Zum einen beim ADAC, wo man spontan bereit ist, den 26-Jährigen auf dem ADAC Fahrsicherheitszentrum Hockenheimring in die Geheimnisse des sicheren und schnellen Autofahrens einzuweisen. Zum anderen bei Tommy Strohmayer. Der hauptberufliche langjährige Fahrtrainer bietet mit seiner Agentur nahezu alle Aktionen rund um den Motorsport an. Und er stellt sich auch gerne als persönlicher Trainer für Marc Torrejón zur Verfügung. Dieser hat sich jedoch nicht alleine auf den Weg nach Hockenheim gemacht. Denn als er in der Kabine von seinem Vorhaben erzählte, schlossen sich mit Florian Dick, Pierre De Wit und Florian Riedel drei seiner Mannschaftskollegen an. Tommy Strohmayer ist ein alter Bekannter für die FCK-Profis, haben sie doch schon die ein oder andere Aktion, wie beispielsweise ein Fahrsicherheitstraining, gemeinsam durchgeführt. Auf dem Gelände der Rennstrecke angekommen, geht es zunächst zur Begrüßung in trockene Räumlichkeiten, um Marc Torrejón eine kurze Einweisung in die folgenden Stunden am Steuer zu geben. Der Spanier nutzt die Möglichkeit, einen Blick aus dem Fenster auf die Rennstrecke und die Tribünen des Hockenheimrings zu werfen. Kennt man sonst ja nur aus dem Fernsehen. Marc Torrejón ist ein ruhiger Typ, lässt sich auf und neben dem Platz kaum aus der Ruhe bringen, dennoch sieht man ihm die Vorfreude an. Wir nutzen die Gelegenheit, ihm erste Fragen zu stellen.

Marc, Du blickst gerade aus dem Fenster auf die berühmte „Sachs-Kurve“ des Hockenheimrings. Warst Du bisher schon einmal auf einer Formel 1- Rennstrecke?
Nein, das ist das erste Mal, bisher kenne ich das nur aus dem Fernsehen. Und von der Playstation natürlich, da spiele ich schon immer gerne Autorennspiele(lacht). Aber das mal live zu sehen ist natürlich was anderes, wie ich gerade feststelle. Sieht imposant aus, ich freue mich schon darauf selbst über die Strecke zu fahren.

Was fasziniert Dich so am Motorsport?
Autos und Geschwindigkeit haben mich von klein auf schon fasziniert. Vielleicht kommt das daher, dass wir früher immer mit meiner ganzen Familie sonntags bei meinen Großeltern waren, zusammen gegessen haben und dann gemeinsam die Formel 1-Rennen geschaut haben. Das waren immer schöne Tage, an die ich mich gerne erinnere.

Ist für Dich als Spanier Fernando Alonso Dein Lieblingsfahrer?
Jetzt ist es in der Tat Fernando Alonso, dem ich die Daumen drücke. Als ich noch ein Kind war, hieß mein Idol Michael Schuhmacher. Das war für mich der beste Fahrer und ich wollte immer, dass er gewinnt. Als dann Alonso in der Formel 1 aufgetaucht ist, hatte ich zwei Lieblinge auf der Rennstrecke.

Statt Motorsport hast Du Dich für den Fußball entschieden. Wie wichtig ist der Fußball in Deinem Heimatland Spanien, gerade für die Kids?
Extrem wichtig, die Kids identifizieren sich sehr stark mit den Spielern der Primera Division, vor allem natürlich mit den Stars von Barca und Real, die von allen bewundert werden. Daher wollen auch viele Kinder in Spanien Fußballprofi werden und fangen früh an zu spielen. Auch ich selbst habe mit vier Jahren angefangen mit dem Fußball, weil ich die großen Stars der Primera Division bewundert habe.

Du hast es geschafft und bist selbst Fußballprofi geworden. Hast Du heute noch ein Vorbild?
Mein persönliches Vorbild ist Carles Puyol. Für mich ist er einer der besten Defensivspieler der Welt. Außerdem spielt er schon seit vielen Jahren auf Top-Niveau. Ein echter Ausnahmesportler.

Du bist in Barcelona geboren und hast für Espanyol gespielt. Welche Rolle spielt der Club in der Stadt?
Espanyol nimmt in der Stadt auch eine wichtige Rolle ein, aber natürlich nicht eine solch große Rolle wie der FC Barcelona. Ich würde sagen, von den fünf Millionen Menschen, die in der Metropolregion Barcelona leben, halten vier Millionen zum FC Barcelona und eine Million zu Espanyol. Barca ist derzeit in jedem Bereich auf einem höheren Niveau, aber bei Espanyol arbeitet man sehr hart daran, die Lücke nicht zu groß werden zu lassen.

Du hast 164 Spiele in der Primera Division gemacht, wie groß war die Umstellung vom spanischen Fußball zur 2. Liga in Deutschland?
So groß ist der Unterschied zu Spanien gar nicht. Hier geht es vielleicht etwas härter zu und es wird mehr Wert auf Zweikämpfe gelegt. Und in Deutschland wird eindeutig mehr trainiert. Viel mehr. Aber daran habe ich mich schnell gewöhnt. Der Fußball hier ist gut, auch technisch. Nur, „Tiki-Taka“ wird hier nicht gespielt (lacht).

Du hast für die U21-Nationalmannschaft Spaniens gespielt. Wird dort auch schon das berühmte „Tiki-Taka“ gespielt?
Ja, das spielen alle Jugendnationalmannschaften in Spanien. Und nicht nur da. Bei den meisten Teams lernen die Kids schon in der kleinsten Jugend, dasselbe System zu spielen wie die Profis. In Spanien sind die Trainer der Jugendmannschaften und die Trainer der ersten Mannschaft eng vernetzt und tauschen sich regelmäßig aus. Gerade bei der Nationalmannschaft, das ist bei uns sehr wichtig. Ich habe also auch das „Tiki-Taka“-Spiel gelernt.

Du warst auch bei der U21-Europameisterschaft 2009 dabei, bist mit Spanien aber in der Vorrunde ausgeschieden. Welche Erinnerungen hast Du an die Partie gegen den späteren Europameister Deutschland?
An dieses Spiel kann ich mich noch gut erinnern. Es endete 0:0-Unentscheiden. Deutschland war zwar das bessere Team, aber wir hatten auch gute Chancen. Das weiß ich daher, weil ich nach einer Flanke einen Kopfball an die Latte gesetzt habe. Deutschland hatte ein gutes Team mit Neuer, Boateng, Hummels, Khedira und Özil. Und Tobi Sippel war ja auch dabei. Die Deutschen sind zu Recht Europameister geworden. Unser Trainer hat damals schon gesagt, dass aus Mesut Özil mal ein sehr guter Spieler wird.

Marc, wir müssen die Frage einfach stellen. Wie ist es, gegen Lionel Messi und Cristiano Ronaldo zu spielen?
(lacht). Es ist natürlich schwer, sehr schwer, aber auch immer eine große Herausforderung. Aber nicht nur gegen die Beiden, auch gegen deren Mitspieler bei Real und Barca ist es nicht einfach. Xavi, Iniesta, Benzema, Özil, das sind alles Weltklassespieler. Ich habe mich auf die Spiele immer gefreut, was gibt es schöneres als gegen die Besten der Welt zu spielen. Aber schwer ist es immer.

Genug geredet, jetzt geht es los. Während  sich Florian Dick, Pierre De Wit und Florian Riedel separat auf den Weg machen, schnappt sich Tommy Strohmayer Marc Torrejón und es geht, von Kamerateams begleitet, auf den Parcour des ADAC Fahrsicherheitszentrums. Zunächst steht das Driften auf dem Plan. Auf verschiedenen Strecken muss Marc das schlingernde Auto manövrieren und entsprechend gegenlenken. Der Fahrprofi macht es vor, der Fußballprofi macht es nach. Und hat den richtigen Dreh schnell raus. Auch im rutschenden Auto wird der Spanier nicht hektisch, reagiert schnell und sicher und schon nach ein paar Versuchen erntet er großen Applaus seines heutigen Trainers. „Der macht das super, lernt echt schnell und hat Gefühl für das Auto“, beurteilt Tommy Strohmayer seinen Schützling. Der hat sichtlich Spaß, gibt ganz gelassen noch Interviews, ehe es weitergeht zur Rennstrecke. Gestartet wird aus der Boxengasse, dort, wo ansonsten die Mechaniker der Formel 1-Teams und Boxenluder zu Hause sind. Marc Torrejón rast über die Start-Ziel-Gerade und genießt es, das Gaspedal seines Fahrzeugs mal richtig durchzudrücken. Mit Tommy Strohmayer neben sich fühlt sich der Spanier sicher, bewältigt trotz nasser Fahrbahn die Schikanen und steigt nach einigen Runden mit einem breiten Grinsen im Gesicht aus dem Fahrzeug. Während jetzt seine Teamkollegen einsteigen und ihre Fahrkünste testen, stellen wir dem Verteidiger der Roten Teufel direkt mal ein paar Fragen:

Marc, die vergangenen zwei Stunden hast Du im Auto verbracht, bist auf dem ADAC-Gelände gedriftet und über den Hockenheimring gedüst. Wie war es für Dich?
Das hat wirklich großen Spaß gemacht, sowohl das Driften, als auch das Fahren über die Rennstrecke. Man konnte sich mal als echter Rennfahrer fühlen. Und mit Tommy daneben hat man immer ein sicheres Gefühl, er ist ein absoluter Profi. Schade war nur, dass es zu schnell zu Ende war. Nächstes Mal komme ich mit noch mehr Zeit hier her.

Beim Driften hast Du gemerkt, wie schnell man die Kontrolle über ein Auto verlieren kann und wie man dem entgegenwirkt. Gibt Dir das auch mehr Sicherheit auf der Straße?
Na klar. Ich habe von Tommy gelernt, wie man das Auto bei Regen und nasser Fahrbahn oder auch bei kleinen Bodenwellen richtig beherrscht. Da ist es wichtig, kurz gegenzulenken. Das ist aber nicht einfach, aber mit ein wenig Übung hat man es raus. Das sind nützliche Dinge, die einem nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch im normalen Straßenverkehr das Leben retten können.

Du betreibst einen Mannschaftssport. Könntest Du Dir auch vorstellen, ein Einzelsportler zu sein wie ein Rennfahrer?
Grundsätzlich bin ich glaube ich eher ein Team-Player, aber ich betreibe alle Sportarten gerne. Alle, außer Golf. Das mag ich überhaupt nicht. Ich habe einmal Golf gespielt, aber danach hat mir der Rücken weh getan. Ich verstehe nicht wieso manche meiner Mannschaftskollegen so gerne Golf spielen. (lacht)

Zurück zum Fußball. Du bist der erste Spanier, der für die Roten Teufel spielt. Aktuell scheinen jedoch immer mehr spanische Spieler in die Bundesliga zu wechseln, woran liegt das?
Stefan Kuntz hat mir bei den Gesprächen erzählt, dass ich der erste Spanier hier bin. Das macht mich ja fast schon ein wenig stolz. Was die Wechsel in die Bundesliga betrifft: Ich denke das liegt daran, dass mit Ausnahme vom FC Barcelona und Real Madrid viele Vereine Probleme haben. Der spanische Fußball im Allgemeinen befindet sich in einer Krise, sowohl sportlich als auch wirtschaftlich. Ich würde sagen, dass die deutsche Bundesliga und die englische Premier League derzeit die besten Ligen in Europa sind. Und da wollen die meisten Spieler natürlich hin.

Von Deiner Heimatstadt Barcelona ging’s für Dich zunächst nach Santander und von dort nach Kaiserslautern. Aus Spanien in die Pfalz – war dies ein kleiner Kulturschock für Dich?
Eigentlich nicht so sehr, wie man das denkt. Ich komme damit gut klar. Santander und Kaiserslautern sind eigentlich ganz ähnliche Städte. Hier ist es derzeit vielleicht ein wenig kälter, aber insgesamt gibt es hier wohl mehr Sonnentage als in Santander. Meine Frau und ich, wir fühlen uns hier sehr wohl.

Was vermisst Du am meisten aus Deiner Heimat?
Eindeutig das Essen. Das ist hier schon anders. Auch wenn ich als Sportler sowieso viel Nudeln und Reis essen muss. Aber das spanische Essen vermisse ich. Meine Frau und ich haben hier zwar schon ein paar nette Restaurants gefunden, aber auch die Bars und Restaurants sind hier unterschiedlich. Bei uns in Spanien gibt es viele kleine Bars, in denen man Tapas essen kann, viele kleine Dinge. Hier muss man sich meist ein großes Essen bestellen. Aber auch daran gewöhnen wir uns.

Was wusstest Du vor Deinem Wechsel über den 1. FC Kaiserslautern?
Ich komme aus Barcelona, da kennt man den FCK. Und auch wenn ich 1991 erst fünf Jahre alt war, ich weiß wer Bakero ist und kenne die Geschichte des Champions League-Spiels. In Spanien ist der FCK noch immer bekannt. Ich wusste, dass es ein großer Club ist, mit einer großen Geschichte. Und ich habe von der besonderen Atmosphäre auf dem Betzenberg gehört. Und das hat sich bestätigt, das Publikum hier ist wirklich einzigartig. Auch die Unterstützung durch die Fans auswärts, das ist absoluter Wahnsinn.

Neben Dir spielt mit Dominique Heintz ein junger Spieler, der gerade seine erste Saison als Profi bestreitet. Dennoch scheint ihr als Team ganz gut zu funktionieren. Wie verständigt ihr Euch auf dem Platz?
Das ist eigentlich kein Problem. Wir sprechen englisch oder deutsch. Ich habe mehrmals die Woche Deutschunterricht. Ich möchte die Sprache schnell lernen, momentan verstehe ich schon einiges, aber das sprechen ist noch nicht so einfach. Es ist gerade für uns Verteidiger sehr wichtig, dass wir viel miteinander reden. Mit Dominique Heintz klappt das Zusammenspiel sehr gut. Er ist ein junger Spieler mit sehr viel Potenzial. Und ich versuche, ihm mit meiner Erfahrung noch weiter zu helfen.

Die Vorrunde ist vorüber, der FCK steht auf Platz drei. Wie lautet Dein Fazit der ersten Saisonhälfte?
Wir haben ein gutes Team, wir haben viele Spieler mit einer hohen Qualität. Daher muss unser Ziel auch der Aufstieg sein. Ich bin mir sicher, dass wir das Zeug dazu haben. Wir sind auch gut in die Saison gestartet, allerdings haben da wir zu viele Punkte liegenlassen. Einige Spiele die Unentschieden endeten, hätten wir gewinnen müssen. In den vergangenen beiden Spielen in St. Pauli und Berlin haben wir eine schlechte Leistung gezeigt. Wir müssen jetzt dringend wieder punkten und am besten mit einer Siegesserie in die Rückrunde starten.

Zuletzt geht es für Marc Torrejón noch auf das Siegerpodest des Hockenheimrings. Dorthin, wo schon viele berühmte Rennfahrer gefeiert und ihren Champagner verspritzt haben. Der Spanier ist kein Mann großer Gesten, genießt eher im Stillen. Aber feiern wie die Rennprofis möchte auch er bald. Und zwar den Aufstieg der Roten Teufel, zusammen mit seinen Kollegen, die er gerade über die Strecke fahren sieht. Noch ein paar Bilder für die Presse, dann verabschiedet er sich von Tommy Strohmayer, der für ihn längst mehr ist als nur ein Fahrlehrer, und bedankt sich für die interessante Erfahrung. Die Einladung zum FCK-Spiel steht natürlich auch. Und als er vom Gelände fährt, weiß Marc Torrejón, dass er sicher nicht das letzte Mal hier war.

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