Blicken wir mal zurück zum Saisonbeginn. Was waren Eure Erwartungen vor dieser Spielzeit?
Christian Tiffert: Für mich persönlich ging es zum einen darum, nach zwei Jahren in der zweiten Liga zu schauen, ob ich den Anforderungen der ersten Liga gerecht werden kann. Zudem kam ich zu einem neuen Verein, und da wollte ich mich zunächst einmal anpassen und reinwachsen. Gespannt war ich auf den Betze. Schon als ich hier mit Duisburg in der zweiten Liga gespielt habe, war das immer etwas Besonderes, wenn man vor dem Spiel den Berg hochgefahren ist.
Oliver Sperk: Ich habe den FCK vor der Saison auf Platz 14 getippt. Ich habe die Mannschaft stark genug eingeschätzt, die Klasse zu halten. Zudem habe ich auf die Euphorie nach dem Aufstieg gesetzt. Dies hat sich ja direkt beim ersten Heimspiel gegen Bayern bestätigt.
Dirk Lion: Für uns als Fans stand natürlich von vornherein fest, dass es in dieser Saison bis zuletzt nur um den Klassenerhalt gehen wird. Aus Fansicht freute man sich darauf, sich endlich wieder mit den großen Traditionsvereinen und ihren Fans messen zu können und nicht immer nur auf halbleere Gästeblöcke im Fritz-Walter-Stadion blicken zu müssen.
Was waren rückblickend die größten Unterschiede im Vergleich zur zweiten Liga?
Oliver Sperk: Zum einen sind natürlich die Arbeitsbedingungen für die Medienvertreter in den Erstligastadien besser. Zudem sind die meisten Bundesliga-Städte für uns verkehrsgünstig gelgen, das erleichtert die Anreise. Mein Kollege Horst Konzok und ich, fahren ja auch zu jedem Auswärtsspiel. Und nicht zuletzt macht es natürlich auch noch mehr Spaß, über prominentere Teams und über die höchste Spielklasse zu berichten.
Dirk Lion: Zum einen natürlich die Stadien, aber vor allen Dingen auch die Anstoßzeiten. Endlich wieder Samstag um 15.30 Uhr, und nicht mehr an einem Montag 880 Kilometer nach Rostock. Das ist für uns als Fans schon eine große Erleichterung.
Was waren für Euch die Highlights? Was bleibt von der Saison 2010/11 hängen?
Dirk Lion: Nach so einer Saison fällt es schwer, ein Highlight zu nennen. Das erste Bundesligaspiel vor 7.000 mitgereisten FCK-Fans in Köln war ein besonderer Moment, aber natürlich auch die Spiele gegen Bayern und Schalke. Aus Fansicht bleibt natürlich die gelungene Choreo zu Ehren Fritz Walters hängen. Und die Demo am 9. Oktober 2010 in Berlin, als rund 200 FCK-Anhänger mit 6.000 Fußballfans aus ganz Deutschland auf die Straße gegangen sind, um für grundlegende Bürgerrechte zu demonstrieren.
Oliver Sperk: Hängen bleiben natürlich im positiven Sinn die Heimsiege gegen Bayern und Schalke. Aber auch das 2:0 gegen St. Pauli, als der Klassenerhalt so gut wie sicher war. Negativ in Erinnerung bleibt leider das Verhalten einiger Fans gegenüber Srdjan Lakic. Das Arbeiten mit der aktuellen Mannschaft war sehr angenehm. Es herrschte ein gutes Verhältnis und man kam gut miteinander aus.
Christian Tiffert: Für mich war der gesamte Tag beim Spiel gegen den VfB Stuttgart ein Highlight. Angefangen von der Choreographie der Fans, über das Spiel, in dem wir gut anfangen und dann 3:0 zurück liegen, bis zu unserer fantastischen Aufholjagd. Nach dem Spiel kamen viele Leute aus dem VfB-Umfeld auf mich zu, und alle zeigten mir nur die Fritz-Walter-Choreographie auf ihrem Handy und waren total begeistert. Das war der absolute Wahnsinn.
Der FCK hat sein Ziel, den Klassenerhalt, erreicht. Was waren Eurer Meinung nach Gründe dafür? Was war das Erfolgsrezept?
Oliver Sperk: Die kleineren Wellentäler waren absehbar, doch in den schwierigen Phasen hat sich Stefan Kuntz dadurch ausgezeichnet, dass keine Unruhe und keine Trainerdiskussionen aufgekommen sind. Wir sind ja auch sehr oft beim Training und haben da natürlich einen recht guten Einblick. Fußball ist trotz aller Superstars immer noch ein Mannschaftssport, und Marco Kurz hat eine Mannschaft geformt.
Christian Tiffert: Ich glaube, die angenehme Atmosphäre im Verein war ein wichtiger Grundstein. Dass alle so an einem Strang ziehen, das habe ich bisher selten erlebt. Das sind wirklich alles bodenständige Jungs, die meisten stehen noch am Anfang ihrer Karriere und freuen sich, in der Bundesliga spielen zu dürfen. Ich denke, wir haben viele Typen in der Mannschaft, die es aufgrund ihrer Art einfach machen, sich mit ihnen zu identifizieren.
Ist das so Dirk? Können sich die Fans mit dem Team identifizieren?
Dirk Lion: Die Identifikation mit der Mannschaft und bodenständigen Spielern wie beispielsweise Christian Tiffert oder Martin Amedick fällt derzeit sicherlich leichter. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so. Dazu waren die Spieler meist auch zu kurz beim Verein. Derzeit hat man wirklich das Gefühl, da wächst etwas zusammen. Die Fans haben das ja auch honoriert, selbst nach Niederlagen gab es keine negative Stimmung. Wenn die Fans merken, dass die Jungs auf dem Platz alles geben und kämpfen, dann stehen sie auch hinter dem Team.
Anders war es im Falle von Srdjan Lakic. Dieser wurde nach Bekanntwerden seines Wechsels zum VfL Wolfsburg von einigen Fans beschimpft.
Dirk Lion: Als Fan ist man natürlich auch noch ein wenig Sozialromantiker, träumt von Kameradschaft, Zusammenhalt und Vereinstreue. Der Wechsel von Lakic war für viele Fans sehr bitter. Das war eine Enttäuschung, mit der jeder dann auch anders umgegangen ist. Da sind die Fans natürlich auch nicht alle immer einer Meinung. Aber das Thema wurde inzwischen größtenteils aus der Welt geschafft, es gab ja dann auch Gespräche mit Trainer und Vorstand und innerhalb der Fanszene.
Christian Tiffert: Natürlich kann ich verstehen, dass die Fans hier eine andere Sicht haben. Aber eine solch extreme Reaktion, wenn auch einiger weniger, hätte ich nicht erwartet. Für uns war Laki ein enorm wichtiger Spieler, der uns durch seine Klasse in der Liga gehalten hat und der sich diese Chance nun auch verdient hat. Zudem finde ich, ist er mit der Situation sehr gut umgegangen, das war nicht selbstverständlich.
Wagen wir mal einen kurzen Ausblick? Mit welchen Erwartungen geht ihr in die neue Saison?
Dirk Lion: Fans erwarten sicher keine Heldentaten. Es gilt zunächst, sich als Verein zu stabilisieren und auf den Erfolgen aufzubauen. Aus Sicht der Fanszene, so wollen wir uns natürlich auch immer verbessern, wollen dafür sorgen, dass der Funke noch öfter von den Rängen auf den Platz springt. Und auch in der kommenden Saison wollen wir wieder ein Ausrufezeichen in Sachen Choreographie setzen.
Oliver Sperk: Wenn der FCK diese Saison bestätigen kann, dann kann man sehr zufrieden sein. Die schwerste Aufgabe wird jetzt sein, Srdjan Lakic zu ersetzen. Stürmer dieser Qualität sind normalerweise nicht für wenig Geld zu haben. Hier kann man für den FCK nur hoffen, dass Stefan Kuntz und Marco Kurz wieder ein gutes Händchen haben.
Christian Tiffert: Man sagt ja immer, das zweite Jahr wird schwieriger, weil man im ersten Jahr immer von der Aufstiegseuphorie lebt. Uns geht es nur darum, den Verein zu stabilisieren und in der ersten Liga zu halten.
Spieler, Journalist, Fans. Welche Wünsche habt Ihr aneinander für die Zukunft?
Dirk Lion: Was die Medien betrifft, so wäre es schön, wenn die Berichterstattung über Fußballfans besser wird. Vor allem bei der bundesweiten Berichterstattung wird oftmals nicht differenziert und schlecht recherchiert, während fanpolitische Themen übersehen werden. Was die Mannschaft betrifft, so hoffe ich, dass uns schmerzliche Spielerwechsel erspart bleiben. Und vom Verein wünscht man sich mal ein klares Bekenntnis zum Fritz-Walter-Stadion.
Oliver Sperk: Von den Fans würde ich mir wünschen, dass die Mannschaft vor allem dann unterstützt wird, wenn es mal nicht so läuft. Und dass die Selbstregulierung unter den Fans besser greift, denn es ist schade, wenn einige wenige Fans das ansonsten positive Bild der FCK-Anhänger durch Aktionen wie Becher- oder Schneeballwürfe zerstören.
Christian Tiffert: Mit den Fans hier kann man mehr als zufrieden sein. Negative Dinge wurden aus meiner Sicht auch unter den Fans schnell geklärt. Auch der Umgang mit den Medienvertretern ist hier sehr harmonisch und angenehm. Ich bin mit allem zufrieden und derzeit wunschlos glücklich.