Drei Sterne trägt die deutsche Nationalmannschaft auf der Brust, drei Sterne, die für die größten Erfolge des deutschen Fußballs stehen. Am ersten Stern hatte der 1. FC Kaiserslautern erheblichen Anteil, denn nicht weniger als fünf FCK-Spieler standen beim WM-Finale in Bern 1954 auf dem Platz, als die als unbesiegbar geltenden Ungarn mit 3:2 geschlagen wurden. Doch wie kam es überhaupt zum Fußballwunder, zu diesem historischen Ereignis, das bis heute als das gefühlte Gründungsdatum der Bundesrepublik Deutschland gilt.
Es war die erste Teilnahme der Bundesrepublik bei einer Fußball-Weltmeisterschaft. Dass es dabei gleich zum Titel reichen würde, konnte vorher niemand erahnen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beschloss die FIFA, alle Sportbeziehungen mit Deutschland abzubrechen und verbot sogar allen Mitgliedsverbänden Sportbeziehungen mit Deutschland. Es dauerte bis 1948, als sich die Schweiz als erstes Land für eine Wiedereingliederung aussprach, doch der Antrag wurde abgelehnt. Trotzdem war es vor allem die Schweiz, die versuchte, den sportlichen Kontakt mit der 1949 initiierten Bundesrepublik wieder aufzunehmen. Im Januar 1950 wurde auch der DFB wieder gegründet und im September wieder in die FIFA aufgenommen. Für die WM 1950 blieb Deutschland aber noch ausgeschlossen und so kam es, dass vier Jahre später die Mannschaft von Sepp Herberger am WM-Turnier in der Schweiz teilnahm. Mit im Kader standen gleich fünf Spieler vom 1. FC Kaiserslautern. Neben dem Kapitän und Kopf der Mannschaft Fritz Walter waren auch sein Bruder Ottmar Walter, Werner Liebrich, Werner Kohlmeyer und Horst Eckel mit dabei. Horst Eckel ist gemeinsam mit Hans Schäfer einer von zwei verbliebenen deutschen Zeitzeugen, die 1954 aktiv auf dem Rasen mit dabei waren.
Das Turnier verlief für die DFB-Elf dabei keinesfalls reibungslos. Nach dem Auftaktsieg gegen die Türkei stellte Trainer Sepp Herberger gegen die favorisierten Ungarn eine absolute B-Elf auf. Für die Taktik, die zur 3:8-Niederlage führte, wurde er in der Heimat stark kritisiert. Deutschland forderte seinen Rücktritt, doch dieses Vorgehen von Herberger stellte sich als raffinierter Schachzug heraus. Im Entscheidungsspiel gegen die Türkei machten die Deutschen den Einzug ins Viertelfinale perfekt, in dem Jugoslawien mit 2:0 besiegt wurde. Nach dem deutlichen 6:1-Erfolg über Österreich im Halbfinale hieß es dann am 04. Juli 1954 erneut Deutschland gegen Ungarn. Vor dem Spiel eigentlich eine klare Angelegenheit, denn die Ungarn galten als Übermannschaft, schossen im Schnitt 4,3 Tore pro Spiel und führten nach 8 Minuten bereits mit 2:0. Selbst nach dem direkten Anschlusstreffer durch Max Morlock glaubten nur wenige im Berner Wankdorf-Stadion, dass die Deutschen das Spiel noch drehen würden. Doch es kam anders, weil Helmut Rahn in der 18. Minute den Ausgleich erzielte und Fritz Walter seine Mannschaft als Kapitän mit diesem Ergebnis in die Halbzeit führte. Dort musste Sepp Herberger einen Streit schlichten und er schaffte es sein Team zum Sieg zu treiben. Unvergessen ist das, was sich dann in der zweiten Halbzeit abspielte. Bei Fritz-Walter-Wetter konnten die Deutschen ihren Trumpf ausspielen, weil sie zum ersten Mal mit Schraubstollen aufliefen und somit einen kleinen Vorteil gegenüber den Ungarn hatten. Das 3:2 durch Helmut Rahn und die letzten Spielminuten lassen sich wohl am besten mit dem Originalkommentar von Radioreporter Herbert Zimmermann beschreiben:
„Sechs Minuten noch im Wankdorf-Stadion in Bern. Keiner wankt. Der Regen prasselt unaufhörlich hernieder. Es ist schwer, aber die Zuschauer, sie harren nicht aus – wie könnten sie auch! Eine Fußballweltmeisterschaft ist alle vier Jahre, und wann sieht man ein solches Endspiel, so ausgeglichen, so packend, jetzt Deutschland am linken Flügel durch Schäfer, Schäfers Zuspiel zu Morlock wird von den Ungarn abgewehrt, und Bozsik, immer wieder Bozsik, der rechte Läufer der Ungarn am Ball. Er hat den Ball verloren diesmal, gegen Schäfer – Schäfer nach innen geflankt – Kopfball – abgewehrt – aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt! – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor! … Tor für Deutschland – Linksschuss von Rahn, Schäfer hat die Flanke nach innen geschlagen, Schäfer hat sich gegen Bozsik durchgesetzt. Drei zu zwei für Deutschland fünf Minuten vor dem Spielende. Halten Sie mich für verrückt, halten Sie mich für übergeschnappt, ich glaube, auch Fußballlaien sollten ein Herz haben, sollten sich an der Begeisterung unserer Mannschaft und an unserer eigenen Begeisterung mit freuen und sollten jetzt Daumen halten. Viereinhalb Minuten Daumen halten in Wankdorf. (…) Aus! Aus! Aus! – Aus! – Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister! Schlägt Ungarn mit drei zu zwo Toren im Finale in Bern!“
Deutschland wurde also an jenem 4. Juli 1954 zum ersten Mal Weltmeister und die Spieler zu Helden, zu Legenden, zu Göttern. Der Empfang in der Heimat war unbeschreiblich und die Fahrt mit dem Sondertriebwagen „Roter Blitz“ dauerte Ewigkeiten, weil an jedem Bahnhof Menschenmassen warteten, den Spielern zujubelten, ihnen gratulierten und Geschenke in den Wagen reichten. Es war ein Erfolg für Deutschland, für den deutschen Fußball und durch die Teilhabe der fünf FCK-Spieler auch unvergessenes Ereignis für die Stadt Kaiserslautern und vor allem für die Roten Teufel. Aus diesem Grund hat das FCK-Museum am Freitag, 04. Juli 2014 von 11 bis 19 Uhr, gesondert geöffnet.
Auch heute, 60 Jahre nach dem WM-Titel 1954, erinnern wir uns voller Stolz an das Wunder von Bern. Das Wunder, welches wirklich eines war, denn zwischen 1950 und 1956 verloren die Ungarn von 50 Spielen nur ein einziges – am 4. Juli 1954 in Bern.