Die kurze Anreise führt uns zum Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering, kurz IESE, in Kaiserslautern. Gastgeber ist der Geschäftsführende Institutsleiter Prof. Dr. Dr. h. c. Dieter Rombach, der neben seiner erfolgreichen wissenschaftlichen Tätigkeit auch dem FCK-Aufsichtsrat vorsteht. Yvonne Ortiz Guadalupe, Executive Office Manager des modernen Gebäudekomplexes, empfängt uns freudestrahlend im Foyer des Instituts. Sie wird uns durch die einzelnen Abteilungen geleiten und dem Profifußballer seine Aufgaben als Azubi erläutern.

Vor wenigen Tagen hat Florian Dick seinen Vertrag bei den Roten Teufeln um drei weitere Jahre verlängert. Auch so eine Sache des Gefühls. Einige Leute meinten, dass sich eine Hängepartie andeuten würde, doch für den Rechtsverteidiger war es in aller erster Linie eine Herzensangelegenheit und eine Sache des richtigen Gefühls zum richtigen Zeitpunkt. „Bei jeder Entscheidung zählt für mich, dass sie sich richtig anfühlt. Und beim FCK auf dem Betzenberg zu spielen, fühlt sich nahezu perfekt an.“

Aber warum hat es dann solange gedauert, bis sein Vertrag verlängert wurde? Da geht Florian Dick kurz in sich: „Lange Zeit wollte ich einfach nicht über ein solches Thema nachdenken und mich nur auf meine Arbeit, auf das Spiel und den Erfolg unseres Teams konzentrieren. Es war noch nicht an der Zeit, über Vertragsangelegenheiten zu sprechen.“ Dann ging alles relativ schnell. Nur kurz gerieten die Gespräche ins Stocken – Gefühlssache halt – doch vor dem Heimspiel gegen Nürnberg war man sich einig und Florian Dick für weitere drei Jahre ein Roter Teufel. Leider ging die Begegnung verloren und der gebürtige Badener spielte eine entscheidende Rolle beim Gegentor. „Dieses Gegentor muss ich mir ankreiden. Ich weiß auch nicht, was da los war, in der Szene läuft alles falsch“, analysiert er selbstkritisch. Auch so eine Eigenschaft von ihm. Florian Dick redet nicht gern um den heißen Brei herum und geht auch mit sich mitunter hart ins Gericht.

Unterdessen erreicht Frau Ortiz mit ihrem Gast die erste Station der Ausbildung und stellt Flo seinem ersten Ausbilder vor. Hier werden Computerplatinen an einer speziellen Laserfräse hergestellt, um experimentelle Technologien zu unterstützen. Jede Platine wird nach individuellen Vorgaben hergestellt und kann völlig eigene Aufgaben erfüllen. Florian Dick wird neugierig. „Was genau macht das Fraunhofer Institut hier eigentlich?“

Sein Ausbilder schmunzelt und gibt an Frau Ortiz weiter. Zur Begrüßung hat sie den Profi noch um ein gemeinsames Foto gebeten, jetzt kommt der Fraunhofer-Profi in ihr zum Vorschein: „Das Fraunhofer Institut IESE hilft, verlässliche Softwaresysteme zu entwickeln. Die dazu erforderlichen Prozesse und Methoden werden von uns empirisch untermauert. Denn überall in unserem Alltag ist Software eingebettet in Gebrauchsgegenstände, Wohnumgebungen oder Transportmittel. Überall machen Prozessoren und Controller unseren Alltag einfacher und sicherer. Aber diese müssen auch funktionieren und hier forschen wir, um sie verlässlich zu machen.“

Im Nebenraum sitzen Studierende und testen die Platinen. Sie versenden in wiederkehrenden Intervallen Informationen und werten diese aus, um die gewünschten Prozesse in Gang zu setzen. Florian Dick hört aufmerksam zu, stellt Fragen und zeigt, dass er sich auf vertrautem Terrain befindet.

Mit 16 Jahren, nachdem er seine Mittlere Reife abgeschlossen hatte, begann Florian Dick eine Lehre bei der BB-Bank in Karlsruhe. „Ich hatte kurz über eine Ausbildung zum Bankkaufmann nachgedacht, habe dann aber gesehen, dass es einen Lehrberuf Informatikkaufmann gibt. Ich habe mich schon damals viel mit Computern beschäftigt und mir zum Beispiel keinen kompletten PC gekauft, sondern einzelne Teile zusammengebaut“, erläutert er, „Die Lehre zum Informatikkaufmann konnte man bei verschiedenen Banken absolvieren, also fiel mir die Entscheidung ziemlich leicht.“

Er verschickte nur zwei Bewerbungen und direkt nach dem ersten Vorstellungsgespräch hatte er seinen Ausbildungsplatz. „Das Gespräch lief gut und als wir fertig waren hieß es, hier ist der Vertrag. Sie müssen sich bis Montag entscheiden.“ Er trat seine Ausbildung bei der Badischen Beamtenbank an und musste für drei Jahre seine Arbeit und den Fußball unter einen Hut bekommen. Morgens um acht Uhr trat er seinen Dienst bei der Bank an und am Abend führte ihn sein Weg durch den Karlsruher Schlossgarten zum Trainingsgelände des KSC. „Das war manchmal schon recht viel. Den ganzen Tag arbeiten und dann im Anzug durch den Park zum Training. Das war eine intensive Zeit, häufig habe ich kaum Zeit gehabt, über das Training nachzudenken, sondern bin einfach nur gelaufen und habe mein Bestes gegeben.“ Diesen „Flow“ beschreibt Florian Dick noch heute mit einer besonderen Demut und ist sich bewusst, dass die Zeit bei der BB-Bank ihn nachhaltig geprägt hat.

Vielleicht ist das besondere Verlangen nach dem richtigen Gefühl in dieser Zeit entstanden. Vielleicht haben die drei Jahre Ausbildung den Fußballprofi Florian Dick erst möglich gemacht. Und vielleicht sind es die besonderen Erfahrungen aus seiner Lehrzeit, die ihm helfen, heute die richtigen Entscheidungen auf und neben dem Platz zu treffen. In jedem Fall ist Florian Dick noch heute dankbar für seine Lehrjahre. Mit 18 Jahren, im dritten Lehrjahr angekommen, wurde er zu den KSC-Profis befördert. Natürlich kollidierten die Trainingszeiten mit den Arbeitszeiten bei der BB-Bank. „Doch bei meiner Ausbildungsbank war man glücklicherweise flexibel und hat mich von der Arbeit freigestellt. So konnte ich einen anerkannten Abschluss machen, obwohl ich im letzten Lehrjahr in erster Linie die Schulzeit absolviert habe. Das ist sicher nicht selbstverständlich und dafür bin ich heute noch dankbar“, erinnert sich der 26-Jährige an seine Ausbildungszeit, „Noch heute habe ich Kontakt zu dem einen oder anderen Kollegen von damals. Ich möchte die Erfahrungen keinesfalls missen.“
Wieder in der Gegenwart angekommen, schwärmt er von der Bundesliga. Jede Partie in der höchsten deutschen Spielklasse saugt er in sich auf. „Das sind Highlights und unglaubliche Erfahrungen“, schwärmt er, „da gibt es kein Spiel, kaum ein Stadion, auf das man sich nicht mit Leib und Seele freut. Jede Partie verlangt Dir alles ab. Für einen Fußballprofi ist es das Größte, in der Bundesliga zu spielen.“

Im Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering ist man mittlerweile bei einem ganz besonderen Fahrzeug angelangt. Auf den ersten Blick scheint das Modell nur ein Auto zu sein, was auch ein Siebenjähriger mit seiner Fernbedienung über die Straßen hätte jagen können. Doch das Modell vor dem Florian Dick heute steht, soll Aufschluss über viele verschiedene Abläufe geben. Wie kommunizieren die unterschiedlichsten Prozesse in einem Fahrzeug miteinander und wie kann man diese möglichst problemlos miteinander verbinden. Ein unscheinbares Modell, einige blinkende Dioden und Platinen – doch der Teufel steckt im Detail. Automobil- und Transportsysteme, Automatisierung und Anlagenbau, Informationssysteme, Gesundheitswesen und Medizintechnik bis hin zu Softwaresystemen für den öffentlichen Sektor werden maßgeblich vom Fraunhofer Institut erforscht und mitgestaltet.

Florian Dick genießt den Ausflug in die Welt der Erfinder und Gestalter ganz offensichtlich und bei der nächsten Station kann er seine Profession als Fußballprofi ganz besonders einbringen. Seit etwa zwei Jahren arbeitet der FCK fest mit dem Institut auch auf dem Gebiet der Scouting-Software zusammen. Ein eigenes System, welches es ermöglicht, Spiele und Spieler effektiv zu analysieren und wesentliche Informationen ganz nach den Bedürfnissen des Trainerstabs aufzubereiten, wäre ein Quantensprung in der Spiel- und Spielerbeobachtung, die kaum ein Profiverein auf eine so individuelle Art und Weise vorweisen kann. Florian Dick lässt sich darum das noch in der Entwicklung befindliche Tool auch ganz besonders genau erklären. Wer weiß schon, wofür es gut ist und er „hat da so ein Gefühl“, sagt er lächelnd.
Aus seiner besonderen Beziehung zum englischen Fußball macht er keinen Hehl. „Es ist ein Traum von mir, vielleicht irgendwann einmal in der Premier League aufzulaufen. Der englische Fußball fasziniert mich, aber wenn es einen Verein und ein Stadion gibt, das in Deutschland überhaupt dem englischen Fußball nahe kommt, dann ist das der FCK, dann ist es der ‚Betze‘, der sich wie englischer Fußball und die Stimmung dort anfühlt.“

Nachdem er eine Vorlesung an der Technischen Universität Kaiserslautern gehalten hat, stößt nun der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dieter Rombach zur Gruppe um Florian Dick. Der Institutsleiter steht seit Ende 2008 dem Aufsichtsrat des FCK vor und ist zudem ein wichtiger Faktor für den Aufbau des IT-Standorts Kaiserslautern. Rombach führt den Fußballer zum ZUSE 23, einer Art Ur-Computer. Vor mehreren metergroßen Schränken erklärt der Professor, dass die in diesen monströsen Geräten untergebrachte Rechnerleistung gerade mal ein tausendstel eines herkömmlichen Mobiltelefons ausmacht. Dennoch wäre die heutige Technologie ohne die Innnovation von Konrad Zuse, der als Erfinder des Universalrechners gilt, nicht denkbar.

Nun führt der Weg ein Stockwerk höher, wo der Azubi helfen soll, einen Laptop zu reparieren. Ein Mitarbeiter Rombachs zeigt dem Lehrling, welche Handgriffe er auszuführen hat und dieser führt die gewünschten Schritte souverän aus. Offensichtlich weiß er was er tut und entnimmt die fehlerhaften ‚RAM‘ dem defekten Rechner. Eine neue Platine zur Hand, geschickt eingesetzt und sofort läuft das Gerät wieder. Dieser Lehrling weiß, was er tut. Das ist auch der Fall, wenn seine Mannschaftskollegen um seine Hilfe bitten. Defekte Notebooks, Rechner und sogar I-Phones hat der 26-Jährige  schon wieder zum Laufen gebracht. Zuletzt fragte Pierre De Wit seine Hilfe an, denn auf seinem Rechner wollte der aktuelle Fußball Manager einfach nicht laufen. Natürlich bekam Florian Dick das Problem in den Griff und De Wit kann seitdem seine Qualitäten als Trainer und Manager virtuell nachweisen.

„Bei den einfachen Problemen kann ich heute noch immer helfen, obwohl ich ja schon einige Jahre nicht mehr in dem Job bin. Die Entwicklung im IT-Bereich ist derart rasant, da bedeuten ein paar Jahre ganze Produktzyklen. Da ist man nach drei-vier Jahren komplett raus“, stellt Florian Dick beim Blick auf die Technologie im Fraunhofer Institut fest. Obwohl ihn die letzte Aufgabe seines Besuchs im Institut auf den ersten Blick eher zum Schmunzeln bringt, denn vor ihm steht in einem kleinen Bassin ein ferngesteuerter Bagger, mit dem er Sand und Steine bewegen kann. Dick lässt sich das Gerät erklären und beginnt, das Geröll zu verräumen. Seine Ausbilder verdeutlichen den Sinn der Gerätschaft und worin die Unterschiede zu landläufigen Modellen bestehen. Welcher Modellbagger liefert seinem Nutzer schon Daten über seine Bewegungen und lässt sich zudem komplett über einen per Bluetooth verbundenen Rechner steuern?

Florian Dick verlässt beeindruckt das Atrium des modernen Fraunhofer-Komplexes. Noch am Vormittag war er unsicher, was er von dieser Idee eines Portrait-Besuchs halten soll. Nun wird ihm klar, welche vielschichtigen Tätigkeiten die Ingenieure, Naturwissenschaftler und Informatiker am Fraunhofer IESE vollziehen. Der Gefühlsmensch hat eine Einstellung zu seinem Besuch gefunden und viel Neues mitgenommen. Die drei Jahre seiner intensiven Ausbildung unterscheiden seine Biografie von vielen seiner Kollegen. Doch Flo fühlt sich deshalb keineswegs besser oder wertvoller. Seine Stellung beim FCK hat er sich durch seine  Leistung und sein Auftreten erarbeitet und er möchte sich auch in Zukunft immer weiter entwickeln. Auf und neben dem Platz will er auch verbal mehr auf sich aufmerksam machen, aber „zuerst muss ich mit meinem eigenen Spiel zu Recht kommen, bevor ich meinen Mitspielern Ratschläge geben kann.“

Seine erste wirkliche Bundesliga-Saison geht zu Ende. Wenn es darum geht, wann man sich Bundesliga-Spieler nennen darf, teilt Florian Dick die Einstellung seines Trainers. „Wenn wir die Spielzeit als Bundesligist beendet haben und den Klassenerhalt geschafft haben, dann haben wir auch die Qualität nachgewiesen. Dann sind wir Bundesliga-Spieler.“

Gegen den FC St. Pauli wollen Florian Dick und seine Kollegen nun einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt gehen. Für den Gefühlsmenschen Dick ist jeder Schritt in der Bundesliga und jedes Spiel auf dem Betzenberg unvergleichlich. „Man kann die Unterstützung der Fans auf dem „Betze“ gar nicht in Worte fassen. Es fühlt sich unglaublich an, wenn man aufs Feld kommt, tausende ihre Schals in die Höhe strecken und ihre Kehlen „You never walk alone“ singen. Das ist unbeschreiblich und fühlt sich einfach nur perfekt an.“ Das richtige Gefühl für Flo. Eine Emotion, die ihm keiner nehmen kann: das „Flo Feeling“.  

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Betze News

24.04.2023 11:57
📆 Am Samstag ist Hansa Rostock zu Gast auf dem #Betze. So sieht die Trainingswoche bis dahin aus. #FCKFCH

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23.04.2023 15:34
Im Auswärtsspiel beim um den Klassenerhalt kämpfenden @SSVJAHN gibt es für den #FCK ein torloses Remis: t.co/rn8Wlxo0v3 #Betze #SSVFCKK
23.04.2023 15:24
#SSVFCK 0:0 | Das wars in Regensburg. In einer umkämpften Partie zwischen dem @SSVJAHN und dem #FCK mit einer kurzweiligen Schlussphase bleibt es am Ende beim torlosen Remis. #Betze
23.04.2023 15:20
#SSVFCK 0:0 (90.) | Owusu schießt - und @AndreasLuthe macht sich lamg & hält! #Betze
23.04.2023 15:18
#SSVFCK 0:0 (90.) | Es gibt 3 Minuten Nachspielzeit. #Betze
23.04.2023 15:17
#SSVFCK 0:0 (90.) | Die letzte Minute der regulären Spielzeit läuft. #Betze
23.04.2023 15:15
@MoonDog90 Wir haben das ja gar nicht bewertet, sondern einfach nur die Entscheidung des Schiedsrichters hier getickert.
23.04.2023 15:13
#SSVFCK 0:0 (86.) | 14.668 Zuschauer sind heute dabei, darunter mindestens 2.000 #Betze-Fans - ihr seid wirklich die Besten! #Betze
23.04.2023 15:12
#SSVFCK 0:0 (84.) | Wechsel beim #FCK: Erik Durm kommt für Ben Zolinski. #Betze
23.04.2023 15:10
#SSVFCK 0:0 (82.) | Es gibt nochmal Freistoß für die Jahn-Elf. #Betze
23.04.2023 15:07
#SSVFCK 0:0 (79.) | Tomiak sieht nach Foul an Prince Osei Owusu die Gelbe Karte. #Betze
23.04.2023 15:06
Laut VAR berechtigte Entscheidung. Regensburg damit nur noch mit 10 Mann.
23.04.2023 15:04
#SSVFCK 0:0 (74.) | Nach Foul an Jean Zimmer zeigt Schiedsrichter Florian Lechner dem Regensburger Benedikt Saller die Rote Karte. Die Entscheidung wird aktuell nochmal vom VAR geprüft. #Betze
23.04.2023 14:56
#SSVFCK 0:0 (69.) | Nächster Wechsel beim #FCK: Robin Bormuth kommt für Marlon Ritter. #Betze
23.04.2023 14:51
#SSVFCK 0:0 (63.) | Einer unserer Tweets hängt leider gerade irgendwie fest - nicht wundern, wenn der plötzlich reinploppt. Haben hier den Freistoß von Klement erwähnt, der das Außennetz gestreift hat. #Betze
23.04.2023 14:49
#SSVFCK 0:0 (61.) | Gelbe Karte für Philipp Hercher. #Betze
23.04.2023 14:48
#SSVFCK 0:0 (60.) | Zuck mit der Flanke von der linken Seite auf den langen Pfosten, da steht Hercher (!) - aber der kommt nicht richtig zum Abschluss. #Betze
23.04.2023 14:46
#SSVFCK 0:0 (59.) | Freistoß für den #FCK aus rund 25 Metern. #Betze
23.04.2023 14:44
#SSVFCK 0:0 (57.) | Da ist der Doppelwechsel: Hercher und Klement kommen für Opoku und Hanslik. #Betze
23.04.2023 14:43
Und auch Philipp Klement steht bereits an der Bank und streift das Trikot über. #Betze