmar-Hopp-Stadion nicht mehr ausreichend, weil es den Auflagen der DFL nicht entsprach.
Nach einem halbjährigen Gastspiel im Mannheimer Carl-Benz-Stadion bezog die TSG deshalb schon bald ihre neue Rhein-Neckar-Arena direkt an der A6 und gegenüber des berühmten Technik-Museums. Und auch Hoffenheims viel gelobtes Jugendförderzentrum ist im benachbarten Zutzenhausen und nicht etwa im Dorf selbst beheimatet. Sportlich muss die TSG im dritten Jahr nach dem Aufstieg wohl erstmals kleinere Brötchen backen. Nach dem Absturz in der Rückrunde 2008/2009 und der, trotz Millionen-Investitionen, enttäuschenden vergangenen Spielzeit bleibt man in diesem Jahr der Club-Philosophie vom „bedingungslosen Setzen auf Talente“ wohl weitgehend treu und verzichtet auf spektakuläre Neuverpflichtungen.
Lediglich Torwart Tom Starke (MSV Duisburg) sowie das 1860er Sturmtalent Peniel Mlapa verstärken die Kraichgauer bisher und so lobt man offiziell einen Platz im Mittelfeld der Liga als Saisonziel aus. Ob es dabei auch bleibt steht allerdings noch in den Sternen. Im Gespräch sind der talentierte Franzose Hatem Ben Arfa und der Stuttgarter Offensiv-Allrounder Sebastian Rudy.