Flo, Du bist das erste Mal in Deiner Karriere abgestiegen. Wie fühlt sich das an?
Sch…! Auch wenn es jetzt seit einigen Wochen klar ist, dass wir absteigen, so ist es immer noch ein schlimmes Gefühl. Gerade wenn man dann in dieses wunderschöne Stadion blickt (das Interview findet in der VIP-Ebene 1900 mit Blick ins Stadion statt). Dieses Stadion, der Verein und die Fans, die hätten mehr verdient als die 2.Liga.
Der 1. FC Kaiserslautern hat die schlechteste Saison aller Zeiten gespielt. Wie konnte das passieren?
Da sind viele Dinge zusammengekommen. In erster Linie sind wir Spieler auf dem Platz für den Erfolg zuständig. Nur wir können die Punkte holen. Bei uns hat es einfach nicht gepasst, es hat nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben. Vor allem nach der Winterpause. Durch die Niederlagenserie ist dann auch noch das Selbstvertrauen immer weiter gesunken. Ich denke, es wurden überall viele Fehler gemacht. Alle müssen sich hinterfragen, aber in erster Linie sind wir als Mannschaft auf dem Platz dafür verantwortlich.
Begegnete der FCK in der Hinrunde den meisten Gegnern noch auf Augenhöhe und hat die Punkte leichtfertig verschenkt, konnte man dies in der Rückrunde nicht bestätigen. Wie ist das aus Deiner Sicht zu erklären?
In der Vorrunde haben wir zwar die Punkte und die Tore nicht gemacht, hatten aber stets Möglichkeiten. Wir waren in vielen Spielen nicht nur gleichwertig, sondern sogar besser und hätten mit vier bis fünf Punkten mehr in die Winterpause gehen müssen. Dann hatten die Abgänge und Zugänge im Winter leider nicht den gewünschten Effekt. Es folgte die Negativserie und wir sind in eine Art Spirale geraten, aus der wir nicht mehr rausgekommen sind. Wenn viele Kleinigkeiten zusammenkommen, dann kann das manchmal große Auswirkungen haben.
Zum Ende der Rückrunde gab es eine sehr lange Niederlagenserie. Hat sich die Mannschaft irgendwann aufgegeben?
Nein, aufgegeben glaube ich nicht. Aber es hat schon sehr stark am Selbstvertrauen eines jeden genagt. Und es war nicht einfach, die Moral in der Truppe hochzuhalten, wenn man Woche für Woche auf die Fresse bekommt. Wir haben natürlich alles versucht, gerade auch die etwas älteren und erfahrenen Spieler. Eventuell hätten wir aber doch noch anders damit umgehen müssen, hätten noch mehr vorneweggehen und noch mehr reden müssen. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer.
Die Mannschaft musste während der gesamten Saison enorm viel Kritik einstecken. Wie ist man innerhalb des Teams damit umgegangen?
Das war für den ein oder anderen schon eine neue Situation. Ich selbst bin jetzt im vierten Jahr hier und die ersten drei Jahre ging es nur aufwärts. Die Kritik war größtenteils ja auch gerechtfertigt. Ob wir intern anders damit hätten umgehen und noch mehr ansprechen müssen, lässt sich jetzt nicht mehr sagen. Ich persönlich bin nicht der Typ, der, wenn es schlecht läuft, die anderen kritisiert. Ich schaue dann auf mich und meine Fehler. Keiner wollte die Schuld beim anderen suchen, jeder hat versucht dem anderen zu helfen und jeder hatte auch mit sich selbst zu kämpfen.
Von den Fans wurde vor allem mehr Einsatz und Leidenschaft gefordert, so beispielsweise bei der Aussprache nach der Derbyniederlage in Mainz. Reichen diese Tugenden überhaupt für den Klassenerhalt?
Ich denke ja. Wenn jeder diese Tugenden zu 100 Prozent an den Tag legt, dann kann man damit einiges erreichen. Es sollten ja eigentlich die Grundtugenden sein, die völlig unabhängig sind von der individuellen Klasse eines jeden Spielers. Da ja auch der FCK an sich für genau diese Tugenden steht, und wir diese haben teilweise vermissen lassen, kann ich auch verstehen, dass die Fans sauer waren. Beispielsweise nach dem Spiel in Mainz.
Du persönlich bist durch Deine kämpferische Spielweise oftmals von der Kritik verschont geblieben und zum Publikumsliebling avanciert. Hast Du das auch so wahr genommen?
Ich hab das schon wahrgenommen und ich freue mich natürlich auch darüber. Ich habe immer versucht, durch Leistung zu überzeugen und die oben genannten Tugenden auf den Platz zu bringen. Letztlich steht allerdings der Abstieg für uns als Mannschaft und auch für mich und das tut um einiges mehr weh als die Freude darüber.
Ganz ehrlich: Was bedeuten Dir die „Dick, Dick, Dick“-Rufe aus der Kurve?
(lacht) Als ich zum FCK gekommen bin, war es ein Ziel von mir, das zu erreichen. Ich wusste, dass man hier für sowas hart arbeiten muss. Aber das war ein Traum von mir. Und wenn ich im Spiel eine Grätsche mache und diese Rufe kommen, das ist schon geil, das muss ich zugeben.
Fortsetzung folgt…