Seit seiner frühesten Jugend zieht es Michael Moll auf den Betzenberg. Der 52-Jährige, der in Kaiserslautern aufgewachsen ist und sogar in der D- sowie C-Jugend für die Roten Teufel am Ball war, ist FCK-Fan durch und durch. Für seinen Herzensverein scheut Moll keine Kosten und Mühen. Seit es ihn im Jahr 1998 mit seiner Frau Claudia, die sich ebenfalls als brennende FCK-Anhängerin zu erkennen gibt, aus beruflichen Gründen in die beschauliche Kleinstadt Tettnang am schönen Bodensee gezogen hat, trennen ihn und Claudia rund 400 Kilometer von ihrer Heimat. Das entspricht mit dem Auto etwa vier Stunden pro Wegstrecke. Diese aufwendige Anreise hält die beiden langjährigen FCK-Dauerkarteninhaber allerdings keineswegs davon ab, regelmäßig den Spielen im Fritz-Walter-Stadion beizuwohnen. „Wir versuchen natürlich, jedes Heimspiel zu sehen, verpassen in der Regel nur zwei pro Saison“, erzählt Moll. Vor allem die lästigen Montagsspiele stellen das Ehepaar regelmäßig vor Probleme.
Ein Heimspiel verbinden die Molls für gewöhnlich mit einem Heimaturlaub übers Wochenende. In Kaiserslautern erwarben die beiden zeitgleich zu ihrem Umzug 1998 eine kleine Wohnung. „Freitags- und Samstagsspiele sind für uns ein Traum. Dann können wir über das Wochenende in Lautern bleiben und Freunde und Familie besuchen“, sagt Moll. An einem Sonntagsspiel müsse er hingegen noch am gleichen Tag gemeinsam mit seiner Frau die Heimreise an den Bodensee antreten. Doch die beiden sind routiniert. 12.500 Kilometer legt das Duo in etwa pro Jahr zurück, um dem „Betze“ einen Besuch abzustatten. Das brachte den Sohn der Molls auf eine geniale Idee: Seinem Vater schenkte er zu dessen 50. Geburtstag ein T-Shirt mit der Aufschrift „Herzblut – 198.979 km“. 198.979 Kilometer – das entspricht der Distanz, die Michael bis zu seinem 50. Lebensjahr zurückgelegt hat, um von Tettnang auf FCK-Heimspiele zu gelangen.
Doch warum nehmen die Molls 15 Mal im Jahr diese Strapazen auf sich? Trotz des Abstiegs 2012 und trotz der rückläufigen Zuschauerzahlen. Michael hat eine simple Antwort parat: „Sicherlich, es tut schon weg, das Stadion halb leer zu erleben. Ich bin mit dem Verein aufgewachsen. Ich stand schon als kleines Kind in der Westkurve. Mein Umfeld in Tettnang erklärt mich häufig für verrückt. Dann mache ich deutlich, dass der Verein zu meinem Leben und dem Leben meiner Frau gehört. Unser Herz hängt am FCK“. So ruft sich Michael Moll gerne die schönen Erlebnissen der glorreichen Zeiten in Erinnerung, wie die beiden Meisterschaften 1991 und 1998, die Pokalsiege 1990 und 1996, das UEFA-Cup-Spiel gegen Real Madrid (5:0-Sieg) am 17. März 1982 oder den 7:4-Sieg über Bayern München vom 20. Oktober 1973, die er allesamt miterlebte. Obendrein lernte sich das Ehepaar im Rahmen eines FCK-Spiels kennen und lieben. Das war am 8. Dezember 1982, als die Roten Teufel den FC Sevilla im UEFA-Cup mit 4:0 überrollten.
Auch zum jüngsten FCK-Partie, dem Saisonabschluss vor heimischer Kulisse gegen Greuther Fürth, nahmen Michael und Claudia wieder auf ihrem Stammplatz in Block 11.1, Reihe 8 auf der Nordtribüne Platz. Von dort aus verfolgten die beiden den viel umjubelten 3:1-Sieg und die hoch emotionalen Szenen nach der Partie. Auf diese Momente hoffen die beiden immer wieder von Neuem, wenn sie die Reise auf den Betzenberg antreten: „Wenn wir ins Stadion gehen haben wir heute noch jedes Mal Gänsehaut und freuen uns auf jedes Spiel“.