Stefan Kuntz über…

…die Ereignisse der letzten Woche: „Ich denke, dass der Fußball etwas die Jungfräulichkeit gegenüber dem Terror verloren hat. Das hat schon zum Nachdenken geführt, auch innerhalb der Mannschaft. Wir haben das Team aber beruhigt und ihnen die Sicherheitsmaßnahmen nochmal näher gebracht. Das Sicherheitskonzept und der ständige Austausch ist im deutschen Profifußball und bei der Durchführung der Spiele vorbildlich.“

…zum Spiel gegen den FSV Frankfurt: „Wir hatten zuvor schon ein bisschen Rückenwind verspürt nach dem Auswärtssieg in Leipzig. Für die Stimmung und um mal wieder einen Lauf zu kriegen, wäre es schon gut gewesen, wenn wir das Heimspiel gewonnen hätten. Man hat aber wieder einmal gemerkt, dass die Saison zäh wird. In der aktuellen Situation sollten wir vor allem darauf schauen, dass wir weiter an unserem Spiel arbeiten und dann braucht man auch – das Wort, dass man im Fußball nicht gerne hört – ein bisschen Geduld, bis die Jungs wieder öfter treffen.“

…die Arbeit von Cheftrainer Konrad Fünfstück: „In den vergangenen Wochen hat sich einiges geändert. Verschiedene Abläufe in der täglichen Arbeit sind umgestellt worden und auch die Herangehensweise bei Konni ist natürlich anders als bei Kosta. Er redet auch sehr viel mit den Spielern und die Art und Weise des Fußballs ist eine andere. Er bevorzugt, relativ schnell nach vorne zu kommen und legt weniger Wert auf Ballbesitz. Daran wird in den Länderspielpausen auch intensiv gearbeitet. Die Mannschaft weiß, was er möchte. Und vor der Winterpause werden wir dann auch zusammen schauen, was wir mit dem Kader machen.“

…mögliche Neuzugänge in der Winterpause: „Es fallen aktuell definitiv zu wenige Tore. Wir werden das alles noch einmal intensiv analysieren, wenn die kommenden Spiele rum sind. Aber wir sind mit unserem Scouting so weit, dass wir uns schon ungefähr vorstellen können, was wir verändern möchten. Dann müssen wir schauen, was wir davon auch realisieren können und welche Schlüsselpositionen wir besetzen können. Die Offensive ist da sicherlich dabei.“

…die Situation am Betzenberg in den vergangenen Spielzeiten: „Eigentlich ist für alle FCK-Fans in den vergangenen Jahren das schlimmste passiert, was passieren konnte. Mit dem Abstieg, einem dritten und zwei vierten Plätzen sind wir vier Jahre hintereinander denkbar knapp an der Bundesliga gescheitert und unser Geduldsfaden wurde sehr stark strapaziert. In der vergangenen Saison konnten wir schon am ersten Spieltag gegen 1860 München das Betze-Feeling entfachen und das dann auch mit in die Saison nehmen. Dann haben wir auch die Erwartungen übertreffen können – bis zum 30. Spieltag. Bis dahin waren alle zufrieden, aber dann haben wir es an den letzten vier Spieltagen verpasst, den greifbaren Aufstieg in die Tat umzusetzen. Das nimmt man dann auch mit und uns allen – mir, dem Sportdirektor, dem Trainer und auf dem Platz den Spielern – ist es dann in der Sommerpause nicht gelungen, Aufbruchsstimmung zu erzeugen.“

…seine Rolle als Vorstandsvorsitzender: „Ich erkenne mich in der gerne dargestellten Rolle als Alleinherrscher nicht wieder, da sie auch nicht der Wahrheit entspricht. Was man dabei gerne verkennt, ist, dass wir wie ein mittelständiges Unternehmen aufgestellt sind. Wir machen 42 Millionen Euro Umsatz – da glauben Sie doch nicht im Ernst, dass da einer im Alleingang durch die Gänge marschiert und jedem sagt, was er zu tun hat. Wir haben 13 verschieden Abteilungen, in denen die Abteilungsleiter gefordert sind. Wir haben einen Geschäftsführer und einen Finanzvorstand. Für mich sind dann die Fakten und der Rote Faden des Vereins entscheidend. Seit ich hier tätig bin, haben wir uns gesagt, dass wir in unserer sehr schwierigen Wettbewerbslage auf den Nachwuchs setzen müssen. In den vergangenen fünf Jahren sind 23 Spieler aus dem Nachwuchs Lizenzspieler geworden. Wir haben uns gesagt, dass wir das Nachwuchsleistungszentrum ausbauen müssen, und haben dafür die BETZE-ANLEIHE aufgelegt, auf deren Umsetzung wir jetzt leider eineinhalb Jahre warten mussten. Wir haben nun einen Cheftrainer, der aus dem eigenen Nachwuchs herausgekommen ist und sehr viele junge Spieler. Vergleichbare Vereine, die abgestiegen sind und nicht auf große Eigenkapitalreserven zurückgreifen können, also beispielsweise Fürth, Paderborn oder Braunschweig, werden in den Folgejahren nicht einmal Dritter und zweimal Vierter. Natürlich ist es extrem schwierig, das jetzt als Erfolg zu verkaufen. Aber wir haben insgesamt eine sehr positive Transferbilanz und alle strategischen Ziele durchgesetzt. Das basiert auf einer sehr guten Teamarbeit und das macht nicht ein einzelner alleine.“

…zurückliegende Personalentscheidungen: „In allen Personalentscheidungen gibt es Tops und Flops. Bei den Entscheidungen im Sommer der Sportdirektor und der Trainer den sportlichen Vorschlag gemacht, ich hatte dabei ein Vetorecht, falls es die wirtschaftlichen Möglichkeiten des FCK übersteigt. Man muss fairerweise sagen, der einzige, der da Verantwortung übernommen und dazu gestanden hat, ist Kosta Runjaic. Das Arbeitsverhältnis von Markus Schupp wurde aber auch nicht nur deswegen beendet, weil die Mannschaft aus unserer Sicht im Moment nicht optimal zusammengestellt ist. Da gab es schon mehrere Gründe. Ich möchte mich dabei aber auch gar nicht aus der Verantwortung ziehen, das habe ich noch nie gemacht. Die Art und Weise, wie der Verein geführt wird, ist, dass wir unseren Abteilungsleitern, dabei eben auch dem Sportdirektor, eine Verantwortung übertragen. Aber ich möchte Markus hier nicht als den Schuldigen für irgendetwas hinstellen. Es waren mehrere Sachen, die sich im vergangenen Jahr ergeben haben, bei denen wir dann konstatieren mussten, dass wir unterschiedlicher Auffassungen über die Aufgabe „Sportdirektor“ waren, nicht nur die Zusammenstellung des aktuellen Kaders.“

…die zukünftige Aufstellung der Vereinsführung: „Es gibt aktuell Planungen, den Vorstand auf drei Personen zu erweitern. Der Aufsichtsrat ist hier am Sondieren, nicht nur was die Kandidaten angeht, sondern auch die möglichen Tätigkeitsfelder. Davon werden die Mitglieder dann sicherlich unterrichtet werden.“

…die bevorstehende Jahreshauptversammlung: „Wir werden jetzt im zweiten Jahr hintereinander einen Gewinn vermelden. Auf die sportliche Situation bin ich eben schon ein bisschen eingegangen. Wenn man dann Forderungen nach Nichtentlastung hört, muss man sich auch die Frage stellen, was man erwartet. Wir haben wirtschaftlich einen Gewinn gemacht und sportlich keine „Grottensaison“, kein Totalversagen erlebt, sondern „nur“ am Ende nicht das ganz große Ziel erreicht.“

…ein Grundmisstrauen bei einigen Anhängern bezüglich der wirtschaftlichen Situation: „Angefangen bei den Kassenprüfern, über die Steuerberater, die vom Aufsichtsrat beauftragten Wirtschaftsprüfer, die Lizenzierung bei der DFL, die alles kontrolliert, bis hin zu den Betriebsprüfungen – also die Überprüfungen durch das Finanzamt, das Finanzministerium Mainz und mittlerweile auch einen Bundesprüfer, die wir mittlerweile bis zum spätmöglichsten Termin, Juni 2014, nachgezogen haben: alles, was geprüft werden kann, von allen möglichen Behörden, ist geprüft. Da frage ich Sie, warum man das nicht glaubt. Da werden gerne Dinge gestreut und ein Traditionsverein ist da auch ein gefundenes Fressen für alle möglichen Gerüchte, die erstmal offensiv verbreitet werden und dann nach Richtigstellung unsererseits nur noch kleinlaut zurückgenommen werden. Wenn man sich das Stadion anschaut, ist es so, dass wir mittlerweile, um die Einnahmen zu generieren, die der Spielbetrieb bringt, ungefähr die gleiche Summe aufbringen müssen, die auch der Lizenzspielerkader kostet.“

…der Stand des Ausbaus des NLZ: „Die Frage nach der Verwendung BETZE-ANLEIHE wird ja auch jedes Jahr auf der JHV gestellt, jedes Jahr geben wir den aktuellen Stand. Es gab schon kleinere Investitionen in die bestehende Infrastruktur, in diesem Jahr haben wir das Grundstück für 2,64 Mio. Euro zurückgekauft und natürlich auch von der BETZE-ANLEIHE bezahlt. Wir haben eine Sitzung im Aufsichtsrat, in der wir die letzten Dinge als Aufsichtsratsbeschluss bestätigt haben möchten und dann werden normalerweise in den nächsten zwei bis drei Wochen die Ausschreibungen herausgeben, um dann auf die Bewerber zu warten, die das umsetzten möchten.“

…die aktuelle Außendarstellung des Vereins: „Ich glaube, dass aktuell viel Kraft durch das ständige Rechtfertigenmüssen verloren geht und dass wir da eigentlich noch mehr Kräfte für den FCK bündeln könnten. Der FCK ist allgemein von der Stimmung an einem Punkt, an dem es schlecht ist, wenn wir uns entzweien. In Gesprächen beispielsweise mit Sponsoren, Spielern oder Jugendspielern und ihren Familien, die wir vom FCK begeistern wollen, ist das in der Außendarstellung sicherlich sehr schwierig.“

Den Beitrag von gesten findet ihr auch hier in der SWR Mediathek.

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